Verwirrende Geste: Trump wischt Macron Schuppen von der Schulter

Nicht nur Emmanuel Macron war von dieser Geste verwundert. (Bild: AP Photo)
Nicht nur Emmanuel Macron war von dieser Geste verwundert. (Bild: AP Photo)

War es der Ausdruck einer innigen Freundschaft oder als Demütigung gedacht? Der US-Präsident spaltet mit der Behandlung seines französischen Amtskollegen die Gemüter.

Während des aktuellen Staatsbesuchs von Emmanuel Macron in den USA betonten er und Donald Trump immer wieder ihren gegenseitigen Respekt und ihre Freundschaft. „Wir haben eine besondere Beziehung“, erklärte der US-Präsident auch bei einem Fototermin im Weißen Haus, setzte dann jedoch zu einer Geste an, die nicht nur bei seinem französischen Kollegen für Verwunderung sorgte: Vor laufenden Kameras wischte Trump Macron über die Schulter und sagte: „Lass mich doch gerade mal die Schuppen von deinem Anzug wischen. Wir müssen ihn perfekt aussehen lassen. Er ist perfekt.“ Das französische Regierungsoberhaupt behielt die Fassung und lächelte.


In den internationalen Medien wird die Geste verschiedentlich gewertet: Während etwa die „Bild“ den Zwischenfall als „peinliche Demütigung“ bezeichnet, befindet der „Spiegel“: „Mehr Wärme, mehr Harmonie, mehr Freundschaft geht nicht im Hause Trump“ und bezeichnet das Verhältnis der beiden als „Bromance“, eine wahre Männerfreundschaft. Jeffrey Toobin, Kommentator beim US-Sender CNN, meint hingegen: „Das war die Geste eines Alphamännchens. Wer möchte schon vor einem internationalen Publikum auf seine Schuppen hingewiesen werden?“

An der Hand führte Trump seinen Kollegen ins Oval Office. (Bild: AP Photo)
An der Hand führte Trump seinen Kollegen ins Oval Office. (Bild: AP Photo)

In den US-Medien wird Macron oft als „Trump-Flüsterer“ bezeichnet: Er wisse, wie man mit dem US-Präsidenten umgehen muss, um sich dessen Freundschaft und Unterstützung zu sichern. „Das ist wichtig. Denn für Theresa May in Großbritannien und Angela Merkel in Deutschland konnte sich der Präsident bisher nicht erwärmen“, erklärt die White-House-Korrespondentin Rebecca Berg auf „CNN“. „Macron weiß, dass man Trump loben muss.“

Tatsächlich scheint der Umgang der beiden Staatsoberhäupter aktuell sehr herzlich zu sein: Immer wieder geben sie sich die Hand, küssen sich auf die Wange und loben sich gegenseitig. In den Medien wird jedoch über die unterschwellige Bedeutung dieser augenscheinlich freundlichen Gesten spekuliert: So wird etwa darauf geachtet, wer dem anderen länger und fester die Hand drückt. Bei ihrem ersten Aufeinandertreffen im Mai 2017 hatte Macron Trumps Hand sekundenlang nicht losgelassen. Im Interview mit der französischen Zeitung „Le Journal du Dimanche“ erklärte er anschließend: „Man muss zeigen, dass man keine kleinen Zugeständnisse macht, nicht einmal symbolisch. So verschafft man sich Respekt.“

Mit Umarmungen demonstrieren die Staatsoberhäupter ihre innige Beziehung. (Bild: AP Photo)
Mit Umarmungen demonstrieren die Staatsoberhäupter ihre innige Beziehung. (Bild: AP Photo)

Ein guter Draht zueinander dürfte jedoch zuletzt beiden Regierungschefs wichtig sein: Trump kann sich durch die Freundschaft zum in Europa hoch angesehenen Macron nationale und internationale Anerkennung sowie Hilfe bei außenpolitischen Konflikten sichern. Der Franzose kann durch seine gute Beziehung zum US-Präsidenten als Sprachrohr Europas agieren, während etwa Angela Merkel und Theresa May ein schwieriges Verhältnis zu Trump haben.