Mutiger Protest gegen Kopftuchzwang: Iranerin trotzt aggressivem Passanten

Das Handyvideo einer Iranerin wird gerade im Netz verbreitet. Es dokumentiert, wie sie auf offener Straße von einem Mann beleidigt und geschlagen wird, weil sie kein Kopftuch trägt.

Seit der Islamischen Revolution 1979 sind Frauen im Iran ab ihrem neunten Lebensjahr dazu verpflichtet, ein Kopftuch zu tragen. Doch mittlerweile lehnen sich immer mehr Frauen dagegen auf. Welche Konsequenzen das haben kann, zeigt ein neues Video auf dem Facebook-Account der Frauenbewegung „My Stealthy Freedom“ (dt.: meine heimliche Freiheit).

„Trage einen Schleier!“, wird der unverhüllten Iranerin von einem Mann in Irans Hausptadt Teheran entgegengerufen. Ihre Antwort: „Geh weg! Ich trage einen Schleier, wenn du auch einen trägst!“ Doch der Mann geht nicht weg – im Gegenteil. Die Diskussion spitzt sich immer weiter zu, der Ton wird rauer. Der Mann droht damit, die Polizei zu rufen, doch die Frau lässt sich nicht verunsichern und sagt, sie würde so lange warten, bis die Polizei kommt. Auf die Drohungen des Mannes reagiert sie selbstbewusst: „Schlag mich doch, wenn du dich traust“ Tatsächlich passiert dann genau das – der Mann schlägt sie! Dabei schreit er wiederholt aggressiv: „Befolge die Regeln!“

Dann schalten sich andere Passanten ein und beruhigen den Mann. Einige Autofahrer rufen aus dem offenen Fenster: „Lang leben die ‚Girls of Revolution Street’!“ Die „Girls of Revolution Street“ (dt.: Mädchen der Straße der Revolution) sehen das Kopftuch als ein Zeichen ihrer Unterdrückung.

Diese Iranerin wurde auf offener Straße geschlagen, weil sie kein Kopftuch trug. (Bild: Facebook/StealthyFreedom)
Diese Iranerin wurde auf offener Straße geschlagen, weil sie kein Kopftuch trug. (Bild: Facebook/StealthyFreedom)

Immer mehr Frauen lehnen sich gegen die Hidschabpflicht auf. Insbesondere in Teheran führt das wiederholt zu Protestaktionen: Alles fing damit an, dass die in New York lebende Journalistin und Aktivistin Masih Alinejad 2014 ein Foto von sich in ihrem Auto ohne Kopftuch auf Facebook postete und andere Iranerinnen dazu aufforderte, ihr ähnliche Fotos von sich zu schicken. Daraus entstand die Bewegung „My Stealthy Freedom‘‘, die mittlerweile über eine Million Likes auf Facebook hat. Seit Mai 2017 gibt es außerdem die Kampagne ,,White Wednesdays‘‘ (dt.: weiße Mittwoche), an dem Iranerinnen mittwochs ein weißes Kopftuch tragen sollen – als Zeichen des Protests und der Solidarität.

Immer mehr Iranerinnen nehmen ihr Kopftuch aus Protest öffentlich ab. (Bild: Facebook/SteahltyFreedom)
Immer mehr Iranerinnen nehmen ihr Kopftuch aus Protest öffentlich ab. (Bild: Facebook/SteahltyFreedom)

Insbesondere im Rahmen dieser Protesttage gehen die Iranerinnen seit einigen Monaten nun immer weiter – legen ihre Kopftücher komplett ab, binden sie an Stöcke und halten sie regungslos in die Luft. Fotos und Video dieser Aktionen werden unter dem Hashtag #whitewednesday in den Sozialen Medien verbreitet. „Die Töchter der Revolution“ werden für ihre Aktionen regelmäßig zu hohen Geldstrafen verurteilt oder festgenommen. Das Facebook-Video der Frau, die auf offener Straße attackiert wird, ist ein weiterer erschreckender Beweis dafür, welche Konsequenzen das Einstehen für Selbstbestimmung und Freiheit haben kann.