Air France will tausende Stellen kappen – rabiate Mitarbeiter reißen Managern Hemden vom Leib

Hunderte Mitarbeiter der französischen Fluggesellschaft Air France haben ein Treffen von Konzernführung und Betriebsrat gestürmt. Die Demonstranten drangen in die Firmenzentrale ein und erzwangen nach Medienberichten (AFP) den Abbruch der Sitzung – Personalchef Xavier Broseta und Pierre Plissionier von der Frachtflugabteilung mussten sich ohne Hemden in Sicherheit bringen. Zuvor hatte Air-France-Chef Frédéric Gagey den Arbeitnehmervertretern einen neuen Sparplan vorgestellt, der 2.900 Arbeitsplätze gefährdet. Er könnte 300 Piloten, 900 Flugbegleiter und 1.700 Mitarbeiter des Bodenpersonals den Job kosten. Die Fluggesellschaft will mit den Kürzungen ihre Verlustserie seit 2011 beenden. «Wir sind heute nicht wettbewerbsfähig genug», begründete der Chef des Mutterkonzerns Air France-KLM, Alexandre de Juniac, die harte Haltung. Kourou Melbassen, Air France: “Unsere Gehaltserhöhungen sind sehr mager. Wir sind nicht anerkannt in unserem Beruf. Wir wollen ja nur eines: Dass Herr de Juniac einfach die Firma verlässt. Er hat viel Schaden angerichtet seit er hier ist und nichts für uns gemacht. Er ist nur hier, um die Interessen der Aktionäre zu verteidigen. Das Personal interessiert ihn nicht.” Eine Air France-Mitarbeiterin: “Wir wurden aufgefordert, mehr zu arbeiten. Wir haben bereits bei “Transform” (alter Rettungsplan) viel gegeben. Der Lohn ist leicht gesunken, wir haben mehr gearbeitetet. Jetzt sagt man uns, nochmal mehr zu arbeiten. Daran gehen wir zugrunde, wir können nicht noch mehr arbeiten!” Air France ist in Europa durch Billigflieger und bei Langstreckenflügen durch die Konkurrenz von Fluggesellschaften aus dem Nahen Osten unter Druck geraten. Laut Sparplan “Perform 2020” sollten Piloten für das gleiche Gehalt länger arbeiten – die machten da aber nicht mit. Verhandlungen mit den Gewerkschaften scheiterten. Vergangene Woche gab der Verwaltungsrat dann einen alternativen Sparplan in Auftrag. Air France schließt nun Entlassungen nicht aus – im vorigen Plan wollte das Unternehmen die Arbeitsplätze vor allem durch freiwilliges Ausscheiden abbauen. Gespart werden soll zudem im Langstreckennetz: Gagey sagte Gewerkschaftsvertretern, 2016 sollten fünf Flugzeuge aus der Langstreckenflotte abgezogen werden, 2017 dann neun weitere. Bei 22 Verbindungen solle die Zahl der angebotenen Flüge reduziert werden. Neuen Verhandlungen erteilte de Juinac zunächst eine Absage. Sollten Gewerkschaften in den kommenden Wochen mit neuen Vorschläge und einer «echten Gesprächsbereitschaft» überkommen, sei die Tür aber nicht verschlossen. Im Streit mit der Konzernführung hatten drei Gewerkschaften für Montag zu Streiks aufgerufen. Air France erwartete keine größeren Behinderung: Die Fluggesellschaft wollte keine Flüge streichen und rechnete lediglich mit Verspätungen. Vor gut einem Jahr hatten Air-France-Piloten den Flugbetrieb aus Protest gegen den geplanten Ausbau der Billigtochter Transavia für zwei Wochen lahmgelegt. su mit AFP, dpa