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Börse in Athen wieder geöffnet – Blutbad mit Ansage

Mit immensen Kursverlusten ist der Handel an der Börse in Athen nach fünf Wochen Zwangspause wieder aufgenommen worden. Am Morgen rutschte der griechische Leitindex Athex Composite um 23 Prozent ab. Am Nachmittag standen noch minus 17 Prozent zu Buche. Banken-Titel wurden nach knapp einem Drittel Einbuße bald wieder ausgesetzt. Wie kommt’s? “Eine Menge Anleger haben auf eine Lösung im Schuldenstreit zwischen dem pleitebedrohten Land und seinen Gläubigern gewettet”, meint Analyst Andreas Paciorek vom Handelshaus CMC Markets in Frankfurt. Sie seien enttäuscht worden. Die komplizierten Verhandlungen laufen noch, Ausgang ungewiss. Zudem liegt die griechische Wirtschaft darnieder: Die Stimmung in den Industrieunternehmen des Landes ist so schlecht wie nie – so der seit 1999 erhobene Markit-Einkaufsmanagerindex. Konstantinos Botopoulos, Vorsitzender der Hellenischen Kapitalmarktkommission: “Die Börse war ja nun für längere Zeit geschlossen und die griechische Wirtschaftslage hängt größtenteils in der Luft – Ungewissheiten, die hoffentlich bald geklärt werden. Da waren wir schon gefasst auf Druck auf die griechischen Aktien, wenn die Börse wieder öffnet. Aber – erlauben Sie mir diese Ansage – das ist kein Grund, den Aktienmarkt geschlossen zu halten und nie wieder zu öffnen. Eine geschlossene Börse, das ist gar keine.” Und Anleger in Griechenland sind noch mehr Kummer gewöhnt: Im Jahr 2012 hatte der Athex-Index sein jüngstes Zwischentief bei 471 Punkten erreicht. Das wäre nochmal fast ein Viertel weniger als das aktuelle Tagestief. Von Anfang 2008 bis Juni 2012 hatte das Aktienbarometer sogar fast 91 Prozent seines Wertes verloren. Dann folgte eine steile Erholung um fast 180 Prozent, bevor die Börse im April 2014 angesichts der Zuspitzung im Schuldendrama wieder abrutschte. Während der Zwangspause der Börse hatten Anleger den griechischen Leitindex über den Umweg eines in den USA gehandelten Indexfonds (ETF) kaufen und verkaufen können. Der Kurs dieses Fonds hatte in den vergangenen Wochen um etwa ein Fünftel nachgegeben. Symela Touchtidou, euronews, Athen: Marktanalysten sagen, dass der Ausverkauf am Montag zu erwarten war. Entscheidend ist nun, für die griechische Börse und für die griechische Wirtschaft insgesamt, dass der Ausverkauf nicht in eine massive Abwanderung ausländischer Investoren übergeht. Das ist die spannende Frage in den kommenden Tagen.” su mit dpa