Deutsche kaufen mehr Schuhe, Kleider, Bücher, Schmuck

Kauflustige Verbraucher, Unternehmer, die wieder investieren und ein Staat, der die sprudelnden Steuereinnahmen unters Volk bringt – dass der Aufschwung in Deutschland trotzdem an Fahrt verliert, liegt am schwachen Außenbeitrag. Nach dem starken Jahresende 2014 stieg das Bruttoinlandsprodukt (BIP) laut Statistischem Bundesamt von Januar bis März gegenüber dem Vorquartal nur noch um 0,3 Prozent. Ende 2014 war die deutsche Wirtschaftsleistung verglichen mit dem vorangegangenen Vierteljahr noch um 0,7 Prozent gewachsen. Ökonom Stefan Kipar von der BayernLB versteht dies jedoch nicht als Exportschwäche. Der negative Außenbeitrag gehe vielmehr auf eine stärkere Dynamik bei den Importen zurück, die von der hohen Binnennachfrage ausgelöst wird: “Er ist somit eher Ausdruck einer Konjunkturstärke als einer Schwäche.” Zwar ist auch die Nachfrage aus dem Ausland nach vorläufigen Berechnungen gegenüber dem Vorquartal gestiegen, aber mit plus 0,8 Prozent vergleichsweise nur geringfügig. Die Importe kletterten im selben Zeitraum fast doppelt so stark, um 1,5 Prozent. Dadurch dämpfte der Außenbeitrag – also die Differenz aus Exporten und Importen – das Wirtschaftswachstum rechnerisch um 0,2 Prozentpunkte. Einzelhändler zählten im April 2,4 Prozent mehr in den Kassen als im Vormonat, so das Statistische Bundesamt, von Januar bis April 2,6 Prozent mehr als 2014. Die Leute kauften von allem mehr: Schuhe, Kleider, Bücher, Schmuck, selbst Medikamente. “Ein stärkeres Wachstum gab es zuletzt im Juni 2011 mit 2,7 Prozent”, so ein Statistiker. Preisbereinigt (real) fiel das Umsatzplus mit 1,7 Prozent mehr als doppelt so stark aus wie von Ökonomen erwartet. Der Internet- und Versandhandel kam in den ersten vier Monaten auf 6,1 Prozent Umsatzplus. Der Umsatz in Apotheken und mit kosmetischen, pharmazeutischen und medizinischen Produkten stieg sogar um 6,6 Prozent. “Damit war die unterliegende Konjunkturdynamik im ersten Quartal deutlich besser als die nur moderate BIP-Wachstumsrate signalisiert”, so Kipar. Ein Ende ist nicht in Sicht, laut GfK-Marktforschern ist die Stimmung der Verbraucher so gut wie seit 2001 nicht: Die Inflation ist schwach und läßt von deutlichen Lohnerhöhungen viel übrig. “Der gute Arbeitsmarkt, die sehr schwache Inflation und die geringen Sparanreize angesichts sehr niedriger Zinsen dürften auch künftig zum Geldausgeben animieren”, sagte Volkswirt Christian Schulz von der Berenberg Bank. Hinzu kommen noch deutliche Lohnerhöhungen: Die Verdienste der rund 19 Millionen Beschäftigten mit einem Tarifvertrag zogen im ersten Quartal um 2,7 Prozent zum Vorjahreszeitraum an. su mit dpa