Ifo-Index: Stimmungsdelle in der deutschen Wirtschaft

Die Stimmung in den Chefetagen der deutschen Wirtschaft hat sich zum ersten Mal seit Oktober leicht eingetrübt. Nach sechs Anstiegen in Folge sank das Barometer für das Geschäftsklima im Mai, allerdings nicht so stark wie von Ökonomen befürchtet. Der Index des Ifo-Instituts fiel minimal um einen Zehntelpunkt auf 108,5 Zähler, so die Münchner Forscher zu ihrer Umfrage unter 7.000 Managern. Klaus Wohlrabe, Ifo-Geschäftsklima-Experte: “Der Grund für die zurückgehenden Erwartungen, die weiterhin sehr gut sind, sind vor allem die Export-Erwartungen. Sie sind etwas zurückgenommen worden, weil der Euro etwas aufgewertet hat und die Weltkonjunktur nicht so brummt wie das manche vielleicht erwartet haben. Aber insgesamt sind auch die Erwartungen weiter auf einem sehr guten Niveau.” Im Großhandel verschlechterte sich das Geschäftsklima, während es im Einzelhandel auf den höchsten Wert seit Juni 2014 stieg. Auch im Bauhauptgewerbe geht es laut Umfrage bergauf. Ein besseres Ergebnis verhinderte die wacklige Weltkonjunktur, die unter der Schwäche großer Schwellenländer wie China, Russland und Brasilien leidet. Dorthin gehen 40 Prozent der deutschen Warenexporte. Die Ausfuhren legten dadurch nur um 0,8 Prozent zu, während die Importe wegen der starken Binnen-Nachfrage fast doppelt so kräftig zunahmen. In Summe bremste der Außenhandel damit das Wachstum, während die Bürger mit ihren Ausgaben für deutliche und die Firmen mit ihren Investitionen für leichte Impulse sorgten. “Die deutsche Wirtschaft bleibt auf Kurs”, betonte Ifo-Präsident Hans-Werner Sinn. Im ersten Quartal war die deutsche Wirtschaft etwas weniger gewachsen als der Schnitt der Eurozone – 0,3 Prozent im Vergleich zu 0,4 beim Rest. Ende 2014 hatte es noch zu 0,7 Prozent gereicht (Eurostat). Der kleine Rückgang beim Ifo-Index sei zu erwarten gewesen, so viele in der Volkswirte-Szene. “Eine Konsolidierung der Erwartungen war überfällig, denn das Geschäftsklima hatte sich in den Monaten zuvor stärker verbessert als es die harten Daten rechtfertigen”, meinte zum Beispiel KfW-Chefvolkswirt Jörg Zeuner. Dennoch werde 2015 ein gutes Jahr. “Hierfür spricht nicht nur die exzellente Verfassung des Arbeitsmarktes, sondern auch die sich inzwischen etwas deutlicher abzeichnende Erholung in den großen Ländern der Eurozone”. Die Bundesregierung erwartet für dieses und nächstes Jahr jeweils 1,8 Prozent Wirtschaftswachstum in Deutschland, nach 1,6 Prozent 2014. su mit dpa, Reuters