Neue Heimat Ungarn: Integrieren und lernen

Sie treffen sich jeden Samstag und dann wird gepaukt. Landeskunde, Mathematik, Fremdsprachen und wie man eine Bewerbung für eine Arbeitsstelle schreibt. Rund 40 Flüchtlinge, die in Ungarns Hauptstadt Budapest gemeldet sind, nehmen an den Kursen teil, der Palästinenser Basil ist einer von ihnen. Er stammt aus dem Gazastreifen. “Der letzte Gazakrieg war Mitte 2014, da wurden die meisten meiner Habseligkeiten zerstört. Also habe ich entschieden, dass ich gehen muss”, erzählt Basil. Er kam nach Ungarn, seine Mitlernenden stammen aus fast allen Winkeln der Welt: aus dem Nahen Osten, aus Afrika, aus dem Iran oder Afghanistan. Diese Kurse seien sehr sinnvoll und hilfreich, findet der Palästinenser. Geleitet wird der Unterricht von Ehrenamtlichen. Prem Rajaram ist Soziologie-Professor an der Zentraleuropäischen Universität in Budapest und gehört zu der Initiative, die die Kurse für Flüchtlinge anbietet. “Es ist schwierig für sie, wenn sie herkommen. Was Bildung, Sprachkurse und praktische Dinge angeht, bekommen sie nur geringe Unterstützung von der Regierung. Aus unserer Sicht ist diese Initiative eine Möglichkeit, den Flüchtlingen zu helfen, ihren Weg zu finden”, sagt Rajaram. Eszter Timár leitet den Englisch-Unterricht. Sie hat einst eine Doktorarbeit über amerikanische Literatur verfasst und engagiert sich nun in ihrer Freizeit für die neuen Mitbürger: “Es wird viel darüber gesprochen, Flüchtlingen zu helfen. Ich weiß, dass sie schwierige Situationen hinter sich haben”, so Timar. “Es reicht nicht, mit Worten zu helfen, man muss etwas tun. Ich bin Lehrerin, und auf diese Weise helfe ich den Menschen.” Eigentlich wollte Basil in Belgien ein neues Leben beginnen, langsam wird er in Ungarn heimisch. “Es gab all diese Gerüchte, dass es in Ungarn nicht gut sei”, sagt er. “Jetzt bin ich seit mehr als sieben Monaten hier und finde es nicht schlecht. Hier kann ich neu beginnen. Und es ist zumindest sicherer als in Gaza.” Er lerne eine Menge in den Kursen, sagt Basil. Doch das Beste sei, dass er so in einem Land, in dem er niemanden kennt, Kontakte knüpfen könne.