Springer und Pro Sieben Sat 1 – neuer Fusionsanlauf

Die deutschen Medienkonzerne Axel Springer (“Bild”, “Die Welt”) und ProSiebenSat.1 prüfen nach unbestätigten Berichten den Zusammenschluss der beiden Unternehmen. “Es gibt solche Absichten”, sagte eine mit dem Vorgang vertraute Person der Nachrichtenagentur Reuters. (“Die Gespräche sind aber noch in einem sehr frühen Stadium.”) Ein zweiter Insider sagte, ein möglicher Deal sei eher eine Frage von Monaten als von Wochen. Friede Springer, Großaktionärin des Verlags, sei über die Gespräche unterrichtet. ProSiebenSat.1 hat keine dominierenden Aktionäre mehr, seit die Finanzinvestoren KKR und Permira ihre Anteile komplett an die Börse brachten. Nach Medienberichten (“Wall Street Journal”) soll den Plänen zufolge der Fernsehkonzern bei einem Zusammenschluss die Führungsrolle übernehmen. Der addierte Umsatz liegt bei etwa sechs Milliarden Euro, der gemeinsame Börsenwert bei rund 15 Milliarden Euro. Schon vor rund zehn Jahren hatte der Zeitungskonzern Axel Springer einen Zusammenschluss mit der Fernsehgruppe ProSiebenSat.1 versucht. Das Vorhaben scheiterte allerdings am Widerstand des Bundeskartellamts und der Medienaufsicht, der Kommission zur Ermittlung der Konzentration im Medienbereich (KEK). Zu groß wären nach ihrer Ansicht die Markmacht und die Meinungsmacht eines Konzerns gewesen, der unter anderem Deutschlands größte Boulevardzeitung “Bild” und einige der größten Privatsender des Landes vereint hätte. Im vergangenen Jahr gewann Axel Springer allerdings einen jahrelangen Rechtsstreit gegen die KEK. ProSiebenSat.1 gehört zu den führenden Medienunternehmen in Europa. Neben Sendern wie Sat.1, ProSieben, Kabel eins, Sixx, Sat.1 Gold und ProSieben Maxx setzt die Gruppe zunehmend auf Digitalaktivitäten, darunter Vergleichsportale wie weg.de und billiger-mietwagen.de. Bei einem Jahresumsatz von 2,88 Milliarden Euro verbuchte das Unternehmen mit 4.210 Beschäftigten 2014 rund 373,5 Millionen Euro Gewinn. ProSiebenSat.1 teilt sich den deutschen Privatfernsehmarkt fast allein mit dem Erzrivalen RTL Group aus dem Hause Bertelsmann. Springer hatte einen Großteil seiner Zeitungen an den Regionalzeitungskonzern Funke (“WAZ”) abgegeben, ist aber nach wie vor einer der größten Verleger des Landes. Im vergangenen Jahr stieg der Umsatz auf 3,04 Milliarden Euro, der Konzerngewinn lag bei 235,7 Millionen Euro. Das 1946 vom Verleger Axel Springer gegründete Unternehmen geht mit 13.917 Mitarbeitern konsequent den Weg vom Print- zum Digitalgeschäft. Heute erlöst Springer gut die Hälfte des Gesamtumsatzes im Internet. su mit Reuters, dpa