Stichwahl in Polen: Es wird eng für Präsident Komorowski

In Polen findet an diesem Sonntag die Stichwahl um das Präsidentenamt statt. Präsident Bronislaw Komorowski tritt gegen seinen nationalkonservativen Herausforderer Andrzej Duda an. Umfragen zufolge könnte es für Amtsinhaber Komorowski eng werden. Bronisław Komorowski w towarzystwie mamy na spotkaniu w #Gdańsk.u http://t.co/9MDn390uWv pic.twitter.com/fPcMeZXuzD— Radio ZET NEWS (RadioZET_NEWS) May 22, 2015 Duda hatte im ersten Wahlgang vor zwei Wochen überraschend in Führung gelegen, aber nicht die nötige absolute Mehrheit erreicht. Erste Prognosen werden nach der Schließung der Wahllokale um neun Uhr abends erwartet. Die Präsidentenwahl gilt auch als wichtiges Signal für die polnischen Parlamentswahlen im Herbst. Kolejny punkt #Duda24 spotkanie w gospodarstwie rolniczym w miejsc. #Staw AndrzejDuda #AndrzejDuda2015 pic.twitter.com/7HkEO8a4jf— Michał Nowak (Towdiasz) May 22, 2015 Rund 30 Millionen polnische Bürger bestimmen an diesem Sonntag in einer Stichwahl ihren künftigen Präsidenten. Laut Umfragen wird es ein äußerst knappes Rennen zwischen dem liberal-konservativen Amtsinhaber Bronislaw Komorowski und seinem eher national orientierten Herausforderer Andrzej Duda. Entscheidend dürften demnach die bis zuletzt Unentschlossenen sein. Nach einer Umfrage liegt Duda mit 48 Prozent in Führung vor Komorowski, den 44 Prozent wählen wollen. In einer am Freitag veröffentlichten Umfrage eines anderen Meinungsforschers führt Komorowski hingegen mit 45 Prozent vor Duda, der auf 43 Prozent hoffen könne. Zu den großen Namen auf der politischen Bühne in Polen zählte Andrzej Duda bisher nicht. Jetzt ist er Favorit. Der 42-jährige promovierte Jurist aus Krakau ist seit zehn Jahren mit der nationalkonservativen Partei Recht und Gerechtigkeit (PiS) verbunden – und mit den Brüdern Kaczynski. Bei den Parlamentswahlen 2007 scheiterte er noch bei dem Versuch, ins Parlament gewählt zu werden. Doch seine PiS-Kontakte verhalfen ihm zur Arbeit im Präsidentenpalast: Seit 2008 arbeitete er in der Kanzlei des damaligen Präsident Lech Kaczynski, der vor fünf Jahren bei der Smolensker Flugzeugkatastrophe ums Leben kam. Als Bronislaw Komorowski, der als Parlamentspräsident zunächst Interimspräsident war, im Sommer 2010 zum Präsidenten gewählt wurde, reichte Duda seinen Rücktritt ein. Nun will er als Hausherr in den Präsidentenpalast zurückkehren. PiS-Parteichef Jaroslaw Kaczynski, der Zwillingsbruder des toten Präsidenten, nominierte den Europaparlamentarier Duda im vergangenen Jahr zum Präsidentschaftskandidaten. Der mit einer Lehrerin verheiratete Duda mag nach eigenen Angaben Extremsport und spielt gerne Fußball. Mit Komorowski hat er trotz aller politischen Unterschiede etwas gemeinsam: Beide waren in ihrer Jugend bei den Pfadfindern aktiv, die in Polen auf eine lange Tradition bei der Pflege von Patriotismus zurückblicken. Im Wahlkampf buhlte Duda vor allem um die Stimmen des “kleinen Mannes”, versprach Steuervorteile für Familien und Einkommensschwache. Auch die Heraufsetzung des Rentenalters auf 67 Jahre will er wieder rückgängig machen. Der Amtsinhaber zeigt sich gerne als Landesvater: In seiner fünfjährigen Präsidentschaft hat sich der polnische Staatspräsident Bronislaw Komorowski (62) immer wieder für die Belange kinderreicher Familien ausgesprochen, die mehr Unterstützung benötigten. Der Spross einer polnischen Adelsfamilie aus dem heutigen Litauen ist selbst fünffacher Vater. Auch einen “modernen” Patriotismus versuchte er in den vergangenen Jahren zu fördern – mit vielen Diskussionen gerade mit Jugendlichen. Patriotismus, das ist für Komorowski etwas wichtiges. Aber es soll eben ein offener Patriotismus sein, einer, der sich nicht aus nationalistischen Strömungen und der Geringschätzung für andere speist. Der studierte Historiker Komorowski engagierte sich während des Kommunismus in der polnischen Bürgerrechtsbewegung, publizierte in der Untergrundpresse und war während des Kriegsrechts interniert. Nach dem Zusammenbruch des Kommunismus begann seine politische Karriere, zunächst in heute nicht mehr existierenden Parteien des einstigen Solidarnosc-Bündnisses, zuletzt in der liberalkonservativen Bürgerplattform (PO). Er war Verteidigungsminister, gehörte dem Parlamentspräsidium an und war vom Herbst 2007 an Parlamentspräsident. Nach der Flugzeugkatastrophe von Smolensk im April 2010 übte Komorowski die Aufgaben des Präsidenten aus und wurde im Sommer 2010 für seine erste Amtszeit in das Präsidentenamt gewählt. (dpa)