Viel heiße Luft, wenig Fakten: Dunja Hayali diskutiert im ZDF über Linksextremismus

Dunja Hayali (Bild: ZDF)
Dunja Hayali (Bild: ZDF)

Dunja Hayali hat ein neues Lieblingsthema entdeckt: Linksextremismus. Zum dritten Mal in Folge widmete sich die Moderatorin in ihrer ZDF-Talkshow der autonomen Szene. Hintergrund sind – na klar- die Krawalle beim G20-Gipfel in Hamburg vor zwei Wochen. Dunja Hayali sagte am Mittwochabend im Zweiten, dass beim Einkaufen, im Taxi und in der Kneipe beim Bier bis heute über die Gewaltexzesse gesprochen werde. Dunja Hayali sagte kurz darauf, dass über linke Gewalt kaum gesprochen werde. Verwirrend. Denn nur eine Aussage kann stimmen. Hayali bleibt dann die weitere Sendung bei ihrer These von der angeblich verschwiegenen linken Gewalt.

Die Idee dahinter ist offensichtlich: Erst konstruiert man ein Tabu, das es anschließend zu brechen gilt. Tabubrecher ist ein angesehener Beruf in Deutschland. Die AfD arbeitet auch so. Politiker dieser Partei behaupten ständig, dass Probleme mit Flüchtlingen von Bundesregierung und Medien unter den Teppich gekehrt würden. Dabei diskutieren AfD-Vertreter in jeder zweiten Talkshow mit Journalisten und Vertretern der Bundesregierung über Flüchtlingspolitik. Nichts dürfte Dunja Hayali ferner liegen als die AfD. Sie engagiert sich gegen rechte Hetze im Netz und wird dafür heftig angefeindet. Nun scheint sie beweisen zu wollen, dass sie auch die andere Seite des politischen Spektrums im Blick hat.

Dagegen wäre nichts einzuwenden, wenn sich Hayali nicht permanent zur Tabubrecherin stilisieren würde. Gestern sagte sie: „Es scheint die Legende von der guten Gewalt zu geben.” Wer diese Legende pflegt, verrät sie nicht. Kein Wunder. Denn kein ernstzunehmender Mensch pflegt diese Legende. Dass es „gut” ist, Kiezläden zu plündern, Kleinwagen abzufackeln oder Steine auf Polizisten zu schmeißen, glauben vielleicht die Plünderer, Autoanzünder und Steineschmeißer. Aber dass einige Krawallos Legenden in die Welt setzen können, überschätzt dann doch deren gesellschaftliche Relevanz.

Dunja Hayali, Bodo Ramelow, Markus Söder und Olaf Sundermeyer (von links) (Bild: Screenshot/ZDF)
Dunja Hayali, Bodo Ramelow, Markus Söder und Olaf Sundermeyer (von links) (Bild: Screenshot/ZDF)

Olaf Sundermeyer sieht das allerdings anders. Sundermeyer ist Journalist und seine Sätze hören sich oft so an, als habe er sie aus Pressemitteilungen der Polizei, Broschüren der Bundeszentrale für politische Bildung oder Verfassungsschutzberichten abgeschrieben. Bei Dunja Hayali erklärte er, dass Mitarbeiter und Mandatsträger der Landtagsfraktion der Linken „fester Bestandteil des Schwarzen Blocks sind”, wo sie „eine zentrale Rolle spielen.” Volksvertreter, die randalieren? Das klingt nach einer Super-Story. Gerne würde man wissen, welcher Abgeordnete wann und wo vermummt demonstriert hat. Doch Sundermeyer präsentierte keinen einzigen Beleg für seine Behauptung.

Thüringens Ministerpräsident Bodo Ramelow ist von der Linkspartei und er sollte eigentlich wissen, wenn ein Teil seiner Genossen nach Feierabend die Hasskappe aus der Aktentasche holt. Ramelow hat sich in der Vergangenheit gegenüber den Autonomen klar abgegrenzt. Als Linksradikale zum Privathaus des AfD-Politikers Björn Höcke marschieren wollten, nannte Ramelow das „Nazi-Methoden.” Gestern sagte Ramelow: „Ich kann nicht akzeptieren, dass Herr Sundermeyer die Linksfraktion in die Ecke der gewaltbereiten Täter stellt.” Herr Sundermeyer schwieg.

Jetzt könnte Dunja Hayali nachfragen, auf welchen Fakten Sundermeyer seine Bemerkung stützt. Aber Hayali ist immer noch damit beschäftigt, die Bedeutung ihres Themas herauszustreichen. „War die Kanzlerin auf dem linken Augen blind, weil sie die linksautonome Szene unterschätzt hat?”, fragte sie Markus Söder von der CSU, der ebenfalls in der Runde saß. Söder sagte: „Es wäre eine abstruse Schlussfolgerung, zu behaupten, dass die Kanzlerin schuld ist am Linksextremismus.” Damit hat er wohl recht. Söder sagte: „Wir müssen gegen Rechtsextremismus vorgehen, gegen islamistischen Extremismus, aber auch gegen Linksextremismus.” Er sollte diesen Satz an diesem Abend noch oft wiederholen.

Am Ende erklärte Dunja Hayali: „Gewalt ist natürlich immer Mist, egal ob sie von links von rechts oder wo auch immer sie herkommt. Aber Protest ist immer gut, gegen wen oder was auch immer, wenn er friedlich ist – auch da sind wir alle einer Meinung.” Inhaltlich könnte man die Sendung nicht besser zusammenfassen. Schön, dass wir mal darüber geredet haben. (fb)

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