„Sie sind viel widerstandsfähiger“ - Im Labor entdecken Forscher die Lösung für das apokalyptische Korallensterben
Hitzewellen im Meer lassen viele Korallenriffe absterben. Bisherige Zuchtprogramme halfen nur begrenzt. Eine Studie zeigt nun, wie sich die wertvollen Ökosysteme retten lassen.
Eine besondere Form der Zucht steigert einer Studie zufolge die Widerstandskraft von Korallenriffen gegen Hitze deutlich: Geschlechtlich vermehrte Korallen überstehen Hitzewellen im Meer erstaunlich gut, wie eine internationale Forschergruppe um Margaret Miller von der Forschungseinrichtung Secore International im Fachmagazin „PLOS One“ berichtet.
Korallenriffe sind die größten von Lebewesen geschaffenen Strukturen der Erde. Diese Ökosysteme gelten wegen ihrer extremen Artenvielfalt als besonders erhaltenswert. Allerdings vertragen viele Korallen Hitzewellen nicht, in den vergangenen Jahren kam es gehäuft zu Korallenbleichen und zum Absterben ganzer Riffe.
Jung gegen Alt
Um dem entgegenzuwirken, setzen viele Meeresforscher auf die ungeschlechtliche Vermehrung durch Stecklinge. Dabei werden abgetrennte Teile der Nesseltiere in geeigneten Bereichen angesiedelt. Im Gegensatz dazu probierten Mitarbeiter von Secore International die unterstützte geschlechtliche Vermehrung in großen Meerwasserbecken. Dabei bringen sie Eier und Spermien zusammen und lassen Korallenlarven heranwachsen, die sich auf einem speziellen Substrat ansiedeln. Mit diesem Substrat werden sie dann in Korallenriffe eingesetzt.
Während der extremen Hitzewelle in der Karibik von August bis Dezember 2023 zeigten diese jungen Korallen eine gesunde Farbe - und zwar an allen 15 Versuchsstellen. „Junge Korallen, die für die Wiederherstellung gezüchtet wurden, sind viel widerstandsfähiger gegen Bleichen unter extremer Hitzebelastung als die vorherrschenden Korallen am Riff“, wird Miller in einer Mitteilung ihrer Institution zitiert.
Grandiose Quote
Von den 767 ausgesetzten Korallen blieben bei der Hitzewelle rund 90 Prozent gesund, etwa fünf Prozent waren blass, die übrigen bleich oder abgestorben. Zum Vergleich: Bei den 1176 alteingesessenen Korallen derselben Arten blieben nur 24 Prozent gesund, etwa 45 Prozent waren ausgebleicht oder abgestorben.
Von den sechs untersuchten Arten war der Unterschied zwischen gezüchteten und alten Korallen bei der Steinkoralle Diploria labyrinthiformis am größten: Während die jungen Korallen fast alle gesund blieben, erlitten nahezu alle alteingesessenen Artgenossen die Korallenbleiche.
Bei der Elchgeweihkoralle (Acropora palmata), ebenfalls eine Steinkoralle, untersuchten die Forscher gezielt die Unterschiede zwischen ungeschlechtlicher und geschlechtlicher Vermehrung. Während die geschlechtlich vermehrten Korallen zu 90 Prozent die Hitzewelle gesund überstanden, galt dies nur für 55 Prozent der ungeschlechtlich vermehrten Korallen.
Echte Option für „unsere wärmere Zukunft“
„Diese Ergebnisse sind sehr ermutigend und bestätigen, dass die Wiederherstellung durch unterstützte Korallennachwuchs-Gewinnung eine wichtige Rolle bei der Sicherung des Fortbestands der Korallen in unserer wärmeren Zukunft spielen kann“, erklärt Miller.
Zwar sorgt die geschlechtliche Vermehrung für eine größere genetische Vielfalt der Tiere - doch das ist wohl nicht die Ursache für den Überlebenserfolg dieser Korallen. Frühere Studien deuten darauf hin, dass jüngere Korallen allgemein besser mit höheren Temperaturen zurechtkommen. Bei der ungeschlechtlichen Vermehrung werden dagegen erwachsene Tiere vermehrt.
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