"Wir sind hier und wir sind viele!": 185 Schauspieler und Schauspielerinnen outen sich

Die eigene sexuelle Orientierung ist in der Film- und Fernsehwelt noch immer ein Tabuthema. Dagegen wollen 185 Schauspielerinnen und Schauspieler nun vorgehen: In der aktuellen Ausgabe des "SZ Magazins" outen sie sich deshalb als lesbisch, schwul, bisexuell, queer, nicht-binär oder trans.

"Mir wurde immer gesagt, ich solle mich nicht outen", erinnert sich die "Tatort"-Schauspielerin Karin Hanczewski. (Bild: 2016 Getty Images/Clemens Bilan)
"Mir wurde immer gesagt, ich solle mich nicht outen", erinnert sich die "Tatort"-Schauspielerin Karin Hanczewski. (Bild: 2016 Getty Images/Clemens Bilan)

"Wir sind hier und wir sind viele!" - mit diesen Worten beginnt das Manifest von 185 Schauspielerinnen und Schauspielern, welches in der aktuellen Ausgabe des "SZ Magazin" der "Süddeutschen Zeitung" abgedruckt ist. Darin outen sie sich gemeinschaftlich als lesbisch, schwul, bisexuell, queer, nicht-binär oder trans. Ziel ihrer neu gegründeten Gruppe "#actout" sei es, Sichtbarkeit zu schaffen, eine Debatte anzustoßen und Tabus zu brechen.

Zu den Unterzeichnern zählen bekannte Film- und Fernsehgesichter wie Mark Waschke ("Tatort"), Jannik Schümann ("Dem Horizont so nah"), Maren Kroymann ("Enkel für Anfänger"), Ulrich Matthes ("Das Boot"), Ulrike Folkerts ("Tatort") oder Jochen Schropp ("Big Brother"). Einige von ihnen hatten sich bereits in der Vergangenheit geoutet. Andere wiederum würden diesen Schritt nun gemeinsam tun, heißt es in dem Manifest.

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Eines der wichtigsten Anliegen des Bündnisses ist es, mit der scheinbaren Unvereinbarkeit zwischen der eigenen sexuellen oder geschlechtlichen Identität und den zu spielenden Rollen aufzuräumen: "Wir müssen nicht sein, was wir spielen", betonen die Künstler. "Wir spielen, als wären wir es - das ist unser Beruf".

Die Zeit sei "sehr reif" für ein öffentliches Coming-out, betonte der Schauspieler Jonathan Berlin. (Bild: 2019 Getty Images/Christian Marquardt)
Die Zeit sei "sehr reif" für ein öffentliches Coming-out, betonte der Schauspieler Jonathan Berlin. (Bild: 2019 Getty Images/Christian Marquardt)

"Ein Akt von Selbstliebe"

Sechs der Schauspieler, darunter Karin Hanczewski ("Tatort") und Jonathan Berlin ("Der dritte König"), gaben dem "SZ Magazin" zudem ein ausführliches Interview, in welchem sie über Vorurteile und Rollenklischees sprechen. "Ich meine längst, dass ich Teil einer offenen, diversen Gesellschaft bin, aber dazu gehört eben auch, dass Minderheiten sichtbar sind", sagte Berlin. Er habe "das Gefühl, dass die Zeit sehr reif ist" für ein öffentliches Coming-out. Für ihn persönlich sei es "fast ein Akt von Selbstliebe", sich zu outen.

Hanczewski wiederum berichtet von konkreten Situationen, in denen ihr geraten wurde, ihre sexuelle Orientierung zu verschweigen: "Mir wurde immer gesagt, ich solle mich nicht outen." Wenn sie ihre Partnerin mit zu den Dreharbeiten ans Set nehme, sei das meist kein Problem. "Dämonisiert wurde das öffentliche Coming-out, jenes vor dem Publikum, vor der Öffentlichkeit." Selbst nachdem sie die Rolle als "Tatort"-Kommissarin Karin Gorniak angenommen hatte, sei es dabei geblieben: "Wenn du dich outest, kann ich dich nicht mehr besetzen", habe man ihr gesagt. Von einem ähnlichen Erlebnis berichtet auch der Schauspieler Mehmet Ateşçi ("Nachspielzeit"). Die Frage, ob das Interview für sie eine Lebensentscheidung sei, beantworten alle sechs Schauspieler mit "Ja".

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