„Vier bis fünf Minuten für ein Bild“: Kölner Künstler zeichnet KVB-Mitpassagiere

Tim Piotrowski stellt die Bilder bei einer Vernissage in Nippes aus.

Herr Piotrowski, Sie zeichnen während ihrer KVB-Fahrten Mitpassagiere in der Bahn – und präsentieren einige der gesammelten Porträts nun in einer Ausstellung, die am 1. September in Nippes Premiere feiert. Wie entstand die Idee zu dem ungewöhnlichen Projekt? Ich zeichne seit jeher viel. Daher lag es nahe, das zu zeichnen, was ich täglich in meiner Umgebung sehe. Es ist eine gute Übung, zumal das Bahnfahren bei mir viel Zeit in Anspruch nimmt, da ich zwischen Nippes und Ehrenfeld pendle. Normalerweise ist man während der Fahrt fremdbestimmt, man macht eben nicht viel, wenn man fährt, es ist ein bisschen verlorene Zeit. Mit dem Projekt versuche ich, diese Zeit selbst aktiv zu nutzen. Wie lange zeichnen Sie schon U-Bahn-Fahrgäste? Das tue ich seit anderthalb Jahren, natürlich mal mehr und mal weniger. Inzwischen ist so eine Menge an Bildern und Skizzen zusammengekommen, dass ich mir überlegt habe, etwas damit zu machen. Anfang August kam auch mein fertig produziertes Buch mit den Motiven aus der Druckerei. Das Projekt ist jedoch nicht abgeschlossen, denn Motive gibt’s noch genug. Wie wählen Sie Ihre Leute aus, die Sie in der Bahn zeichnen? Ich schaue nach Persönlichkeiten, die ich interessant finde. Oft finden sich schon am Bahnsteig Leute, die ich gerne malen würde – aber die steigen dann manchmal früher aus oder setzen sich weit entfernt von mir hin. Daher entwickelt es sich meistens aus der Situation heraus. Hinzu kommt, dass die Bahn manchmal ruckelt, aber das ergibt persönliche Effekte auf den Zeichnungen. Wie lange dauert es, bis ein Bild fertig ist? Das dauert meistens nur vier bis fünf Minuten. Weil man gezwungen ist, schnell zu arbeiten, ist das Zeichnen zugleich ein gutes Training für mich. Haben Sie schon einmal Probleme bekommen, weil sich ein Mitfahrer gegen das Porträtieren gewehrt hat? Bisher gab es noch keine negativen Reaktionen. Die meisten bekommen es gar nicht mit; es sind eher die umstehenden Dritten, mit denen man mal ins Gespräch kommt und denen es auffällt. Es wäre interessant, mit den gezeichneten Leuten in Kontakt zu kommen – aber der Augenblick ist sehr schnell vorbei. Es sind eben kurze Momentaufnahmen: Ganz spontan können sich interessante Situationen ergeben, die dann aber auch wieder vorüber sind. Ein schöner Effekt des Zeichnens ist, dass man die Stadt und die Leute auf eine andere Art kennenlernt. Ich habe den Eindruck, dass viele gar nicht gern in der Bahn sind; sie versuchen die Situation dann auszublenden, indem sie auf dem Handy herumtippen. Haben Sie eine Kölner Lieblingsstrecke oder -linie? Ich fahre momentan zwischen meiner Wohnung und der Arbeit hin und her, also der Flora- und der Körnerstraße – mit den Linien 12 und 15 sowie 3 und 4. Möglichkeiten zum Zeichnen ergeben sich aber überall. Ich schreibe immer ins Bild hinein, in welcher Linie das Werk entstanden ist. Aber ich glaube nicht, dass die Unterschiede im Fahrgast-Publikum zwischen den Linien so groß sind. Die sind sicherlich zwischen verschiedenen Städten wesentlich größer. Demnächst übrigens gehen die Fahrten für mich von der Florastraße nach Hürth-Efferen, da mein Büro umzieht. Dann kommt die Linie 18 sicher häufiger ins Repertoire. Zur Person Tim Piotrowski (35) beschäftigt sich beruflich mit Animationsfilmen und lebt in Nippes. Am Freitag, 1. September, eröffnet er um 19 Uhr seine Ausstellung „Subway Studies“ in der Galerie „o. N. Kunst-Zeit-Raum“, Neusser Straße 321; zudem stellt er sein erschienenes Buch zum Projekt vor. Die Ausstellung ist bis Sonntag, 3. September, zu sehen....Lesen Sie den ganzen Artikel bei ksta