Virologe Streeck bei Markus Lanz: "Gehe nicht davon aus, dass wir eine zweite Welle haben werden"

Bei Markus Lanz teilte Virologe Professor Hendrik Streeck seine Erkenntnisse aus der "Heinsberg-Studie". Auf Lanz' Frage, ob die Maßnahmen der letzten Wochen nicht vielleicht übertrieben gewesen seien, antwortete er ausweichend.

Der Virologe Professor Hendrik Streeck glaubt nicht, dass das Coronavirus mit derselben Kraft zurückkommt. "Ich gehe nicht davon aus, dass wir eine zweite Welle haben werden", sagte Streeck am Donnerstagabend im ZDF-Talk von Markus Lanz. Grund dafür sei die Art und Weise, wie Deutschland derzeit mit dem Virus umgehe - etwas, auf das jeder einzelne "stolz" sein könne, so Streeck.

Was der Virologe und Direktor des Instituts für Virologie und HIV-Forschung an der Medizinischen Fakultät der Universität Bonn meinte, sind unter anderem die Vorgaben zur Hygiene und zum Tragen von Masken, an die sich viele Deutsche hielten. Möglich, so Streeck, sei es aber, dass das Virus in Zukunft immer wieder dort auftrete, wo viele Menschen auf engem Raum zusammenkämen - der Virologe sprach von einer sogenannten "Cluster-Bildung".

Die Studie, die Streeck in der Gemeinde Gangelt (Landkreis Heinsberg) durchgeführt hat, würde darauf hindeuten. Zehn Prozent der Infizierten, so Streeck, würden 80 Prozent der Virus-Weitergaben ausmachen. Es sei also richtig gewesen, schon zu Beginn der Pandemie Großveranstaltungen wie Fußballspiele abzusagen. Ob das gereicht hätte, wollte Lanz wissen, ob also all die anderen Beschränkungen überhaupt notwendig gewesen seien? Hinterher sei man immer schlauer, so Streeck, der sich nicht auf eine konkrete Antwort festlegen lassen wollte.

"Wir sollten es auch nicht überdramatisieren"

Das Coronavirus, so eine weitere Erkenntnis aus der Heinsberg-Studie, sei ein "im Vergleich zu anderen Viren ernstzunehmendes Virus". Aber: "Wir sollten es auch nicht überdramatisieren." Es gebe häufig Krankheitsverläufe ganz ohne Symptome, auch Menschen, die eigentlich zu einer Risikogruppe gehörten, würden oft nur milde Symptome zeigen. Auch gebe es Hinweise darauf, dass Menschen, die an jener verhängnisvollen Karnevalssitzung in Gangelt teilgenommen hätten, schwerere Symptome zeigten als Menschen, sie sich erst später infiziert hätten.

Man kenne das, so Streeck, auch von Grippeviren, dass eine hohe Virenlast, die bei längerem Kontakt mit Infizierten auftrete, schwerere Symptome verursachten. Wenn man also die Infektionsdosis reduziere, vermutete Streeck, dann erreiche man vielleicht auch, dass Infizierte nur milde Symptome zeigten. Wieder hakte Lanz ein: War der Lockdown, so wie er in Deutschland praktiziert wurde, also übertrieben? Auch hier blieb Streeck diplomatisch: Hinterher wisse man immer mehr.