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Virologin bei Maischberger: Ernüchternde Einschätzung zur Impfstoff-Suche

Nach der Kontroverse um die zunächst rein weiße Gästeliste sprach bei Sandra Maischberger nun doch eine afroamerikanische Germanistin zu Polizeigewalt und Rassismus in den USA. Eine ambivalente Einschätzung zur Suche nach einem Corona-Impfstoff gab eine Medikamentenforscherin ab.

Viel Aufregung gab es um den wöchentlichen Talk von Sandra Maischberger - diesmal allerdings schon bevor die Sendung ausgestrahlt wurde. Dass unter anderem über strukturellen Rassismus und Polizeigewalt in den USA diskutiert werden sollte, aber keine schwarze Person als Gast geladen wurde, stieß vielen Beobachtern übel auf. Auf den einschlägigen Social-Media-Kanälen entfachte sich ein Shitstorm, der seine Wirkung nicht verfehlte. Die Redaktion von "maischberger. die woche" organisierte noch eilig eine Schalte zur afroamerikanischen Germanistikprofessorin Priscilla Layne. Die bestätige in einem Gespräch mit dem "Redaktionsnetzwerk Deutschland", erst am Dienstagnachmittag kontaktiert worden zu sein, und kritisierte: "Es ist problematisch, dass keine schwarze Deutsche in der Talkshow sitzt. Ich kann verstehen, dass sie eine schwarze Amerikanerin einladen wollten, die Deutsch kann. Aber es wäre sehr wichtig, jemanden aus der schwarzen deutschen Community dabei zu haben."

In der "maischberger"-Ausgabe selbst sprach die aus North Carolina zugeschaltete Germanistin wie angekündigt über die Wut der schwarzen US-Bevölkerung, die schon vor dem bei einer Verhaftung gewaltsam zu Tode gekommenen Afroamerikaner George Floyd greifbar gewesen sei. Verschärft worden seien die sozialen Unterschiede durch die Coronakrise: "Schwarze Amerikaner sind auf jeden Fall stärker von den Auswirkungen betroffen", erklärte Layne. "Sie haben seltener eine Gesundheitsversicherung, viele sind arbeitslos oder arbeiten in Jobs, wo sie schlecht bezahlt werden, aber trotzdem jeden Tag ihr Leben riskieren. Wenn das alles zusammenkommt und es dann noch Belästigungen von der Polizei gibt, ist das den Menschen einfach zu viel." An eine Besserung der Situation glaube sie erst, "wenn es wirklich strukturelle Veränderungen gibt". Aktuell habe sie "Angst, dass das Militär auf Bürger schießt".

Corona-Impfstoff Ende 2021? "Dann hätten wir unglaubliches Glück"

Wenig erfreuliche Prognosen gab es auch von einem weiteren Studiogast bei Sandra Maischberger am Mittwochabend. Die Virologin und Medikamenten-Forscherin Helga Rübsamen-Schaeff glaubt nicht an die schnelle Verfügbarkeit eines Impfstoffs gegen das neue Coronavirus. Die Wissenschaft habe die Herausforderung angenommen, es liefen "weltweit 135 Projekte", klärte die Forscherin auf. Dennoch sei nicht mit schnellen Ergebnissen zu rechnen.

Zwar denke sie, dass es Ende des Jahres "bestimmt zehn Projekte" gebe, von denen man dann wisse, ob sie eine Reaktion gegen Corona hervorrufen. "Dann haben wir aber immer noch nicht die Sicherheitstests, die Verträglichkeitstests und vor allem die Wirksamkeitstests, die wir brauchen." Das alles benötige viel Zeit. "Wenn wir Ende nächsten Jahres so weit wären, dass wir die Menschheit breit impfen können, hätten wir unglaubliches Glück gehabt." Doch könne es eben auch passieren, dass trotz Milliardeninvestitionen in die Forschung - wie bei HIV - überhaupt kein wirksamer Impfstopp gefunden werde. Rübsamen-Schaeff: "Wir haben keine Garantie."

Deutlich mehr Hoffnung hat die Virologin mit Blick auf die Entwicklung eines Medikaments zu Behandlung von COVID-19. Das bereits verwendete Ebola-Präparat Remdesivir sei ein erster Ansatz in diese Richtung. "Der Grund, warum wir HIV in den Griff bekommen haben, sind Medikamente, die man kombiniert und die ein Todesurteil umgewandelt haben in eine lebenslange Behandlung, mit der man aber alt werden kann", erläuterte Helga Rübsamen-Schaeff. Daher wäre sie glücklich in absehbarer Zeit zu einem Corona-Patienten sagen zu können: "Sie haben sich zwar infiziert, aber ich kann Sie behandeln."