Virtuelle Regenbögen: Online-Protest gegen Uefa-Entscheidung

Das Regenbogenfarben-Verbot der Uefa schlägt weiter hohe Wellen. Jetzt trendet auf Twitter der Hashtag #MuenchenMachEsTrotzdem und es regt sich virtueller Widerstand.

So bunt hätte die Münchener Allianz-Arena beim EM-Spiel heute Abend leuchten sollen, doch die Uefa untersagt es. (Bild: Alexander Hassenstein/Getty Images)
So bunt hätte die Münchener Allianz-Arena beim EM-Spiel heute Abend leuchten sollen, doch die Uefa untersagt es. (Bild: Alexander Hassenstein/Getty Images)

Die Europäische Fußball-Union Uefa schreibt sich gerne in großen Lettern "Respect" und Toleranz auf die Fahnen. Sie dreht Werbeclips mit Spielern und lässt die Schlagwörter in keiner Kampagne und keinem Stadion aus. Doch als der Münchener Stadtrat nun die Allianz-Arena als Zeichen gegen Homophobie in den Regenbogenfarben leuchten lassen wollte, da zog sich der Verband plötzlich auf seine angeblich unpolitischen Prinzipien zurück. Die Uefa erlaubte die Beleuchtung im Spiel der DFB-Mannschaft gegen die Ungarn am heutigen Mittwochabend nicht.

Die unpolitische Haltung wird zum Politikum

Offiziell begründet der Fußballverband das Verbot wie folgt: "Die Uefa ist gemäß ihrer Satzung eine politisch und religiös neutrale Organisation. Angesichts des politischen Kontextes dieses speziellen Antrags – eine Botschaft, die auf eine Entscheidung des ungarischen nationalen Parlaments abzielt – muss die Uefa diesen Antrag ablehnen."

Hintergrund ist ein letzte Woche vom ungarischen Parlament gebilligtes Gesetz, das darauf abzielt, die Darstellung von nicht-heterosexueller Sexualität zu zensieren bzw. zu verbieten.

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Nun ist eine Debatte darüber entstanden, ob schon das Eintreten für Menschenrechte eine politische Positionierung ist oder nicht gerade die Verpflichtung eines riesigen Verbandes mit größtmöglicher Öffentlichkeit. Und ob das Verhindern der Regenbogenfahne ausgerechnet beim Spiel gegen die Ungarn, mit einer rechtskonservativen Regierung unter Viktor Orbán, die sich schon mehrfach als homophob bewiesen hat, eine viel größere politische Botschaft ist.

Nachdem das Stadion in München nun also nicht leuchten darf, regt sich der Widerstand bei vielen Fans. Manche hoffen, dass sich die Stadt München einfach über das Verbot hinwegsetzt. Auf Twitter trendet längst der Hashtag #MuenchenMachEsTrotzdem. Mehrere Deutsche Städte haben bereits angekündigt, ihre Stadien am Mittwochabend bunt zu beleuchten. Hertha BSC, der FC Köln, Hannover 96 und der VfL Wolfsburg kündigten zum Beispiel per Tweet an, die Regenbogenfahne stellvertretend leuchten zu lassen.

Auf den sozialen Medien schlugen User auch vor, unter jeden offiziellen Post der Uefa eine Regenbogenflagge zu posten. "Leute antworten völlig zusammenhangslos auf alle Tweets der @UEFA nur noch mit Regenbogen-Fahnen. TUT DAS BLOSS NICHT! Und nicht weitersagen!" schrieb dieser User.

Die Uefa schrieb in einem Statement, sie habe "der Stadt München dennoch vorgeschlagen, das Stadion entweder am 28. Juni – dem Christopher Street Liberation Day – oder zwischen dem 3. und 9. Juli, der Christopher Street Day-Woche in München, in den Regenbogenfarben zu beleuchten." Dann allerdings wäre die EM in München vorbei und die Aufmerksamkeit weg, denn das letzte EM-Spiel in der Allianz-Arena findet bereits am 2. Juli statt. Was auch immer die Uefa mit der Absage an die Stadionbeleuchtung bezweckt hatte, die Aufmerksamkeit für das Thema Toleranz ist nun in jedem Fall um das Vielfache gestiegen.

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