Vitamin-D, Glucosamin, Omega-3 - Orthopädie-Spezialist packt aus: Diese Supplements braucht Ihr Körper wirklich

Nahrungsergänzungsmittel sind genau das, was ihr Name impliziert - Ergänzungen. Sie sollen eine ausgewogene Ernährung unterstützen und nicht ersetzen.<span class="copyright">Getty Images/Jun</span>
Nahrungsergänzungsmittel sind genau das, was ihr Name impliziert - Ergänzungen. Sie sollen eine ausgewogene Ernährung unterstützen und nicht ersetzen.Getty Images/Jun

Von Glucosamin bis Omega-3: Orthopädie-Spezialist und Ernährungsmediziner Markus Klingenberg enthüllt, welche Nahrungsergänzungsmittel wirklich helfen und für wen sie unverzichtbar sind.

Welche Rolle spielen Nahrungsergänzungsmittel in der Orthopädie und für welche Patientengruppen sind sie besonders relevant?

Nahrungsergänzungsmittel haben eine unterstützende Funktion in der Orthopädie, besonders bei der Behandlung von Arthrose. Sie sind besonders relevant für bestimmte Patientengruppen. Arthrose-Patienten können beispielsweise von Glucosamin und Chondroitin profitieren, da diese Schmerzen lindern und den Knorpelabbau verlangsamen können. Studien weisen darauf hin, dass sie die Gelenkfunktion verbessern und die Lebensqualität steigern können.

Postoperative Patienten können ebenfalls von Nahrungsergänzungsmitteln profitieren. Nach orthopädischen Eingriffen können Vitamin D, Kalzium und entzündungshemmende Mittel die Heilung fördern und Entzündungen reduzieren. Ältere Menschen, die oft einen erhöhten Nährstoffbedarf haben, insbesondere für Knochen- und Gelenkgesundheit, können auch von Ergänzungen profitieren. Die Verwendung sollte jedoch immer in Absprache mit einem Arzt erfolgen, um individuelle Bedürfnisse zu berücksichtigen.

Das setzt allerdings voraus, dass diese zuvor gemessen werden. Zumindest im Bereich der gesetzlichen Krankenkassenleistungen ist das in den meisten Fällen nicht vorgesehen. Obwohl bekannt ist, dass ein Großteil der Bevölkerung in Deutschland vor allem im Winter einen Vitamin D Mangel aufweist, muss für eine Vitamin D Bestimmung auf Kosten der gesetzlichen Krankenkassen schon ein relevantes Krankheitsbild vorliegen. Prävention ist hier nicht vorgesehenen.

Omega-3-Fettsäuren sind ein weiteres Nahrungsergänzungsmittel, das eine bedeutende Rolle bei der Genesung nach orthopädischen Operationen spielt. Sie haben entzündungshemmende Eigenschaften, die postoperative Entzündungen reduzieren können, was den Heilungsprozess beschleunigt und Schmerzen lindert. Darüber hinaus stärken sie das Immunsystem, was besonders wichtig ist, um Komplikationen nach einer Operation zu vermeiden.

Zudem fördern Omega-3-Fettsäuren den Zellaufbau und die Regeneration von Gewebe, was für die Heilung nach Verletzungen und Operationen entscheidend ist. Relevant ist nicht nur die absolute Konzentration von Omega-3-Fettsäuren im Blut. Es kommt ganz wesentlich auf den Omega-3 / Omega-6-Fettsäuren-Index an. Deshalb bestimme ich diesen regelmäßig bei meinen Patienten.

Wie kann ich feststellen, ob ich ein Nahrungsergänzungsmittel benötige und welche Tests oder Untersuchungen sind dafür notwendig?

Um zu ermitteln, ob Sie Nahrungsergänzungsmittel benötigen, können Sie verschiedene Maßnahmen durchführen. Zunächst ist es hilfreich, ein Ernährungstagebuch zu führen, um Ihre Nährstoffaufnahme zu überwachen. Das geht inzwischen sehr komfortabel mit verschiedenen Apps. Falls Sie bei sich die typischen Symptome eines Nährstoffmangels feststellen, kann auch das ein (schwacher) Hinweis auf einen Mangel darstellen.

Genauer sind spezifische Blutuntersuchungen, die den Gehalt an Vitaminen und Mineralstoffen in Ihrem Körper bestimmen. Diese Tests variieren in ihren Kosten, je nachdem, welche Nährstoffe getestet werden sollen. Es ist auch ratsam, einen Arzt oder Ernährungsberater zu konsultieren, um individuelle Bedürfnisse zu besprechen und mögliche Tests zu planen. Für die Diagnose von Nährstoffmängeln werden am häufigsten Blut-, Urin- und Gewebeproben verwendet.

Blutproben sind die gängigste Methode zur Bestimmung von Vitamin- und Mineralstoffgehalten. Urinproben dienen zur Messung wasserlöslicher Vitamine und Mineralstoffe. Gewebeproben bieten präzise Informationen, sind jedoch invasiv und werden selten benötigt.

Es gibt inzwischen auch Selbsttests für bestimmte Vitamine wie Vitamin D, B12 und Folsäure, die Sie zu Hause durchführen können. Diese Tests erfordern in der Regel eine Blutentnahme per Fingerstich und die Probe wird anschließend an ein Labor geschickt zur Analyse. Die Qualität und Kosten der Testverfahren variieren sehr deutlich. Wichtig ist auch zu erwähnen, dass ein einzelner Test oft wenig aussagt. Der Verlauf der Testwerte in mehreren Untersuchungen ist relevant.

Können Nahrungsergänzungsmittel eine ausgewogene Ernährung ersetzen oder sollten sie nur als Ergänzung betrachtet werden?

Nahrungsergänzungsmittel sind genau das, was ihr Name impliziert - Ergänzungen. Sie sollen eine ausgewogene Ernährung unterstützen und nicht ersetzen. Eine gesunde, ausgewogene Ernährung besteht aus einer Vielzahl von Lebensmitteln, die zusammen die benötigten Vitamine, Mineralstoffe und Nährstoffe liefern, um den Körper optimal zu versorgen.

Obst, Gemüse, Vollkornprodukte, mageres Protein und gesunde Fette sollten die Grundlage Ihrer täglichen Ernährung bilden. Um optimal von einer ausgewogenen Ernährung zu profitieren, sollte der Fokus auf frischen, unverarbeiteten Lebensmitteln liegen und eine abwechslungsreiche Kost angestrebt werden. Nahrungsergänzungsmittel können dabei helfen, aber sie sind kein Ersatz für gesunde Essgewohnheiten. Denken Sie daran: Eine Pille kann niemals alle Vorteile eines bunten und vielfältigen Tellers bieten!

Es gibt jedoch Situationen, in denen Nahrungsergänzungsmittel nützlich sein können. Beispielsweise kann bei intensiver sportlicher Betätigung oder speziellen gesundheitlichen Bedingungen ein erhöhter Bedarf an bestimmten Nährstoffen bestehen.

Auch wenn es schwierig ist, bestimmte Nährstoffe über die Nahrung aufzunehmen - wie etwa Vitamin D in den Wintermonaten oder Folsäure während der Schwangerschaft - können Nahrungsergänzungsmittel hilfreich sein. Wenn es einfach und zu überschaubaren Kosten möglich ist, empfehle ich immer die fraglichen Nährstoffe im Blut zu messen.

Welche Kriterien sollte man bei der Auswahl eines Nahrungsergänzungsmittels beachten, um die Qualität und Wirksamkeit zu gewährleisten?

Bei der Auswahl von Nahrungsergänzungmitteln gibt es ein paar Kriterien auf die Sie achten sollten:

  1. Inhaltsangaben: Überprüfen Sie als erstes die Liste der Inhaltsangaben. Vermeiden Sie Produkte, die ungewöhnlich vielen Substanzen und Zusatzstoffen enthalten.

  2. Dosierung: Achten Sie darauf, dass die Dosierungen der Inhaltsstoffe klar angegebenen sind und - wo möglich - in Bezug zu den empfohlenen Tageswerten gesetzt werden.

  3. Qualitätssiegel: Bekannte und aussagekräftige Qualitätssiegel sind ein wertvoller Hinweis auf hochwertig hergestellte Produkte.

  4. Hersteller: Renommierte Hersteller, bevorzugt aus Deutschland oder den europäischen Nachbarländern, sind oftmals die bessere Wahl, da sie strengeren Vorgaben unterliegen.

  5. Gesundheitsangaben: Seien Sie skeptisch bei übertriebenen Gesundheitsangaben ohne die Angabe hochwertiger Studien. Letztere sind für den Endverbraucher allerdings oft schwer nachvollziehbar.

  6. Wechselwirkungen: Informieren Sie sich über mögliche Wechselwirkungen mit Medikamenten oder anderen Nahrungsergänzungsmitteln, die Sie vielleicht einnehmen.

  7. Empfehlungen: Empfehlungen eines Arztes oder Apothekers Ihres Vertrauens ermöglichen Rückfragen

Gibt es potenzielle Risiken oder Nebenwirkungen, die mit der Einnahme von Nahrungsergänzungsmitteln verbunden sind?

Die Einnahme von Nahrungsergänzungsmitteln ist nicht ohne potenzielle Risiken und Nebenwirkungen. Eine davon ist die Möglichkeit von Verunreinigungen. Nahrungsergänzungsmittel könnten mit Schwermetallen oder verbotenen Substanzen kontaminiert sein, was gesundheitliche Risiken darstellt. Leistungssportler gehen das Risiko eines positiven Dopingbefundes ein.

Ein weiteres Risiko ist die Überdosierung. Hohe Dosen bestimmter Vitamine wie Vitamin A, D, E können toxische Effekte hervorrufen, einschließlich Hypervitaminosen und einem erhöhten Risiko für Krankheiten wie Herzinsuffizienz oder Schlaganfälle. Persönlich habe ich allerdings keine klinisch relevante Überdosierung diagnostiziert.

Wechselwirkungen stellen ein weiteres potentielles Problem dar. Nahrungsergänzungsmittel können mit Medikamenten interagieren und deren Wirkung beeinflussen. Dies kann besonders bei chronischen Erkrankungen problematisch sein. Schließlich besteht auch das Risiko einer psychologischen Abhängigkeit. Die regelmäßige Einnahme kann zu einer Abhängigkeit von bestimmten Produkten führen, insbesondere bei Sportlern.

Um diese Risiken zu minimieren, ist es ratsam, vor der Einnahme einen Arzt oder Ernährungsberater zu konsultieren. Sportler finden zudem ausgezeichnete Informationen auf der “Kölner Liste”. Die Kölner Liste® führt Nahrungsergänzungsmittel und Sportlernahrung mit minimiertem Dopingrisiko auf. Damit bietet sie vor allem Sportlern, Trainern und Eltern eine Orientierung in dem unüberschaubaren Markt von Nahrungsergänzungsmitteln.

Welche aktuellen wissenschaftlichen Erkenntnisse gibt es zum Thema Nahrungsergänzungsmittel?

Die aktuellen wissenschaftlichen Erkenntnisse zum Thema Nahrungsergänzungsmittel zeigen ein gemischtes Bild, insbesondere in Bezug auf ihre Wirksamkeit bei Arthrose. Es wird darauf hingewiesen, dass viele Nahrungsergänzungsmittel, wie Chondroitin und Muschelextrakte, meist keine signifikante Wirkung zeigen. Glucosamin hat eine etwas bessere Datenlage, wird jedoch zurückhaltend empfohlen.

Dennoch gibt es einige Studien, die darauf hinweisen, dass Chondroitin den Knorpelabbau besser reduzieren kann als gängige Schmerzmittel. Glucosaminsulfat könnte ebenfalls den Knorpelabbau hemmen und die Gelenkfunktion verbessern. Hagebuttenpulver zeigt positive Effekte auf die Beweglichkeit und Schmerzlinderung. Curcumin hat ebenfalls entzündungshemmende Eigenschaften und kann Schmerzen ähnlich wie Ibuprofen lindern.

Die Forschung ist jedoch heterogen und Fachgesellschaften haben unterschiedliche Empfehlungen. Einige Patienten berichten von Linderung durch Nahrungsergänzungsmittel, während andere keine signifikanten Effekte feststellen. Daher ist eine individuelle Bewertung und ärztliche Beratung ratsam, um die geeigneten Präparate zu wählen.

Laut neuesten Studien sind folgende Nahrungsergänzungsmittel bei Arthrose besonders effektiv: Glucosamin reduziert signifikant Arthroseschmerzen und verbessert die Beweglichkeit im Vergleich zu Placebos. Chondroitin wirkt bei der Reduzierung von Knorpelabbau und Entzündungen, oft besser als gängige Schmerzmittel wie Ibuprofen.

MSM (Methylsulfonylmethan) hemmt Entzündungen und fördert die Gelenkbeweglichkeit, besonders in Kombination mit Glucosamin. Hagebutte verbessert die Beweglichkeit und lindert Schmerzen, wenn regelmäßig eingenommen. Curcumin hat starke entzündungshemmende Eigenschaften und kann Schmerzen ähnlich wie Ibuprofen lindern.

Persönlich arbeite ich gerne mit Nahrungsergänzungsmitteln. Das gilt umso mehr, wenn ich bei meinen Patienten einen individuellen Mangel oder Mehrbedarf feststellen konnte. Die individuellen Ernährungsgewohnheiten, der Nährstoffbedarf und der Anspruch der Patienten variieren ganz erheblich. Die Wirkstoffkonzentration der Präparate, die Kombinationen der Wirkstoffe und deren Bioverfügbarkeit variieren ebenfalls beträchtlich. Ein wohlüberlegtes Ausprobieren und Beobachten der Auswirkung einer Einnahme unter Berücksichtigung der Literatur beschreibt am besten mein Praxis orientiertes Vorgehen.