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Vogelgrippe-Virus bei Wildvogel nachgewiesen

Die Vogelgrippe-Gefahr schien nachzulassen. Nun gibt es einen neuen Fall in Mecklenburg-Vorpommern - bei einem Wildvogel. Foto: Patrick Seeger

Erstmals in Europa ist das gefürchtete Vogelgrippe-Virus H5N8 bei einem Wildvogel nachgewiesen worden. Entdeckt wurde es in einer Krickente, die im Rahmen der Wildvögel-Überwachung auf der Insel Rügen in Mecklenburg-Vorpommern geschossen wurde.

Das sagte Mecklenburg-Vorpommerns Agrarminister Till Backhaus (SPD) in Schwerin. Damit erhärtet sich der Verdacht, dass die Ausbrüche der vergangenen Wochen in Nutztierställen in Europa auf eine Übertragung aus der Wildvogelpopulation zurückzuführen sind. Sämtliches Geflügel in betroffenen Haltungen muss getötet werden, denn das Virus ist hochansteckend. Die Krickente auf Rügen hatte Backhaus zufolge keine äußeren Anzeichen der Krankheit.

Bundeslandwirtschaftsminister Christian Schmidt (CSU) rief alle Bundesländer zur Vorsorge auf. So solle etwa Hausgeflügel in Ställen untergebracht werden, erklärte Schmidt in Berlin. «Unklare Krankheits- oder Todesfälle müssen schnellstmöglich untersucht und bei Verdachtsfällen dem jeweils zuständigen Veterinäramt gemeldet werden.» Konsequente Hygiene sei das A und O, um eine Verbreitung der Geflügelpest zu verhindern.

Für Mecklenburg-Vorpommern ordnete Backhaus noch am Samstag die sofortige Unterbringung aller rund 13 Millionen Hühner, Puten und Enten sowie von anderem Nutzgeflügel in Ställen oder überdachten Volieren an. Rund 40 000 Halter sind von dem Erlass betroffen, dessen Einhaltung von Veterinärämtern und der Polizei kontrolliert werden soll. Die Tiere dürfen auch nicht mit Oberflächenwasser getränkt werden. Damit soll jeder Kontakt mit Wildvögeln und deren Ausscheidungen verhindert werden.

Bei dem Virus in der Krickente von Rügen handele sich um exakt den gleichen Erreger, der bei den bisherigen Ausbrüchen in Deutschland und den Niederlanden nachgewiesen wurde, sagte Backhaus. Zu dem H5N8-Virus, das in Großbritannien festgestellt wurde, gebe es nur sehr geringe Abweichungen. Es sei nicht auszuschließen, dass sich das Virus auf seinem Ausbreitungsweg wandelt.

Bundeslandwirtschaftsminister Schmidt will die Länder auffordern, ein aktives Wildvogel-Monitoring zu veranlassen - also Wildvögel zu erlegen und zu untersuchen. Damit könnten die Kenntnisse zum derzeitigen Vorkommen von aviären Influenzaviren bei Wildvögeln vertieft werden, sagte er. Bislang ist Mecklenburg-Vorpommern mit 721 untersuchten Tieren in diesem Jahr vorbildlich. In Schleswig-Holstein wurden nach Zahlen des Schweriner Ministeriums hingegen erst 98 Wildvögel untersucht, in Nordrhein-Westfalen 77.

In einem Drei-Kilometer-Umkreis um den Fundort der Krickente auf der Halbinsel Ummanz stehen die Geflügel-Haltungen seit Samstag unter besonderer Beobachtung. Neben kleinen Hobby-Ställen gibt es dort zwei größere Betriebe mit zusammen 4300 Tieren, wie es hieß. Im Umkreis von zehn Kilometern werde ebenfalls genauer hingeschaut - dort gebe es noch einmal drei große Haltungen mit zusammen mehr als 100 000 Tieren. «Ein Sperrbezirk wurde aber nicht eingerichtet», betonte Backhaus.

In einem Putenmastbetrieb in Heinrichswalde im Landkreis Vorpommern-Greifswald - mehr als 50 Kilometer entfernt von dem Ort, an dem die Krickente geschossen wurde - war die Vogelgrippe Anfang November ausgebrochen. Rund 31 000 Puten wurden getötet, nachdem etwa 2000 Tiere verendet waren. Weitere Ausbrüche der Geflügelpest gab es später in den Niederlanden und Großbritannien. Das Virus H5N8 war zuvor nur aus Asien bekannt. «Wir müssen jetzt von einem europaweiten Seuchengeschehen sprechen», sagte Backhaus.

Krickenten sind dem Minister zufolge äußerst mobil und legen Entfernungen von bis zu 8000 Kilometern zurück. Die kleinen Wildenten - das Männchen werde 400 Gramm, das Weibchen 300 Gramm schwer - lebten in großer Zahl am Baikalsee in Sibirien. Tiere von dort seien in Südkorea beobachtet worden und sie flögen auch bis nach Europa.