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Von Affen bis Zeitlosigkeit: Das große Selfie-Alphabet

ARCHIV - Model Lena Gercke fotografiert sich mit David Beckham (l) und Joko Winterscheidt. Foto: Jens Kalaene

Affen und Astronauten tun es, Prinzen, der Papst und Präsidenten ebenfalls: den Arm ausstrecken und das Gesicht ins Handy halten.

Selfies laufen in sozialen Netzwerken hoch und runter. Für alle, die den Überblick verloren haben: das Phänomen von A bis Z...

A WIE ANALOG: Der ehemalige US-Außenminister Colin Powell prahlt, schon vor 60 Jahren Selfies geknipst zu haben. Er postete auf Facebook ein Schwarz-Weiß-Foto vom jungen Colin, das er vor dem Spiegel mit analoger Kleinbildkamera und ganz ernster Miene aufnahm.

B WIE BELFIE: Wer mit dem Smartphone nicht sein Antlitz, sondern seinen Allerwertesten ablichtet, kreiert ein Belfie - also eine Mischung aus «butt» (Hintern) und Selfie. So hielt etwa Lady Gaga ihren prallen Po in die Linse.

C WIE COMEDY: Als Protest gegen den Selfie-Wahn riefen die Youtube-Comedians von Y-Titty vor kurzem zum Suglie-Tag (Selfie + «ugly»: hässlich) auf. Einige verzerrten Grimassen schwirren seitdem durchs Netz.

D WIE DEFINITION: Der Duden listet das Phänomen noch nicht, aber das «Wiktionary» hat schon eine Erklärung parat: «Fotografisches Selbstporträt, das meist ohne Fern- oder Selbstauslöser aufgenommen wurde und in der Regel für den Gebrauch in sozialen Netzwerken bestimmt ist.»

E WIE ENTENSCHNUTE: Beliebter, wenn auch selten intellektuell wirkender Ausdruck beim Selfie-Schießen. Das als «Duckface» bekannte Extrem-Lippenschürzen ist eine Art digitaler Nachfolger des Luftkusses.

F WIE FRANZOSEN: In Frankreich eroberten die Selfies die Wahlkabinen. Viele Wähler machten bei den Kommunalwahlen neben ihrem Kreuz auch ein «Selfisoloir» (Selfie + «isoloir»: Wahlkabine). Die Holländer tauften ihre Wahlbilder «Stemfies» («stem»: Stimme + Selfie).

G WIE GAUCKI: Auch den ersten Mann im Staat hat es schon erwischt. TV-Moderator Jan Böhmermann knipste sich nach der Grimme-Preis-Verleihung mit Bundespräsident Joachim Gauck - und erfand dabei gleich eine neue Selfie-Gattung: das «Gaucki».

H WIE HELFIE: Kein niedlicher Handlanger, sondern ein Selfie, das sich um die Haare dreht. Das andere Ende des Körpers ist auf einem «Footsie» zu sehen. Im Netz kursieren sogar schon «Shelfies» («shelf»: Regal), auf denen Leseratten vor Buchregalen posieren.

I WIE INDONESIEN: Auch ein indonesischer Affe erlangte Berühmtheit im Netz. Er stibitzte Medien zufolge die Kamera eines Tempel-Touristen und nahm sich selbst auf.

J WIE JAPANER: Ein virales Phänomen wurde das Selbstporträt von Aki Hoshide im All. Der Astronaut schoss 2012 ein «Spacey» außerhalb der Raumstation ISS. Bei der Suche nach Lebensformen auf dem Mars knipste sich auch der Rover «Curiosity» - weiter von der Erde entfernt wurde noch kein Selfie aufgenommen.

K WIE KOALAS: Als Selbstporträts verkaufte der Wild Life Zoo in Sydney auch Bilder der Koalas Bruce und Jay. Zwar posierten die Eukalyptus-Kauer im Selfie-Stil, trotzdem löste ein Bewegungsmelder die Fotos aus.

L WIE LIBERAL: Als ungewöhnlicher Haushaltspolitiker zeigt sich der Hamburger Bürgerschaftsabgeordnete Robert Bläsing (31) im Netz. Statt im Anzug zeigt sich der FDP-Politiker mit Muskelshirt und Baseballcap - und präsentiert sogar seinen Waschbrettbauch.

M WIE MANDELA: Barack Obama fotografierte sich bei der Trauerfeier von Nelson Mandela selbst - zusammen mit der dänischen Ministerpräsidentin Helle Thorning-Schmidt und dem britischen Premierminister David Cameron.

N WIE NARZISSMUS: Gehört zum Selfie wie der «Like»-Knopf zu Facebook. Schon der Name unterstreicht die Ichbezogenheit.

O WIE OXFORD: Das Oxford English Dictionary, ein Lexikon vergleichbar mit dem deutschen Duden, kürte das Wort «Selfie» zum englischen Wort des Jahres 2013.

P WIE PROMOTION: Firmen nutzen den Trend zu Werbezwecken. Red-Sox-Baseballstar David Ortiz knipste sich Medien zufolge mit Obama. Der Elektronikkonzern Samsung zwitscherte das Bild auf der eigenen Twitter-Seite - sehr zum Ärger des Weißen Hauses.

Q WIE QUOTE: Als Maßnahme gegen halbnackte Selfie-Junkies habe die britische Regierung vor kurzem eine gesetzliche Quote von zehn Bildern pro Monat eingeführt. Falsch! Mit der Meldung foppte die Gratiszeitung «Metro» ihre Leser am 1. April.

R WIE ROYAL: Auf einer Veranstaltung im St. James's Palace in London lichtete sich Prinz Andrew (54) ab und stellte das Bild auf Twitter - als erstes hochrangiges Mitglied der britischen Königsfamilie.

S WIE SUPER-SELFIE: Das Oscar-Selfie wurde bisher rund dreieinhalb Millionen Mal geteilt - ein Twitter-Rekord. Das Gruppenfoto unter anderem mit Brad Pitt, Angelina Jolie und Julia Roberts brachte das Portal zum Absturz.

T WIE TOT?: Ein Selfie mit einem blutverschmiert aussehenden Torso löste Ende März in mehreren Bundesländern eine Suche nach einer Leiche aus. Eine Frau im baden-württembergischen Aalen bekam das Bild von einem Arbeitskollegen ihrer Tochter aufs Handy - ohne Kommentar. Die Polizei spürte den Mann schließlich mit roter Wandfarbe bekleckert beim Streichen auf.

U WIE URSPRUNG: Erstmals tauchte der Begriff 2002 in einem australischen Blog auf. Ein Australier erfand ihn, nachdem er betrunken auf eine Treppe gefallen war und sich die Lippe aufgerissen hatte.

V WIE VATIKAN: Papst Franziskus bricht ja immer gern mit alten vatikanischen Gepflogenheiten. Im Herbst 2013 posierte er mit Jugendlichen aus Norditalien.

W WIE WELFIE: Meint unter anderem das verschwitzte Selfie aus dem Fitnessstudio (Selfie + «workout»: Training). Laut Urban Dictionary aber jemand, der viele Selfies besitzt («wealthy»: reich + Selfie).

X WIE XXX: Aftersex nennt sich ein Hype auf der Plattform Instagram, bei dem Pärchen nach dem Liebesspiel in die Kamera lächeln. Das «Selfie danach» könnten Nackerte nach einem Partnerwechsel noch bereuen.

Y WIE YOGA: Selfies werden auch beim Verrenken gemacht. Herabschauender Hund, Kuhgesicht und schlafender Diamantsitz werden aber nicht einfacher, wenn man auch noch ein Smartphone halten muss.

Z WIE ZEITLOSIGKEIT: Vorsicht, Selfie-Jünger! Was einmal ins Netz wandert, bleibt meist im Netz. Für immer. Auch nach dem Hype.