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Von der Leyen am Ziel: "Fühle mich geehrt und überwältigt"

Ursula von der Leyen ist neue Präsidentin der EU-Kommission. Die CDU-Politikerin errang am Dienstag im Europaparlament 383 Stimmen und damit die nötige absolute Mehrheit der 747 Abgeordneten, wie Parlamentspräsident David Sassoli mitteilte. Sie tritt am 1. November die Nachfolge des Luxemburgers Jean-Claude Juncker antreten. In einer ersten Ansprache unmittelbar nach Bekanntgabe des Ergebnosses zeigte sie sich sichtlich bewegt. "Ich fühle mich so geehrt und danke Ihnen für das Vertrauen." Gleichzeitig streckte sie auch Kritikern die Hand aus: "Meine Botschaft an alle von ihnen lautet: Lasst uns konstruktiv zusammenarbeiten." Nach mehrtägigen Verhandlungen hatten die EU-Staats- und Regierungschefs die deutsche Verteidigungsministerin Anfang Juli für das Amt der zukünftigen EU-Kommissionspräsidentin nominiert . Von der Leyen wird damit die erste Frau sein, die den Spitzenposten der Europäischen Union besetzt. Merkel: "Überzeugte und überzeugende Europäerin" Bundeskanzlerin Merkel gratulierte Ihrer Parteifreundin ebenfalls. Sie nannte von der Leyen eine "überzeugte und überzeugende Europäerin". "Sie wird nun mit großem Elan die Herausforderungen angehen, vor denen wir als Europäische Union stehen. Das hat sie in ihrer heutigen Rede im Europäischen Parlament sehr deutlich gemacht." Glückwünsche kamen auch aus dem Finanzministerium in Berlin. "Ich wünsche ihr viel Erfolg für die bevorstehenden großen Aufgaben und freue mich auf eine weiterhin gute Zusammenarbeit! Die Herausforderungen unserer Zeit können wir nur als geeintes, souveränes und solidarisches Europa lösen", erklärte SPD-Finanzminister Olaf Scholz am Dienstag. Von der Leyen: Europa von Anfang an Es ist nicht das erste Mal, dass sie Geschichte schreibt - 2013 wurde Von der Leyen die erste deutsche Verteidigungsministerin, ein Amt, das sie seitdem ausübt. Die in Brüssel geborene Politikerin ist seit einigen Jahren eine enge Vertraute der deutschen Bundeskanzlerin Angela Merkel, es wurde auch schon darüber spekuliert, dass sie Merkels Nachfolge antreten könnte. Obwohl sie erst mit 43 Jahren in die Politik eintrat, war sie für von der Leyen kein Neuland. Ihr Vater, Ernst Albrecht, war unter anderem Ministerpräsident von Niedersachsen und Beamter in der neu geschaffenen Europäischen Kommission. Im Alter von 13 Jahren zog von der Leyen mit ihrer Familie von Brüssel nach Deutschland. Dort besuchte sie die Europäische Schule, lernte Englisch und Französisch. Anschließend studierte sie Wirtschaftswissenschaften an der London School of Economics und später Medizin mit Schwerpunkt Gynäkologie in Hannover. Von der Leyen hat zudem sieben Kinder - eher selten in Deutschland, wo die durchschnittliche Geburtenrate 1,59 Kinder pro Frau beträgt. Späte politische Berufung Von 2001 bis 2004 war sie in verschiedenen kommunalpolitischen Ämtern in der Region Hannover tätig, wurde dann 2003 in den niedersächsischen Landtag gewählt, bevor sie 2005 niedersächsische Ministerin für Soziales, Frauen, Familie und Gesundheit wurde. Seit 2005 sitzt von der Leyen im Bundestag und wurde im Kabinett Merkel I als Familienministerin vereidigt. Auf diesem Posten setzte sie familienfreundliche Vergünstigungen durch, etwa das Elterngeld, und sie förderte den massiven Ausbau von Krippenplätzen. Von 2009 bis 2013 folgte von der Leyen Franz Josef Jung als Arbeitsministerin im Amt. Von der Familienpolitik wechselte sie 2013 an die Spitze des Verteidigungsministeriums. Der Übergang war mehr als holprig: sie schien der Verwaltung dieser riesigen Behörde nicht immer gewachsen. In ihrer Amtszeit wurde dem Verteidigungsministerium vorgeworfen, fragwürdige Aufträge an zwei Beratungsunternehmen, McKinsey und Accenture , vergeben zu haben. Später gestand sie ein, dass bei der Vergabe von Verträgen mehrere Fehler gemacht wurden.