#vonhier: So unangenehm kann die Frage „Wo kommst du her?“ sein

Von Dieter Bohlen zu #vonhier – so entstand der Twitter-Trend zur Frage
Von Dieter Bohlen zu #vonhier – so entstand der Twitter-Trend zur Frage “Wo kommst du her?” (Foto: Mathis Wienand/Getty Images)

Von Herkunftsdetektiven und aufdringlichen Alltagssituationen – unter dem Hashtag #vonhier sammeln Twitter-Nutzer ihre persönlichen Erlebnisse und zeigen, wie problematisch das Interesse an der Herkunft eines Menschen sein kann.

Seitdem Dieter Bohlen ein kleines Mädchen bei „Das Supertalent“ mit der Frage „Wo kommst du her?“ verunsichert hat, äußern sich immer mehr User in den sozialen Netzwerken zu den Themen Herkunft und Identität. Seit Sonntag gibt es einen neuen Hashtag für die Debatte: #vonhier. Darunter sammelten sich unmittelbar diverse Gesprächsprotokolle, die zeigen, wie Twitter-User selbst, meist von Fremden, unangenehm nach Familie und Herkunft ausgefragt wurden.

Aber zurück zum Anfang: Im November 2018 strahlte RTL die Sendung „Das Supertalent“ aus. Darin fragte Dieter Bohlen die fünfjährige Melissa, wo sie denn herkomme. „Aus Herne“, antwortete sie. Bohlen reichte diese Antwort nicht und fragte nach der Herkunft ihrer Eltern. „Die kommen auch aus Herne“, sagte die Fünfjährige sichtlich verwirrt. Das Publikum lachte. Bohlen versuchte es anschließend mit: „Und wo kommt ihr her? Aus welchem Land? Gebürtig?“ Melissa antwortete unsicher grinsend: „Ich weiß es nicht.“

Social Media-Kritik zu Bohlens Verhalten

Drei Monate nach Ausstrahlung der Sendung entfachte ein Tweet mit beschriebenem Ausschnitt, eine Diskussion zu Bohlens Verhalten. Auch die SPD-Politikerin Sawsan Chebli äußerte sich dazu und kritisierte auf Twitter: „Wie soll eine deutsche Identität entstehen, wenn einem das Deutschsein abgesprochen wird, weil man anders aussieht?“

Von ähnlichen Gesprächen berichten nun auch diverse Twitter-Nutzer unter dem Hashtag #vonhier. Meist wurden sie aufgrund des Aussehens oder ihres Namens nach der Herkunft ihrer Familien ausgefragt. Häufig ohne Vorwarnung und von Personen, die sie entweder gar nicht oder nicht besonders gut kannten.

„Herkunftsdetektive“ gehören zum Alltag

Initiatorin des Hashtags #vonhier ist die Journalistin Ferda Ataman, die sich am Sonntag in einer Kolumne auf Spiegel Online zu dem Thema äußerte. Sie schreibt: „Übergriffige Bemerkungen zu Aussehen, Aussprache und Ahnengalerie gehören zum Alltag vieler Menschen, wenn sie einen erkennbaren Migrationshintergrund haben.“ In einem Tweet schildert sie außerdem ein typisches Gespräch, das sie mit besagten „Herkunftsdetektiven“ häufig führen müsse:

Darauf reagieren weitere Nutzer und veröffentlichen ihre eigenen Erlebnisse auf Twitter:

Auch die Politikerin Sawsan Chebli äußert sich erneut zu diesem Thema:

Einige Twitter-Nutzer, darunter auch Moderatorin Aline Abboud, kontern den vielen unangenehmen Fragen mit überraschenden Antworten:

Andere User berichten von ähnlichen Erlebnissen, sehen das Interesse an der eigenen Herkunft aber nicht kritisch: