Vorbild Generationenvertrag - Bundesnetzagentur will Gas schon jetzt teurer machen

Vorbild Generationenvertrag: Bundesnetzagentur will Gas jetzt teurer machen<span class="copyright">Jost Listemann/Zukunft Gas, Symbolbild</span>
Vorbild Generationenvertrag: Bundesnetzagentur will Gas jetzt teurer machenJost Listemann/Zukunft Gas, Symbolbild

Die Gaspreise könnten in den kommenden Jahren deutlich steigen. Um die Kunden davor zu schützen, will die Bundesnetzagentur allerdings schon jetzt die Netzentgelte anheben.

Mit dem fortschreitenden Umstieg auf klimafreundlichere Heiztechnologien wie Wärmepumpen wird das Gasnetz in Deutschland perspektivisch immer weniger genutzt. Das könnte laut den Prognosen möglicherweise dazu, dass die Gaspreise für Endkunden um 20 bis 40 Prozent ansteigen. Grund: Die Netzentgelte müssen auf eine stetig schrumpfende Zahl an Gaskunden umgelegt werden. Der Worst Case wäre, dass einige wenige verbliebene Kunden die gesamten Netzkosten schultern. Um dem entgegenzuwirken und die Belastungen gleichmäßiger zu verteilen, plant die Bundesnetzagentur mit dem Projekt „KANU 2.0“ eine vorgezogene Erhöhung der Netzentgelte, wie fr.de berichtet.

Gasnetze müssen für deutsche Klimaziele weichen

Hintergrund sind die ambitionierten Klimaschutzziele Deutschlands. Um bis 2045 Treibhausgasneutralität zu erreichen, wird ein Großteil der Energie aus erneuerbaren Quellen kommen und damit das Gasnetz mittelfristig nicht mehr benötigt und stillgelegt. Zwar könnten Teile davon für den Transport von klimafreundlichem Wasserstoff weitergenutzt werden, dennoch drohen erhebliche Investitionen der Netzbetreiber zu verpuffen. Gleichzeitig besteht die gesetzliche Verpflichtung, auch die letzten Kunden im Gasnetz zu versorgen – selbst wenn dies für die Netzbetreiber unwirtschaftlich wird.

Um die wirtschaftliche Leistungsfähigkeit der Netzbetreiber während der Transformation zu sichern, sieht das Projekt „KANU 2.0“ eine Flexibilisierung der Nutzungsdauer und Abschreibungsmethoden für die Gasnetzinfrastruktur vor, die auf die Kunden zum Teil abgewälzt werden. Auch wenn dies zunächst steigende Entgelte bedeutet. Je nach regionaler Umsetzung der Wärmewende rechnet die Bundesnetzagentur deutschlandweit mit einem moderaten Anstieg. Ohne Gegenmaßnahmen hält sie jedoch langfristig auch eine Versechzehnfachung der Netzentgelte für möglich, wie laut fr.de aus einem Papier des Bundeswirtschaftsministeriums hervorgeht.

Mit einer vorausschauenden Anpassung der Regulierung will die Bundesnetzagentur also extreme Preissprünge für die letzten Gaskunden verhindern. Ähnlich dem Generationenvertrag in der Rentenversicherung sollen die Kosten solidarisch auf mehrere Schultern verteilt werden. Auch wenn dies für Verbraucher zunächst Zusatzkosten bedeutet, kann dieser Ansatz dabei helfen, den Transformationsprozess sozialverträglich zu gestalten und die Gasnetze geordnet zurückzubauen.

Von Kai Gosejohann