Vorsicht vor Betrügern - Fataler Fehler! Max meldet sich auf Wohnungssuche und hat nun 36.000 Euro Schulden

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Wohnungsbesichtigung (Symbolbild)Tobias Hase/dpa

Max Kolitsch ist ledig, 39 Jahre alt und wohnt in München. Als sein Vermieter Eigenbedarf anmeldete, machte er sich sofort auf die Suche. Doch der schwierige Münchner Wohnungsmarkt führte ihn an Kriminelle. Die haben für ihn einen Kredit aufgenommen, weil er einen großen Fehler beging.

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In den letzten zwei Monaten verschickte Kolitsch über 50 Bewerbungen für unterschiedliche Miet- Immobilien im Großraum München – ohne Erfolg. Die meisten Vermieter und Makler ignorierten seine Anfragen oder teilten ihm kurz mit, dass die Wohnung bereits vergeben sei. Vor gut zwei Wochen fand er auf der Plattform Kleinanzeige eine Annonce. Die Fotos waren ansprechend, die Beschreibung detailliert, und sogar die Nebenkosten waren aufgelistet.

Die Wohnung entsprach genau seinen Vorstellungen: Sie hatte eine Badewanne, einen Balkon und einen kleinen Abstellraum, und das alles für 1.300 Euro monatlich bei zwei Zimmern. Die Kaution lag bei drei Kaltmieten also insgesamt 3150 Euro. „Die Wohnung war zwar nicht billig“, erzählt Kolitsch im Gespräch mit FOCUS Online, „aber sie hatte alles, was ich mir wünschte.“

Zwei Wochen später dann der Schock: Statt eines Mietvertrags flatterte ihm ein Kreditvertrag über 36.000 Euro ins Haus. Ein Betrüger hatte seine Daten genutzt und in seinem Namen einen Kredit aufgenommen. Die versprochene Wohnung? Ein Fake. Doch wie konnte das passieren?

Kriminelle nutzen Wohnungsnot mit perfiden Tricks

Für Kolitsch war die Wohnung genau das, was er gesucht hatte. Er stellte eine einfache Anfrage. Schon flatterte die Antwort des vermeintlichen Vermieters ins Postfach: Ja, es gäbe viele Interessenten. Kolitsch solle seine Bewerbung per E-Mail verschicken.

Es ginge nur noch um Formalitäten. Ein paar Dokumente, Gehaltsabrechnungen, der übliche Papierkram. Nichts, was den erfahrenen 39-Jährigen stutzig machen könnte. Also schickte er alles ab – in der festen Überzeugung, dass er seinem Traumquartier bereits einen Schritt näher war.

Drei Tage später dann das erlösende Zeichen. Kolitsch sei Favorit. Der Vermieter lud zur Besichtigung ein, versprach sogar, die Schlüssel bei Gefallen direkt zu übergeben oder eben nach kurzer Bedenkpause. Eine Kaution sei natürlich nötig, doch der Anbieter kümmere sich um die Einrichtung eines Kautionskontos. Der Service sei selbstverständlich. Angeblich habe er das schon öfter für seine Vermieter gemacht. Alles klang so wunderbar unkompliziert. Kolitsch, der seine Chance witterte, zögerte nicht. Besichtigungstermin ausgemacht und die Originaldokumente sorgfältig zusammengesammelt. „Mein Herz raste vor Freude.“

Anbieter gaukelt Corona vor, um Zeit zu gewinnen

Doch die Vorfreude wehrte nicht lange. Der vermeintliche Vermieter meldete sich, Corona habe ihn erwischt, das Treffen müsse verschoben werden. Kolitsch ließ sich nicht entmutigen. Wenigstens die Lage konnte er schon einmal prüfen. Und sie war ein Traum. „Direkt in Parknähe, ein Biomarkt und auch ein Fitnessstudio direkt in der Nachbarschaft“, schwärmte er später.

Doch die Dinge nahmen eine unschöne Wendung. Auf den Besichtigungstermin wartend, trudelte eine überraschende Nachricht ein. Die Bank! Ein Kreditvertrag über 36.000 Euro sei abgeschlossen worden, die erste Rate stünde bald an. Kolitch suchte die Bankfiliale auf, doch die Bestätigung war niederschmetternd: Der Kredit war tatsächlich auf seinen Namen aufgenommen worden, der Vertrag per Post-Ident Verfahren bestätigt. Der Vermieter? Verschwunden. Die Wohnung? Nie wirklich verfügbar.

Der 39-Jährige stellte Strafanzeige bei der Polizei, schaltete einen Anwalt ein. Dieser konnte zumindest den Schaden ein wenig abfedern. Die Bank stellte die Ratenzahlungen ein. „Aber es ist halt schon blöd. Die haben jetzt meine Daten und könnten wo auch immer Kredite oder Kreditkarten abschließen“, sagt Kolitsch.

Kein Einzelfall. Erst kürzlich hatte der „Spiegel“ von einem ähnlichen Betrug berichtet . Anders als bei Kolitsch spielte sich das Drama in mehreren Akten auf Immobilienscout24 ab. Auch hier sollten private und sensible Daten verschickt werden, auch dort kam das Post-Ident-Verfahren zum Einsatz. Doch statt einem Kredit wurden gleich mehrere Kredite in fünfstelliger Höhe bei unterschiedlichen Banken abgeschlossen. „Der Betrug ist durchdacht, sie fangen Briefe ab, manipulieren Identifikationsverfahren und wissen das System zu ihren Gunsten auszuspielen“, schreibt der Geprellte auf seinem LinkedIn-Profil.

So schützen Sie sich vor Kriminellen

Vermieter verlangen häufig Unterlagen wie Gehaltsnachweise, Kontoauszüge, Lebensläufe oder Bonitätsauskünfte. Diese enthalten jedoch sensible Daten wie Geburtstag, Geburtsort, IBAN, Sozialversicherungsnummer oder Steuernummer. Diese sind dem Vermieter oft schon vor der Wohnungsbesichtigung bekannt, obwohl sie für die Vermietung nicht relevant sind. Das birgt Risiken, denn die Einhaltung des Datenschutzes ist nicht immer gewährleistet. Cybersicherheitsexperten warnen davor, dass diese Praxis von Betrügern ausgenutzt werden kann.

Zum Schutz personenbezogener Daten wird daher empfohlen, sensible Daten in den eingereichten Unterlagen zu schwärzen. Dazu zählen Ausweisnummern auf Personalausweisen, das Geburtsdatum, der Geburtsort, IBAN, Mitarbeiternummer auf Gehaltszetteln.

Alternativ kann dem Vermieter angeboten werden, diese Daten erst bei der Wohnungsbesichtigung im Original vorzulegen, um den Datenschutz zu wahren und Missbrauch vorzubeugen. Verlangt der Vermieter Screenshots des aktuellen Kontostandes, sollte nicht nur die IBAN, sondern auch die Bank geschwärzt werden. So wird verhindert, dass Kriminelle versuchen, über Umwege an die Daten zu gelangen. Zum Beispiel über angebliche Probleme mit dem Konto, die ihre Opfer per E-Mail, Telefon oder sogar per Post erreichen.

„Mit Blick auf das Risiko, dass Ihre Daten auch in falsche Hände geraten können, sollten Sie immer stutzig werden, wenn Sie unerwartet von Ihrer Bank kontaktiert werden, um eine Identifizierung - etwa per PostIdent, durchzuführen“, warnt auch der Berliner Rechtsanwalt Dr. Raphael Rohrmoser. Und weiter: „Es ist hierbei enorm wichtig die entstandene Forderung umgehend zu bestreiten, um eine mögliche Meldung an die Schufa Holding AG oder andere Auskunfteien zu verhindern“, so der Rechtsexperte.