Vorsichtige Lockerungen: Mehr Läden und erste Schulen öffnen

Ikea bleibt noch zu, aber kleine und mittlere Geschäfte dürfen wieder öffnen. Im ersten Bundesland werden auch die Schulen für einige Klassen wieder geöffnet. Erste Schritte auf dem Weg zu einer neuen Art von Normalität. Ob die alte wiederkehren wird, ist ungewiss.

Erste Schulen öffnen wieder. Besondere Hygienevorgaben müssen eingehalten werden.
Erste Schulen öffnen wieder. Besondere Hygienevorgaben müssen eingehalten werden.

Berlin (dpa) - Deutschland beginnt an diesem Montag mit der vorsichtigen Lockerung von Einschränkungen in der Corona-Krise. Nach einem Monat Zwangspause dürfen Geschäfte unter einer Fläche von 800 Quadratmetern wieder aufmachen. Die Details hängen von Branche und Bundesland ab.

In den ersten Ländern geht für die Abschlussklassen die Schule wieder los. Die strikten Kontakt- und Abstandsregeln gelten jedoch weiter. Und Sachsen führt sogar eine Maskenpflicht ein.

WER ÖFFNEN DARF

Nach dem jüngsten Beschluss von Bund und Ländern dürfen kleine und mittelgroße Geschäfte an diesem Montag wieder öffnen. Autohäuser, Fahrradhändler und Buchhandlungen dürfen sogar alle wieder aufmachen. Allerdings müssen sich die Kunden in manchen Bundesländern länger gedulden als anderswo.

Lesen Sie auch: 450.000 Alleinerziehende arbeiten in systemrelevanten Jobs

DIE DISKUSSION DARÜBER

Der Einzelhandelsverband HDE forderte eine faire Lösung für die gesamte Branche. «Vielen Händlern helfen die getroffenen Beschlüsse nicht weiter», sagte HDE-Hauptgeschäftsführer Stefan Genth der dpa. Nötig sei eine faire Regelung, die auf den ersten Blick für alle transparent sei. Unions-Fraktionsvize Carsten Linnemann (CDU) plädierte in der «Rheinischen Post» für verkaufsoffene Sonntage, um den Einzelhandel zu stärken.

WAS NOCH GELOCKERT WIRD

In Sachsen kehren die ersten Abschlussklassen an die Schule zurück, um sich auf die Prüfungen vorzubereiten, am Donnerstag folgt Nordrhein-Westfalen. Berlin und Brandenburg beginnen mit den verschobenen Prüfungen, sie sind aber nicht die ersten: Hessen und Rheinland-Pfalz hatten an ihren regulären Prüfungsterminen festgehalten und bereits früher damit begonnen. Der Präsident des Deutschen Lehrerverbandes, der bayerische Gymnasiumsdirektor Heinz-Peter Meidinger, wünscht sich, dass «Kommunen und Landkreise für die jetzt ja noch überschaubare Anzahl an Abschlussschülern und deren Lehrkräfte einen einfachen Mundschutz zur Verfügung stellen», wie er der «Passauer Neuen Presse» sagte.

Lesen Sie auch: Kommentar: Das Märchen vom Corona-Mainstream

Zudem öffnen in einigen Regionen auch die Zoos wieder. Sachsen ermöglicht als erstes Bundesland wieder Gottesdienste, mit maximal 15 Gläubigen. Und nicht nur dort dürfen an Hochschulen Labore, Bibliotheken und Archive unter strengen Auflagen wieder öffnen.

Am Montag berät außerdem erstmals eine Arbeitsgruppe, wie eine schrittweise Wiederöffnung der Kitas aussehen kann. Viele Eltern arbeiten derzeit nicht nur zuhause, sondern müssen sich dort auch noch um die Kinder kümmern.

WO NICHT GELOCKERT WIRD

In den meisten Bundesländern startet das Hochschulsemester - allerdings nicht mit herkömmlichen Vorlesungen und Seminaren, sondern nur mit digitalen Lehrveranstaltungen. Und Restaurants dürfen weiterhin nur liefern, andere wie Kosmetikstudios, Massagepraxen, Theater, Schwimmbäder und Spielplätze bleiben ganz zu.

WO VERSCHÄRFT WIRD

Quasi als Absicherung zu seinen sehr weit gehenden Lockerungen führt Sachsen als erstes Bundesland eine Maskenpflicht ein: Beim Einkauf und im Nahverkehr ist dort ab Montag ein Mund-Nasen-Schutz oder Schal zu tragen. Kanzlerin Angela Merkel und die Ministerpräsidenten hatten dies bei der Festlegung des Kurses für die nächsten Wochen lediglich «dringend empfohlen».

Coronavirus: Diese Internetseiten und Hotlines sollte man kennen

WAS DIE LOCKERUNGEN BEDEUTEN

Sie gingen «an die Grenze dessen, was vertretbar ist», sagte Sachsens Ministerpräsident Michael Kretschmer (CDU) in der ARD-Sendung «Anne Will». «Wir werden auf jeden Fall eine Zunahme von Infektionen erleben.» In drei Wochen werde man sehen, ob die Lockerungen zu weitgehend gewesen seien. Bis Sonntagabend waren nach einer dpa-Auswertung mehr als 142.300 Infektionen und mindestens 4415 infizierte Tote registriert.

WIE LANGE DAS NOCH GEHEN WIRD

Die strikten Kontaktbeschränkungen gelten bislang bis zum 3. Mai. Am 30. April wollen Merkel und die Ministerpräsidenten erneut beraten. Die Abstandsgebote und verschärften Hygieneregeln werden nach Einschätzung von Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) aber noch lange gelten. Er rechne noch «über Monate» damit, sagte er im ZDF. «Bis es einen Impfstoff gibt, werden wir miteinander und aufeinander aufpassen müssen.» Nach Einschätzung von Experten ist mit einem Impfstoff nicht vor dem nächsten Frühjahr zu rechnen.

Corona-Krise: Die aktuellen Entwicklungen gibt’s hier