Vorwürfe sexueller Gewalt: Statue von Armenpriester Abbé Pierre in Frankreich entfernt

Nach posthumen Vorwürfen sexueller Gewalt gegen den französischen Armenpriester Abbé Pierre ist eine Statue des lange sehr beliebten Geistlichen entfernt worden. "Es ist der Sturz eines Symbols", sagte Bürgermeister Denis Mailler. (JEFF PACHOUD)
Nach posthumen Vorwürfen sexueller Gewalt gegen den französischen Armenpriester Abbé Pierre ist eine Statue des lange sehr beliebten Geistlichen entfernt worden. "Es ist der Sturz eines Symbols", sagte Bürgermeister Denis Mailler. (JEFF PACHOUD) (JEFF PACHOUD/AFP/AFP)

Nach posthumen Vorwürfen sexueller Gewalt gegen den französischen Armenpriester Abbé Pierre ist eine Statue des lange sehr beliebten Geistlichen entfernt worden. "Es ist der Sturz eines Symbols", sagte Denis Mailler, Bürgermeister von Norges-la-Ville im Burgund. Dort hat das von Abbé Pierre gegründete Hilfswerk Emmaüs seinen zweitwichtigsten Standort. "Es ist traurig, mir bedeutete Abbé Pierre sehr viel", sagte der Bürgermeister.

Die Entscheidung für den Abbau der lebensgroßen Statue sei nach den jüngsten Entwicklungen aber einstimmig gefallen. Anfang des Monats waren erneute und schwerere Vorwürfe sexueller Gewalt bekannt geworden. Nach dem Bericht eines mit Untersuchungen betrauten Gremiums werfen 17 Frauen dem Geistlichen sexuelle Gewalt vor, von Brust-Grapschereien bis hin zu erzwungenem Oralverkehr.

Mehrere der Betroffenen seien zum Zeitpunkt der Geschehnisse minderjährig gewesen. Zu den Betroffenen zählten Ehrenamtliche und Angestellte der Hilfswerke, aber auch Mitglieder von Familien, mit denen Abbé Pierre befreundet war, und Menschen, denen er bei öffentlichen Auftritten begegnete.

Die mutmaßlichen Vergehen oder Straftaten ereigneten sich über einen langen Zeitraum, zwischen den 1950er und den 2000er Jahren. Der Geistliche, der unter anderem Mitglied der französischen Ehrenlegion war, war 2007 im Alter von 94 Jahren gestorben. Der damalige Präsident Jacques Chirac würdigte den Geistlichen, der zuletzt im Rollstuhl saß und selten ohne seine Baskenmütze auftrat, mit einem Staatsakt.

Bereits Mitte Juli hatte das Untersuchungsgremium Vorwürfe von sieben Frauen öffentlich gemacht und damit in Frankreich eine Schockwelle ausgelöst. Abbé Pierre hatte über Jahrzehnte die Liste der beliebtesten Persönlichkeiten in Frankreich angeführt. Die Stiftung Abbé Pierre sprach den Betroffenen ihre Unterstützung aus und kündigte an, ihren Namen ändern zu wollen.

Der in Lyon geborene Henri Grouès war mit 20 Jahren dem Kapuzinerorden beigetreten und in der französischen Widerstandsbewegung aktiv. Aus dieser Zeit stammt sein Name "Abbé Pierre", den er erhielt, ohne Abt gewesen zu sein. 1949 gründete er die Organisation Emmaüs, die sich um Arme und Obdachlose kümmerte.

kol/yb