Revolution der Klo-Bürste in der "Höhle der Löwen"?

Ein Abend, an dem man das ständige Gerede vom "großen Geschäft" lieber nicht allzu wörtlich nehmen sollte: Am Montagabend stellten zwei Sanitär-Bastler in der "Höhle der Löwen" eine völlig neuartige, nun ja, Klobürste vor. Die Investoren waren baff.

Eigentlich klang das nach einem hochkanten Rauswurf und einer Peinlich-Präsentation übelster Sorte, was die beiden Bastler-Brüder Jan-Peter und Andres Psczolla am Montagabend in der neuen Folge "Die Höhle der Löwen" den Investoren präsentieren wollten. An ihrem Produkt hatten die beiden angeblich bereits über zehn Jahre getüftelt und sich von Rückschlägen nicht abhalten lassen. Nun traten sie auf VOX-Bühne an mit dem Anspruch Weltbewegendes vorzustellen: "Nichts Geringeres als die Revolution des Alltäglichen", tönten sie.

Was sich unter dem zunächst mit einem Tuch abgedeckten "Loomaid"-Präsentationstisch verbarg, war dann in der Tat etwas sehr Alltägliches - eine Klo-Bürste. "Das hat zehn Jahre gedauert?", konnte Carsten Maschmeyer die Entwicklungsdauer nicht fassen. "Zehn Jahre haben die auch gebraucht, um Elektroautos zu konstruieren." Die Loomaid-Entwickler jedoch sind stolz auf ihre Bürsten-Technik aus Silikon. Und den Wasser- sowie Schmutz-abweisenden "Lotusblüten-Effekt" ihres Bürstenkopfs. "Loomaid reinigt sich bei jedem Spülgang selbst", lobte Gründer Andres sein Produkt.

Große Geschäfte dank innovativer Klobürste?

Nicht wirklich überraschend, dass Maschmeyer die Bürste am Allerwertesten vorbeiging. "Mein Bauchgefühl macht mir etwas Bauchschmerzen", wand er sich. Das waren dann noch vergleichsweise freundliche Worte. Ähnlich irritiert zeigte sich Ex-Formel-1-Star Nico Rosberg. "Ich sitze nicht hier, um einfach nur Geld zu machen", stellte der frühere Weltmeister klar. "Ich sitze hier, um mich für Produkte und Gründer zu begeistern." Für Bürsten begeisterte er sich nicht.

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Ganz anders bewerteten die Sachlage allerdings gleich zwei "Löwen": Ralf Dümmel und Judith Williams spotteten zwar auch über die Trägheit der Loomaid-Erfinder. Sie witterten angesichts eines Millionenmarkts, auf dem perspektivisch jedes deutsche Klo mit einer pfiffigen, sauberen Silikonbürste ausgestattet werden will, aber eben auch das "große Geschäft".

Und es kam zur Bieterschlacht: Williams vs. Dümmel. Für wen würden sich die Loomaid-Putzbrüder entscheiden - für 20 Prozent ihrer Firmenanteile im Gegenzug für die Geldsumme von 200.000 Euro? Na klar: Ralf Dümmel ist der Mann, der den ganz großen Auftritt in den Supermärkten garantieren kann! Und da steht demnächst die Loomaid-Bürste - für den stolzen Preis von 12,95 Euro (Solo-Bürste) bzw. 19,95 Euro für die Silikonbürsten-Garnitur mit Halterung.

Kampf der Retouren-Flut: "Für den Planeten eine absolute Katastrophe"

Während die Psczolla-Brüder die Klobürste "ganz neu denken" wollten - und das nun auch im größeren Stil dürfen -, traten die blutjungen Presize-Gründer Leon Szeli und Tomislav Tomov aus München auf einem viel kniffligeren Feld an. Das aber mit ähnlich hochtrabenden Einleitungsworten. Die von ihnen entwickelte App soll "das größte Problem im Online-Handel mit nur einer Körperdrehung lösen", versprach Erfinder Leon vollmundig.

Was sich die selbsternannten Tech-Nerds vorgenommen hatten, ist das sogenannte Retouren-Problem im deutschen Online-Handel. Neue Produkte werden schnell mal bestellt, zu Hause ausgepackt - und dann doch wieder zurückgeschickt. Bei Klamottenbestellung ist der häufigste Grund der, dass die falsche Größe gewählt wurde. "Jedes zweite Modeprodukt in Deutschland wird zurückgesendet", referierten die Gründer fleißig. Folge: hohe Kosten für die Hersteller. Und völlig unnötiger Verkehrsfluss. "Für den Planeten ist es eine absolute Katastrophe."

Zwei Gründer, die perfekt zocken konnten

Presize dagegen möchte sicherstellen, dass jeder Käufer auch tatsächlich wie maßgeschneidert passende Mode geliefert bekommt. Möglich machen sollen das eine Scan-Funktion des eigenen Körpers über die Handy-Kamera sowie ein intelligenter Algorithmus. "Spannender Markt, aber kein einfacher Markt", mäkelte Dagmar Wöhrl. In eigenen Modegeschäften hatte die Unternehmerin herausgefunden, dass viele Kunden Körpergrößen-Scans nur zögerlich annehmen.

Die Presize-Gründer wollen das aber alles einfacher und leichter machen. Und zumindest Carsten Maschmeyer biss an. "Wenn das funktioniert, seid Ihr ein Schlüssel für die gesamte Modebranche", lobte er die Jungs mit den tollen Uni-Karrieren. "Ich wäre gerne Ihr Löwe", verkündete er theatralisch. Doch so einfach kam man nicht zusammen. Trotz aller Sympathie für die Gründer war Maschmeyer ein Anteil von lediglich zehn Prozent für stolze 650.000 Euro viel zu viel Geld.

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Er forderte ein Viertel an der Firma. Die Jungunternehmer konferierten - und lehnten ab. Es ging hin und her. Mit neuen Angeboten und Gegenangeboten. Am Schluss einigte man sich. "Für 15 Prozent haben wir einen Deal", zockte Leon wie ein Profi - und setzte sich durch. "Anstrengende Verhandlung", stöhnte er. Und Maschmeyer patenonkelte: "Ich habe wirkliche Freude an euch!" Wie schön!

Südtiroler Gaumen-Frust: "Das hat mit Knödeln nichts zu tun"

Dass mit Enthusiasmus allein in der "Höhle der Löwen" leider oft wenig zu holen ist, mussten dagegen die drei Sportsfreunde der "STRAFFR"-Firma aus Kassel spüren. Sie stellten die Zusammenführung von intelligenter App-Technik und Sensorik mit dem guten alten Fitness-Gummiband vor. "Ich liebe mein Gummiband", jubelte Dagmar Wöhrl. Auch auf Geschäftsreisen habe sie die einfache Trainingshilfe immer dabei. Dumm nur, dass die STRAFFR-Jungs die herkömmliche Ausführung als "old fashioned" bezeichnet hatten. Als alte Schachtel wollte Unternehmerin Wöhrl nicht dastehen: Sie lehnte eine Beteiligung ab. Nils Glagau ("Das überzeugt mich nicht") und Nico Rosberg ("Das ist mir zu riskant") stiegen ebenso aus wie alle weiteren "Löwen".

Auch für die "Knödelkult"-Gründer Janine Trappe und Felix Pfeffer aus Konstanz sah es lange Zeit schlecht aus - trotz ausgesprochen smarter Idee: Aus Bäckerei-Brotresten entwickelten sie fünf Dosen-Knödel-Sorten. Manko dabei: Die Knödel fielen beim Geschmackstest durch. Der Südtiroler Georg Kofler war sogar richtig pikiert: "Das hat eigentlich mit Knödeln nichts zu tun." Einzig Ralf Dümmel mundete das Produkt, allerdings wollte er längst nicht so viel zahlen wie gefordert. Man einigte sich nach einigem Hin und Her dann doch. Verhandlungsgeschick gehört in der Löwen-Höhle unbedingt dazu.

"Sensationeller Deal": Judith Williams' Angebot mit Hinterlist

Und so erlebten schließlich auch die etwas naiv auftretenden Naturkosmetik-Unternehmer Lucy und Peter Leiter aus München zum Finale der Montagsshow eine Lehrstunde. Sie wollten eigentlich Geldgeber für das von ihnen entwickelte Gesichtswasser "Sorose" eintreiben. Die Löwen machten das nicht mit. Zu austauschbar war das Rosen-Wässerchen. Dagegen unterbreitete Judith Williams, selbst bekanntlich erfolgreiche Beauty-Unternehmerin, ein Angebot mit Hinterlist.

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Nicht nur, dass sie die Sorose-Gründer preislich herunterhandelte. Williams griff gleich noch eine Nummer größer zu und sicherte sich ein Drittel der Unternehmensanteile der Leiters. Und die umfassen neben dem Rosenwasser auch einen erfolgreich eingeführten Online-Shop für Naturkosmetik im Hintergrund, auf den es Williams eigentlich abgesehen hatte. "Sensationeller Deal", beklatschte Carsten Maschmeyer die Weitsicht seiner Kollegin. Die Gründer zeigten sich froh. "Judith ist eine Vermarktungsmaschine", sagte Peter Leiter. So kann man's eben auch sehen.

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