Die VW-Krise im Newsticker - VW will laut Bericht bis zu 30.000 Stellen in Deutschland streichen
Der geplante Umbau bei VW sorgt weiter für Aufruhr. Viele Mitarbeiter sorgen sich um ihre Jobs. Der Konzern will einem Bericht zufolge bis zu 30.000 Stellen streichen. Alle Entwicklungen im Newsticker.
Im Video: Schließt VW ein Werk in Deutschland, sind diese drei besonders gefährdet
VW bestätigt Bericht über großen Stellenabbau nicht
17.11 Uhr: Volkswagen kann einen Medienbericht über den geplanten Abbau von bis zu 30.000 Stellen nicht bestätigen. Eine Sprecherin sagte: „Klar ist: Volkswagen muss an seinen deutschen Standorten seine Kosten reduzieren.“ Nur so könne die Marke ausreichend Geld für Zukunftsinvestitionen verdienen. „Wie wir gemeinsam mit der Arbeitnehmervertretung dieses Ziel erreichen, ist Teil der anstehenden Gespräche“, sagte sie. Die genannte Zahl könne VW nicht bestätigen.
Das Manager-Magazin hatte berichtet, dass der angeschlagene Konzern mittelfristig bis zu 30.000 Stellen in Deutschland abbauen könne. Zudem plane Finanzchef Arno Antlitz für Investitionen der kommenden fünf Jahre die Mittel auf 160 Milliarden Euro zu kürzen. Am 25. September starten Verhandlungen von VW mit der IG Metall.
VW-Werk in China: Wurden Öffentlichkeit und Investoren getäuscht?
15.50 Uhr: Recherchen von ZDF, „Spiegel“ und der „Financial Times“ lassen vermuten, dass VW die Investoren und die Öffentlichkeit eventuell getäuscht hat. Im Mittelpunkt steht ein Prüfbericht zu möglichen Zwangsarbeiten im chinesischen Werk in Xinjiang. Volkswagen behauptete, dass dort keine Menschenrechtsverletzungen vorliegen. Der Bericht, der Ende 2023 veröffentlicht wurde, weist jedoch gravierende Mängel auf.
Seit Jahren wird Volkswagens Engagement in Xinjiang kritisiert, wo die uigurische Minderheit unterdrückt wird. VW wollte mit einer Überprüfung belegen, dass in ihrem Werk keine Menschenrechtsverletzungen stattfinden. Doch der Report, der für Anleger von großer Bedeutung war, enttäuschte. Aufgrund der Vorwürfe hatte die Ratingagentur MSCI die Volkswagen-Aktie herabgestuft.
Volkswagen lud daraufhin im Dezember 2023 ausgewählte Journalisten zu einem Gespräch ein, um das Werk in Ürümqi in positivem Licht zu präsentieren. Der Bericht erklärte, es gebe keine Hinweise auf Zwangsarbeit – eine Woche später wurde VWs „rote Flagge“ von MSCI entfernt. Doch wesentliche Informationen, wie der Name der verantwortlichen Kanzlei in China und deren Audit-Bericht, blieben geheim.
Eine Analyse des Berichts ergab erhebliche Mängel. ZDF und andere Medien bekamen das Dokument von der Organisation Campaign for Uygurs zugespielt. Experten stellten fest, dass die Prüfenden offensichtlich keine ausreichende Expertise für Audits dieser Art hatten. Der Bericht wirft auch Fragen zur Unabhängigkeit der chinesischen Kanzlei auf, die in direktem Zusammenhang mit der Kommunistischen Partei steht.
Der Betriebsrat von Volkswagen fordert nun eine umfassende Aufklärung. Das Unternehmen weist jedoch alle Täuschungsvorwürfe zurück.
Medienbericht: VW will bis zu 30.000 Stellen streichen
Donnerstag, 19. September, 14.24 Uhr: Der angeschlagene Volkswagen-Konzern könnte einem Pressebericht zufolge mittelfristig bis zu 30.000 Stellen in Deutschland abbauen. Zudem wolle Finanzchef Arno Antlitz für die Investitionsplanung der kommenden fünf Jahre die Mittel auf 160 Milliarden Euro kürzen, berichtete das Manager-Magazin unter Berufung auf eigene Informationen. Zuletzt hatte VW für die Mittelfristplanung von 2025 bis 2029 noch 170 Milliarden Euro angesetzt.
Zur Debatte stünden im anvisierten Sparkurs in Deutschland insgesamt zudem bis zu 30.000 Arbeitsplätze. Ein Konzernsprecher wollte die Informationen nicht kommentieren.
VW hat in der Kernmarke VW Pkw mit hohen Kosten zu kämpfen. Der Autobauer hat die seit Jahrzehnten geltende Beschäftigungssicherung mit den Gewerkschaften in Deutschland aufgekündigt, Werksschließungen und betriebsbedingte Entlassungen stehen zur Debatte. Markenchef Thomas Schäfer will in den kommenden Jahren die operative Rendite auf das Zielniveau von 6,5 Prozent hieven. Am 25. September starten die Verhandlungen mit der IG Metall.
Der Druck ist offenbar so groß, dass weitreichende Einschnitte bei den Beschäftigten auf den Tisch kommen sollen. Laut Manager Magazin soll die Zahl der Beschäftigten in Deutschland nach Vorstellung von Hardlinern von 130.000 Stellen mittelfristig um 30.000 sinken. Das habe auch Konzernchef Oliver Blume im kleinen Kreis langfristig als realistisch erachtet. Sein Vorgänger Herbert Diess war mit Gedankenspielen um einen Jobabbau in dieser Größenordnung bereits auf heftigen Widerstand gestoßen und musste entsprechende Pläne kurzerhand wieder einkassieren.
„Als Ablenkung vom Diesel-Skandal“: Spahn gibt früheren VW-Chefs Schuld für Krise
Sonntag, 15. September, 8.28 Uhr: CDU-Präsidiumsmitglied Jens Spahn hat früheren VW-Chefs die Schuld an der Krise der deutschen Autoindustrie gegeben. Außerdem forderte Spahn erneut die Rücknahme des EU-Verbrennerverbotes. „Leider haben einige ehemalige VW-Lenker - womöglich als Ablenkung von ihrem Diesel-Skandal - plötzlich alles auf die Elektroauto-Karte gesetzt. Ich wage die These: Ohne den ein oder anderen früheren VW-Chef wäre Deutschlands Autoindustrie nicht in der Misere, in der sie gerade steckt“, sagte Spahn im Gespräch mit der „Neuen Osnabrücker Zeitung“ (NOZ).
BMW sei dagegen „deutlich klüger“ gewesen, indem man auf neue Verbrenner, Wasserstoff und E-Autos gesetzt habe und nun davor stehe, mehr E-Autos in Europa zu verkaufen als Tesla, so Spahn weiter. „Ich setze weiterhin darauf, dass wir in der EU die Kurve noch nehmen und uns vom desaströsen E-Auto-Zwang verabschieden. Hunderttausende Arbeitsplätze hängen an der Verbrenner-Industrie. Das Verbrennerverbot war eine falsche Entscheidung der EU und wir wollen sie zurücknehmen.“
Spahn betonte, dass die europäischen Autobauer einen 100-jährigen Vorsprung beim Verbrenner hätten. „Statt uns über den E-Auto-Vorsprung der Chinesen zu grämen, könnten wir ja erstmal unseren Vorsprung bei Diesel und Benzinern nutzen. Wir können Verbrenner-Autos ohne eine Schraube aus China bauen, aber Elektroautos können wir ohne Vorprodukte aus China nicht herstellen.“
Rückruf für mehr als 100.000 ID.4
Freitag, 13. September, 17.45 Uhr: VW kommt einfach nicht zur Ruhe. Nun muss der deutsche Autobauer mehr als 100.000 Modelle des ID.4 in Nordamerika zurückrufen. Bei den betroffenen Fahrzeugen könnte es einen Defekt am Türgriff geben, bei dem Wasser eindringt und die Leiterplatte erreicht. Das könnte dazu führen, dass sich die Autotüre während der Fahrt entriegelt und öffnet.
VW drosselt Produktion in Batteriewerk
Freitag, 13. September, 13.00 Uhr: Nachdem bereits betriebsbedingte Kündigungen und Werkschließungen angekündigt wurden, folgt nun ein weiterer Dämpfer für VW: Die Produktion im Batteriewerk in Salzgitter wird runtergefahren. Eine der beiden Produktionslinien wird erst gar nicht realisiert. Beim Betriebsrat wächst die Sorge, dass das Management die Pläne dauerhaft auf Eis legen könnte.
VW und IG Metall verhandeln ab 25. September über Sparpläne
Donnerstag, 12. September, 09.40 Uhr: Im Streit um einen möglichen Stellenabbau bei Volkswagen wollen IG Metall und Unternehmen in knapp zwei Wochen zu Verhandlungen zusammenkommen. Die Tarifverhandlungen würden am 25. September in Hannover starten, teilten Unternehmen und Gewerkschaft mit. Neben der regulären Entgeltrunde solle dabei auch über die jüngst von VW gekündigte Beschäftigungssicherung verhandelt werden. Die eigentlich erst ab Oktober geplante Tarifrunde werden daher vorgezogen.
VW hatte Anfang September angekündigt, wegen der angespannten Lage seine Sparpläne zu verschärfen und schließt Kündigungen und Werkschließen nicht länger aus. Die seit 1994 geltende Beschäftigungssicherung wurde aufgekündigt. Sollte es bis Mitte 2025 keine Einigung mit der Gewerkschaft über eine Neuregelung der Zukunftssicherung geben, droht VW mit Entlassungen. IG Metall und Betriebsrat kündigten Widerstand gegen die Pläne an.
VW-Kernmarke tauscht Finanzchef aus - Seat-Manager kommt
Montag, 09. September, 13.42 Uhr: Der Autobauer Volkswagen tauscht mitten in der Krise den Finanzchef bei seiner Kernmarke VW Pkw aus. Der bisherige Finanzchef Patrik Andreas Mayer soll den Posten in Wolfsburg freimachen für den Finanzvorstand der VW-Tochter Seat, David Powels, wie eine Unternehmenssprecherin auf Anfrage bestätigte.
Zuvor hatte das „Manager-Magazin“ berichtet. Mayer wechselt demnach zu Seat nach Spanien und übernimmt dort Powels Aufgaben. Mayer war seit Oktober 2022 Finanzvorstand beim Herzstück von Europas größtem Autokonzern.
Protest: Audi-Mitarbeiter in Brüssel entwenden Fahrzeugschlüssel
13.18 Uhr: In einem von der Schließung bedrohten Audi-Werk in Brüssel haben Mitarbeiter die Schlüssel von rund 200 Fahrzeugen entwendet. Sie wollen damit erzwingen, dass die Geschäftsführung Klarheit über die Zukunft des Standorts schafft, wie die belgische Nachrichtenagentur Belga berichtet. Solange dies nicht geschehe, werde kein Auto das Werk verlassen.
Audi will die Erpressung den Angaben zufolge nicht akzeptieren und hat gedroht, Anzeige zu erstatten, sollten die Schlüssel nicht bis diesen Montagmittag zurückgebracht werden. Demnach lassen sich die Verantwortlichen mit Aufnahmen von Überwachungskameras identifizieren.
Audi hatte im Juli mitgeteilt, dass die Einstellung des Betriebs in Brüssel nicht ausgeschlossen werden kann. Als Grund wurde die schwache Nachfrageentwicklung für die in dem Werk produzierten Elektro-SUV vom Typ Q8 e-tron genannt.
An dem Standort waren zuletzt rund 3000 Mitarbeiter beschäftigt. Noch einmal verschärft wurden deren Sorgen am vergangenen Dienstag, als der Audi-Mutterkonzern Volkswagen mitteilte, dass in den nächsten Jahren auch kein anderes Modell in Brüssel produziert werden soll.
Die Mitarbeiter reagierten nach Gewerkschaftsangaben bereits in den vergangenen Tagen mit Arbeitsniederlegungen und verhinderten so eine Wiederaufnahme der Produktion nach der Sommerpause. Für den 16. September ist ein großer Protesttag geplant.
VW-Chef Blume: „Kuchen ist kleiner geworden und wir haben mehr Gäste am Tisch“
Sonntag, 08. September, 07.42 Uhr: Nach der Ankündigung des Volkswagens-Konzerns, den Sparkurs mit Arbeitsplatzabbau und möglichen Werksschließungen bei der Kernmarke VW noch einmal zu verschärfen, beschreibt Konzern-Vorstand Oliver Blume die schlechte wirtschaftliche Situation bei Volkswagen als alarmierend. Bei der Marke VW sei die Lage „so ernst, dass man nicht einfach alles weiterlaufen lassen kann wie bisher“, sagte Blume zu „Bild am Sonntag“. „In Europa werden weniger Fahrzeuge gekauft. Gleichzeitig drängen neue Wettbewerber aus Asien mit Wucht in den Markt. Der Kuchen ist kleiner geworden und wir haben mehr Gäste am Tisch“, so der Konzernchef weiter.
Die gesamte europäische Autoindustrie befinde sich in einer sehr anspruchsvollen Lage, die es zuvor noch nie gegeben habe. „Und das wirtschaftliche Umfeld hat sich nochmals verschärft, gerade bei der Marke VW“, so Blume.
Der Konzern habe in allen Marken und Gesellschaften Ergebnisprogramme etabliert. Bei VW würden die Kostenreduzierungen aber aktuell nicht ausreichen. Blume: „Meine Kollegen VW-Chef Thomas Schäfer und Thomas Schmall arbeiten mit ihren Teams deshalb an weiteren Maßnahmen.“ Welche das sein könnten, sagte Blume nicht.
Einen Kahlschlag wird es laut Blume nicht geben: „Wir stehen fest zum Standort Deutschland, denn Volkswagen hat ganze Generationen geprägt. Wir haben Mitarbeiter, deren Großväter schon bei Volkswagen gearbeitet haben. Ich will, dass auch ihre Enkel hier noch arbeiten können.“
Der Konzernchef betonte seine Verbundenheit zu Volkswagen: „Ich bin in der Region Wolfsburg aufgewachsen. Mein Vater hat in der Stadt über 30 Jahre hinweg einen Supermarkt geleitet. Und ich arbeite seit 30 Jahren für den Volkswagen Konzern. Volkswagen ist meine Heimat.“
Gleichzeitig appellierte er an den Veränderungswillen: „In Volkswagen steckt aber auch das Wort wagen. Wir müssen wieder etwas wagen: Erfolg wagen Wir werden die Marke VW wieder dort hinbringen, wo sie hingehört. VW kann dabei auf mich zählen. Und ich zähle auf VW.“
Steinmeier hofft auf „gemeinsame Lösung“ bei VW
17.22 Uhr: „Es zeigt sich darin, dass die weltweite Automobilwirtschaft im Umbruch ist“, sagte Bundespräsident Steinmeier bei einem Termin in Cuxhaven. Er setze und vertraue aber darauf, „dass eine Unternehmenskultur im Hause von Volkswagen, die in der Vergangenheit immer dazu geführt hat, dass man auch in Krisensituationen gemeinsam Lösungen gefunden hat, auch hier trägt und Ergebnisse zeigt“.
IG Metall bringt Vier-Tage-Woche bei VW ins Gespräch
16.12 Uhr: Im Streit um die neuen Sparpläne von VW drückt die IG Metall aufs Tempo und bringt eine erste Lösungsmöglichkeit ins Gespräch: Um betriebsbedingte Kündigungen zu vermeiden, kann sich die Gewerkschaft auch eine Vier-Tage-Woche für alle Beschäftigten der Kernmarke vorstellen. „Das kann mit eine der Optionen sein“, sagte die IG-Metall-Vorsitzende Christiane Benner am Rande einer tarifpolitischen Konferenz in Hannover. „Wir sollten nichts ungenutzt lassen an Ideen, wie wir Beschäftigung und Standorte erhalten können.“
Wichtig sei, dass die Werkschließungen und betriebsbedingten Kündigungen, die VW nicht mehr ausschließt, vom Tisch kämen, betonte Benner. „Das sind für uns absolut rote Linien.“ Mit dem Konzern wolle man nun schnell ins Gespräch kommen, um gemeinsam über Lösungen zu verhandeln. „Was wir jetzt brauchen, ist Klarheit für die Beschäftigten“, sagte Niedersachsens IG-Metall-Bezirksleiter Thorsten Gröger. „Deswegen wollen wir möglichst schnell in die Gespräche gehen mit dem Unternehmen und wollen keine lange Hängepartie.“
Experte zu VW: „Wenn der Riese wankt - dann wackelt alles“
Donnerstag, 05. September, 06.25 Uhr: „Wenn der Riese wankt - dann wackelt alles.“ So kommentierte der Chef-Volkswirt der ING-Bank, Carsten Brzeski, gegenüber „Bild“ die Probleme bei VW. Denn: „Die Autoindustrie ist nach wie vor die wichtigste Branche in Deutschland. Und in dieser Branche ist VW der Platzhirsch.“
Mit einem Vergleich macht Brzeski die Bedeutung VWs deutlich: „Die Zahlen zeigen: Für die deutsche Wirtschaft ist Volkswagen wichtiger als der gesamte Außenhandel mit Griechenland.“ Für ihn zeigt die derzeitige Schwäche VWs auch, wie es um den Wirtschaftsstandort Deutschland steht. „Schon seit Jahren ist es so, dass die großen Dax-Konzerne ihre Gewinne vor allem im Ausland machen. Aber das reicht nicht mehr, um die Verluste in Deutschland auszugleichen. Deshalb muss jetzt hierzulande gespart werden – auch durch die Schließung von Produktionsstandorten“, sagt Brzeski gegenüber der „Bild“.
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