"Als wäre es im Garten gedreht worden": Wie "Game of Thrones" beinahe zum Flop wurde

Das HBO-Fantasy-Epos "Game of Thrones" wurde zum Riesenerfolg - allerdings erst im zweiten Versuch. Ein Buch, in dem die Beteiligten zu Wort kommen, beschreibt nun, wieso die ursprüngliche erste Folge zu einem einzigen Desaster wurde.

Auch wenn das Ende der Fantasy-Serie unter Fans teilweise stark kritisiert wurde - "Game of Thrones" hat die Serienlandschaft geprägt, wie wenige Formate zuvor. Dass es bereits vor der bekannten ersten Episode eine Pilotfolge gab, ist schon lange bekannt. Nun wurden allerdings diverse Details zum Dreh veröffentlicht, die deutlich machen, dass diese ursprüngliche Fassung nichts mit dem späteren hohen Niveau der Serie zu tun hatte - vielmehr war sie ein einziges Desaster. Die Informationen darüber stammen von "Entertainment Weekly"-Redakteur James Hibberd, der ein Buch dazu verfasst hat, inklusive der ein oder anderen chaotischen Anekdote der Beteiligten.

Die Dreharbeiten zur besagten Pilotfolge fanden 2009 in Irland und Marokko statt - und damit zwei Jahre, bevor Folge 1 der ersten Staffel auf HBO Premiere feierte. Die Besetzung war weitestgehend die gewohnte, so war beispielsweise Lena Headey bereits als Cersei Lennister besetzt. Bedeutende Ausnahme: Daenerys Targaryen wurde nicht, wie später im TV zu sehen, von Emilia Clarke verkörpert, sondern damals noch von der britischen Schauspielerin Tamzin Merchant.

Wie eine solch ambitionierte Fantasy-Buchreihe in der Realität umgesetzt werden sollte - davon hatte keiner der Beteiligten zu diesem Zeitpunkt auch nur einen blassen Schimmer, inklusive der Showrunner David Benioff und D.B. Weiss. Die Eindrücke, die die Schauspieler am Set sammelten, fasst Nicolaj Coster-Waldau, Darsteller des Jamie Lennister, folgendermaßen zusammen: "Wir wussten nicht, was wir taten oder was zur Hölle das sein sollte."

Zu viel Fantasy, zu wenig Drama?

So sei die Ankunft von Robert Baratheon in Winterfell - der auch im letztlich gesendeten Piloten eine Schlüsselrolle einnimmt - schlicht "lächerlich" gewesen. Coster-Waldau spricht von einer feinen Balance zwischen "Ernsthaftigkeit und daran zu glauben" und letztlich nur "ein Cosplayer zu sein". Den Spaß ließ er sich laut eigener Aussage aber nicht vermiesen.

Es habe an allen Ecken und Enden bei "Game of Thrones" gehakt. Nach Aussage Coster-Waldaus ergaben sich haufenweise Probleme: Die Frisuren der Charaktere, Ausstattung und Kostüme, aber auch die Spezial-Effekte gaben kein stimmiges Bild einer glaubhaften Fantasy-Welt ab. "Es sah aus, als wäre es in meinem Garten gedreht worden", erinnert sich der Däne.

Doch auch, wie sich die Geschichte von Autor George R. R. Martin, der als Berater zur Seite stand, in eine Serien-Form gießen ließe, blieb lange unklar. Die Showrunner versuchten, möglichst viel Fantasy-Gehalt aus der Story zu verbannen und stärker auf Drama-Elemente zu setzen, aber wie weit sie dabei gehen durften, war ihnen unklar. "Du versuchst, es so bodenständig wie möglich zu machen - aber es ist immer noch ein Fantasy-Epos und wenn du das ignorierst, schadet das deiner Geschichte", erläutert Produzent Bryan Cogman diesen Konflikt.

Letztlich profitierten die Macher davon, dass sich HBO mit seinen Ankündigungen schon zu weit aus dem Fenster gelehnt hatte - und trotz dieses Reinfalls eine zweite Chance gewährte. Obendrein gab es nochmal zehn Millionen US-Dollar für die Produktion. Der zweite Versuch saß dann bekanntermaßen wesentlich besser.