Wagner-Chef Prigoschin sucht neue Söldner, doch braucht ihn Putin noch?
Auf den Telegram-Kanälen, die das Video von Wagner-Chef Jewgeni Prigoschin in Russland verbreiten sind laut Medienberichten eine Telefonnummer und eine E-Mail-Adresse angegeben, bei denen sich Freiwillige melden können, die sich der Privatarmee als Söldner anschließen wollen.
Für den Krieg in der Ukraine hatte Prigoschin neue Kämpfer in russischen Gefängnissen rekrutiert. Das macht die Armee inzwischen selbst.
Wenige Tage nach dem gescheiterten Aufstand von Jewgeni Prigoschin gegen die Militärführung Ende Juni hieß es aus dem Kreml, die Wagner-Aktivitäten in Afrika würden fortgesetzt.
Prigoschin in der Wüste
Am Montagabend hat sich Jewgeni Prigoschin mit einem 40-Sekunden-Video aus Afrika zu Wort gemeldet. Er steht in der Wüste - wie er sagt "bei 50 Grad, wie wir es lieben.".
Ein Experte von France Info geht wie andere Afrika-Kenner davon aus, dass das Video in Mali aufgenommen sein könnte, wo die Wagner-Truppe seit Jahren im Einsatz ist.
Zudem sind die pro-russischen Söldner in der Zentralafrikanischen Republik und in Burkina Faso aktiv. Sie unterstützen Regierende, die sich vom Westen abwenden - und bekommen dafür den Zugriff auf wertvolle Ressourcen.
Nutzt Wagner Niger nur zur Propaganda?
Der Darstellung von Wagner-nahen Kanälen zufolge hat die Militärjunta in Niger Prigoschin um Hilfe gebeten, um an der Macht zu bleiben. Doch wie weit Wagner in den Putsch gegen den demokratisch gewählten Präsidenten Mohamed Bazoum in Niger involviert ist, ist umstritten.
Das Institute für the Study of War (ISW) erklärt, dass Prigoschin eine Medienkampagne gestartet hat. Diese solle zeigen, die Putschisten in Niger würden Wagner anbetteln. Denn laut ISW wolle sich Prigoschin einen Vertrag mit Niger sichern und damit Wagner retten. Nach dem gescheiterten Aufstand hat die Privatarmee laut ISW-Quellen personelle und finanzielle Probleme - und braucht einen Deal mit Niger.
Ukraine-Krieg: Chef der Wagner-Söldner Prigoschin rechtfertigt Exekution eines "Verräters"
Exekutionen, Folter, Plünderungen: Wagner-Söldner in Afrika angeklagt
Putin stärkt Prigoschins Widersacher
Manche Beobachter gehen dem ISW zufolge davon aus, dass Prigoschin-Gegner die Probleme der Wagner-Truppe übertreiben.
Zuletzt hat sich Präsident Wladimir Putin recht deutlich auf die Seite der Militärs gestellt, deren Absetzung der Wagner-Chef bei seinem Aufstand gefordert hatte. So ist der russische Verteidigungsminister Sergej Schoigu weiterhin im Amt - und Putin hat bei seinem Besuch in Rostow-am-Don Generalstabschef Waleri Gerassimow getroffen.
"General Armageddon" abgesetzt?
Dagegen wurde der Prigoschin-Befürworter Armeegeneral Sergej Surowikin Berichten zufolge eines Teils seiner Funktionen enthoben oder gar abgesetzt. Schon seit Wochen könnte er auch unter Hausarrest stehen.
Der Militär, der nach seinem harten und unerbittlichen Vorgehen in Syrien auch "General Armageddon“ genannt wird, war von Oktober 2022 bis Januar 2023 Oberbefehlshaber der russischen Truppen in der Ukraine.
Doch trotz der Position Putins auf der Seite der Prigoschin-Widersacher hat der Kreml laut ISW Probleme die Wagner-Truppen in Afrika kurzfristig zu ersetzen.
Russlands Soldaten hatten nicht nur in der Ukraine in den vergangenen Wochen kaum militärische Erfolge vorzuweisen, Putins Armee verfügt laut ISW auch nicht über die Kenntnisse und Kontakre in Afrika, die sich die Wagner-Kämpfer dort aufgebaut haben.