„Wahrscheinlich keine Gefahr“: Mit Corona infizierte Frauen geben das Virus beim Stillen offenbar nicht an ihre Babys weiter

Beim Stillen während oder kurz nach einer Coronainfektion wird das Virus mit großer Wahrscheinlichkeit nicht an das Kind weitergegeben. Das geht aus einer kleinen Studie hervor, die von Forschenden der University of California (UCLA) in Los Angeles durchgeführt wurde. Die dafür untersuchte Muttermilch von mit Corona infizierten Frauen enthielt demnach keine ansteckenden Viruspartikel. Zudem gebe es keinen „klinischen Beweis“, dass sich Babys durch das Stillen infiziert hätten.

Paul Krogstad, Leiter der Studie und Professor für Kinder- und Jugendmedizin an der UCLA, sagte in einer Mitteilung, es bestehe „aller Wahrscheinlichkeit nach kein Risiko“ für eine Ansteckung über die Muttermilch. Er betonte außerdem die Bedeutung von Muttermilch als unbezahlbare Nährstoffquelle für Säuglinge.

Die untersuchten Proben enthielten keine infektiösen Partikel

Im Rahmen der Studie hatten die Forschenden die Muttermilch von insgesamt 65 coronapositiven Frauen untersucht. In sieben der Proben konnte zwar eine kurze Zeit lang genetisches Material nachgewiesen werden. Das sei aber nicht ansteckend gewesen. Die Studienautoren weisen allerdings ausdrücklich darauf hin, dass ihre Ergebnisse aufgrund der geringen Testzahl möglicherweise nicht alle relevanten Fragen restlos beantworten könnten. Zudem wurde die Studie zwischen März und September 2020 durchgeführt – also noch vor der Verbreitung der Omikron-Variante.

Frühere Studien hatten bereits gezeigt, dass beim Stillen Antikörper der Mutter, die durch eine frühere Infektion entstanden sind, an das Baby weitergegeben werden könne. Es ist allerdings unklar, ob die Kinder dadurch auch einen besonderen Schutz vor einer Ansteckung erhalten.

Unklar, inwieweit sich Babys beim Stillen über Atemwege infizieren

Die aktuelle Studie der UCLA ist nach Angaben der Autoren dennoch die bislang umfangreichste ihrer Art. Sie wurde am vergangenen Dienstag in der medizinischen Fachzeitschrift „Pediatric Research“ veröffentlicht. Die Studie bestärkt auch bestehende Richtlinien und Handlungsempfehlungen des Centers for Disease Control and Prevention (CDC), einer Behörde des US-amerikanischen Gesundheitsministeriums.

Die CDC empfiehlt Frauen, die sich mit Corona infiziert haben, eine Maske zu tragen und vor dem Stillen stets gründlich ihre Hände zu waschen, um das Risiko einer Ansteckung über andere Wege zu minimieren. Victoria Male, Expertin für reproduktive Immunologie am Imperial College in London, warnte im Gespräch mit Insider davor, dass sich die Studie der UCLA nur auf das Infektionsrisiko über die Aufnahme von Muttermilch konzentriert habe. Man könne daraus nicht auf die Wahrscheinlichkeit einer Ansteckung über andere Wege schließen – wie Aerosole, die sich während des Stillens in der Luft befinden.

Dieser Text wurde von Anika Faber aus dem Englischen übersetzt. Das Original findet ihr hier.