Kanadische Provinz Alberta will wegen über 100 Waldbränden Bundeshilfen anfordern
Angesichts der mehr als 100 in Alberta wütenden Waldbrände will die westkanadische Provinz Bundeshilfen anfordern. "Wir wissen, dass Kanada militärische Unterstützung leisten kann", sagte Albertas Regierungschefin Danielle Smith am Sonntagabend (Ortszeit). "Wir werden sehen, welche Brandbekämpfungs- und Ingenieurskompetenz sie bieten können". Inzwischen mussten nach Behördenangaben fast 30.000 Menschen ihre Häuser verlassen. Insgesamt 107 Brandherde waren am Sonntag noch aktiv, 28 davon waren noch nicht unter Kontrolle.
Zu den evakuierten Städten gehört Drayton Valley mit 7000 Einwohnern rund 140 Kilometer westlich der Provinzhauptstadt Edmonton. Rund 550 Kilometer nördlich von Edmonton zerstörte das Feuer in der Ortschaft Fox Lake 20 Häuser, ein Geschäft und eine Polizeiwache. Die Bewohner wurden per Boot und Hubschrauber in Sicherheit gebracht.
Das ganze Ausmaß der Schäden war aber noch gar nicht abzuschätzen, da einige Gebiete wegen Rauch und Flammen noch gar nicht zugänglich waren, wie der Leiter der Katastrophenschutzbehörde von Alberta, Colin Blair, sagte.
Albertas Regierungschefin Smith hatte wegen der "beispiellosen" Situation am Samstag den Ausnahmezustand ausgerufen. Alberta habe einen so heißen und trockenen Frühling erlebt, dass in den Wäldern ein paar Funken reichten, "um wirklich furchterregende Brände auszulösen".
Smith, die sich mitten im Wahlkampf befindet, sollte sich am Montag mit dem kanadischen Premierminister Justin Trudeau treffen, um die Bundeshilfen anzufordern.
Derweil konnten im Kampf gegen die Flammen erste Erfolge erzielt werden. Im Süden der Provinz habe es vereinzelte Regenschauer gegeben, sagte eine Sprecherin der Feuerschutzbehörde Alberta Wildfire auf einer Pressekonferenz in Edmonton. "Das hat es den Feuerwehrleuten ermöglicht, in bestimmte Zonen vorzustoßen, denen sie sich bisher wegen der extremen Brände nicht nähern konnten."
Diese "gute Nachricht" betreffe aber nur den Süden von Alberta, nicht den Norden, wo weiterhin extrem schwierige Bedingungen herrschten. Bei ihrem Kampf gegen die Brände konzentrieren sich Feuerwehr und Rettungskräfte auf die bewohnten Gebiete.
Auch in der Nachbarprovinz British Columbia mussten Menschen ihre Häuser verlassen, weil zwei Waldbrände außer Kontrolle geraten waren. Die Behörden erwarten, dass starker Wind die Flammen in den kommenden Tagen weiter anfachen wird.
Der Westen Kanadas wird seit einigen Jahren immer wieder von extremen Wetterereignissen heimgesucht, die sich nach Expertenangaben durch den Klimawandel in Intensität und Häufigkeit verstärken. 2016 musste wegen verheerender Waldbrände im Gebiet um die Ölstadt Fort MacMurray die Ölproduktion heruntergefahren werden, 100.000 Menschen wurden in Sicherheit gebracht.
Im Sommer 2021 waren während einer historischen Hitzewelle in British Columbia mehr als 500 Menschen ums Leben gekommen. Waldbrände zerstörten damals eine ganze Stadt.
loc/kbh