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"An die Wand gefahren": Tim Mälzer beichtet sein wirtschaftliches "Waterloo"

Wilde Flüche, Rachegelüste: Gefühlsausbrüche gibt's öfter in der VOX-Sendung "Kitchen Impossible", doch selten zeigten sich die Kontrahenten so weich wie Tim Mälzer und Alexander Wulf in der aktuellen Sendung. Denn beide gingen bei ihren Challenges emotional auf eine Reise in die Vergangenheit ...

Verstehen sich trotz Konkurrenz bestens: Tim Mälzer (links) und Alexander Wulf. (Bild: TVNOW / Pervin Inan-Serttas)
Verstehen sich trotz Konkurrenz bestens: Tim Mälzer (links) und Alexander Wulf. (Bild: TVNOW / Pervin Inan-Serttas)

Nachdem er sich in der letzten Folge noch lautstark über Sterne-Küche aus Berlin beschwerte, startete Tim Mälzer etwas zahmer in die neueste Ausgabe von "Kitchen Impossible": "Katastrophal" sei seine eigene Leistung gewesen, kündigte er gleich zu Beginn mit ungewohnter Bescheidenheit an. Und auch sein Konkurrent Alexander Wulf, der sich mit seinem Michelin-Stern und den 17 Gault-Millaut-Punkten wahrlich nicht verstecken muss, zeigte sich erstaunlich eingeschüchtert angesichts der zu erfüllenden Aufgaben. Er fühlte sich "richtig klein". Nix mit harten Kerlen diesmal, stattdessen große Gefühle und kulinarische Herausforderungen, bei denen weniger das Was als das Wie das Problem darstellte.

Pferd auf dem Teller: Tim Mälzer schmeckt's nicht raus

So etwa beim ersten Gericht, dass Tim Mälzer in Erkelenz nachzukochen hatte. Als Originalköchin hatte der russischstämmige Wulf die Frau seines Großcousins ausgewählt, Luba Uschakow, die in seiner Familie für ihre Kochkunst verehrt wird, weil sie es "schafft, das Gefühl da reinzubringen". Die Liebe, mit der die kasachischen Spezialitäten Beshbarmak und Baursaki zubereitet wurden, schmeckte Mälzer sofort, was der Nudel-Fleisch-Eintopf und das fettgebackene Hefegebäck im Detail beinhalteten, allerdings nur bedingt.

Unter den kritischen Blick von Luba Uschakow versucht sich Tim Mälzer an kasachischen Spezialitäten. (Bild: TVNOW / Endemol Shine)
Unter den kritischen Blick von Luba Uschakow versucht sich Tim Mälzer an kasachischen Spezialitäten. (Bild: TVNOW / Endemol Shine)

Kein Wunder, denn dass neben Lamm und Rind auch Pferd auf dem Teller lag, ist für deutsche Gaumen doch recht ungewohnt. Und Mayonnaise im Teig? "Der Russe macht überall Mayo rein", klärte Wulf den verwunderten Mälzer beim Nachgespräch auf. Als besonders tricky aber erwies sich die Art der Zubereitung: Mälzer musste nämlich alles in nur einem Topf über offenem Feuer im Garten kochen. Das gelang ihm letztlich so là là - die Familienjury gab ihm im Schnitt 5,1 von 10 möglichen Punkten.

"Das ist High End. Das kann nicht der Tim gekocht haben."

Mälzer selbst schickte Wulf nach Hamburg, präsentierte ihm dort persönlich die Aufgabe und behauptete, selbst der Originalkoch der Tortellini alla Carbonara mit Trüffeln zu sein. Doch er konnte seinen Kontrahenten nicht täuschen: "Das ist High End. Das kann nicht der Tim gekocht haben."

"Halt dein Maul!", schimpfte der lachend, wohlwissend, dass Wulf natürlich Recht hatte: Das Gericht kam von Matteo Ferrantino (41), Zwei-Sterne-Koch und Küchenchef im Edelrestaurant bianc. Die Carbonara war in diesem Fall die Füllung der Teigtaschen, und auf die kam es besonders an. Wulf machte viel falsch, das Ergebnis schmeckte aber letztlich doch sehr gut und dem Original ähnlich genug, dass es dafür immerhin 5,9 Punkte gab.

"Düsseldorf, mein Waterloo"

Bei Aufgabe zwei ging es für beide Köche auf eine Reise in die Vergangenheit. Zunächst für Mälzer in Düsseldorf, der dort von der vermeintlichen Schlichtheit seiner Aufgabe erst mal überrascht war: Schweinshaxe mit Bratkartoffeln. "Muss man können, wenn man Tim Mälzer heißt." Als er schließlich am dazugehörigen Lokal ankam, dem Ham-Ham des ehemaligen Profifußballers Marinko Miletic (40), war er verblüfft. Denn ganz in der Nähe hatte er selbst mal ein Restaurant besessen.

"Hier war ich schon mal!" Tim Mälzer kennt das Düsseldorfer Ham-Ham von früher. (Bild: TVNOW / Endemol Shine)
"Hier war ich schon mal!" Tim Mälzer kennt das Düsseldorfer Ham-Ham von früher. (Bild: TVNOW / Endemol Shine)

"Düsseldorf ist 'n bisschen mein Waterloo", erinnerte er sich daran. Er zahle immer noch dafür, dass er den Laden seinerzeit "wirtschaftlich an die Wand gefahren" hatte. Würde er auch an der Haxe scheitern? Die hatte er eigentlich vor, im Ofen zu braten, doch den gab es nicht: Gegart wurde das Fleisch am Spieß über dem offenen Grill. "F...er", schimpfte Mälzer, dessen vorher erdachter Lösungsweg nun hinfällig war. "Ich fühl' mich grad 'n bisschen schlecht", plagte Wulf bei der Nachbesprechung das Gewissen, doch Mälzer reagierte ungewohnt zahm: "Alles gut." 4,9 Punkte erkochte er sich und damit insgesamt glatte 10.

Alexander Wulf von Emotionen übermannt

Für Wulf ging es dann erneut zu einem Zwei-Sterne-Koch, diesmal nach Sylt zu Jan-Philipp Berner (33) und dessen Söl'ring Hof. Für dessen Salzwiesenlamm durfte Wulf vorher selbst Kräuter sammeln und wurde dort in der Natur von seinen Emotionen überwältigt, weil der kühle Wind ihn an den letzten stürmischen, bitterkalten Tag in seiner russischen Heimat und seine weinende Mutter erinnerte.

Er habe nie vergessen, woher er kommt und darum einen enormen Ehrgeiz entwickelt, unter dem seine eigenen Kinder manchmal zu leiden hätten. Als er davon erzählte, kamen ihm die Tränen. "Die Sonne scheint so extrem", versuchte er abzulenken - ohne Erfolg.

Alexander Wulf schwelgt am Strand von Sylt in Erinnerungen.  (Bild: TVNOW / Endemol Shine)
Alexander Wulf schwelgt am Strand von Sylt in Erinnerungen. (Bild: TVNOW / Endemol Shine)

Erfolgreich verlief dafür das Nachkochen des kleinteiligen Lamm- und Rote-Bete-Gerichtes, für das ihm die Jury 7,4 Punkte gab. Mit 13,3 Punkten gewann er damit mit einem so deutlichen Abstand, wie es ihn in der Show selten gab. "Verdient", erkannte Mälzer an - ganz ohne sein übliches Gemotze.

Im Video: Die 10 unglaublichsten Momente bei "Kitchen Impossible"