„War vollkommen überfordert“ - Mann aus Sylter Skandal-Video hat Job verloren und stark abgenommen - jetzt spricht er

Im Mai sorgte ein Video aus dem "Pony" auf Sylt für Entsetzen: Junge Menschen grölten Nazi-Parolen. Nun erzählt ein Mann aus dem Clip, wie es ihm danach ergangen ist.<span class="copyright">Imago Images / Screenshot YouTube</span>
Im Mai sorgte ein Video aus dem "Pony" auf Sylt für Entsetzen: Junge Menschen grölten Nazi-Parolen. Nun erzählt ein Mann aus dem Clip, wie es ihm danach ergangen ist.Imago Images / Screenshot YouTube

Am 24. Mai 2024 sorgte ein virales Video aus Sylt für Entsetzen: Eine Gruppe junger Menschen grölte zum Hit „L’amour toujours“ Nazi-Parolen. Nun erzählt einer der Männer aus dem Video, wie es ihm danach ergangen ist.

Einer der Männer aus dem sogenannten „Sylt-Video“, das rassistische Gesänge in der Sylter Prominenten-Bar „Pony“ zeigte und bundesweit für Schlagzeilen und Entsetzen sorgte, spricht im „Stern“ nun erstmals über die Folgen dieses Abends für sein Leben.

Kurz nach Veröffentlichung des Videos begann die Hetzjagd

Sein Job sei ihm gekündigt worden und er habe Lehraufträge an drei Hochschulen abgegeben, sagte der Mann, der auf dem Sylt-Video zu sehen war. In den sozialen Medien begann kurz nach der Veröffentlichung des Videos eine Hetzjagd. Dabei hinterließen zahlreiche Menschen auf dem Instagram-Profil seines Arbeitgebers öffentliche Kommentare.

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„Ich bin sowohl Geschäftskundin als auch Privatkundin, ich erwarte eine sofortige Trennung von Thomas Jedermann*, sonst werde ich umgehend alle meine Verträge kündigen“, lautet einer der Kommentare.

Mann aus dem Sylt-Video spricht erstmals: „Zum falschen Zeitpunkt am falschen Ort“

In den folgenden Tagen kam dann der Arbeitgeber auf den Mann zu und wollte wissen, was geschehen sei. Obwohl er klarmachte, er habe nicht mitgegrölt, wurde er schließlich entlassen. Er war zehn Jahre bei der Firma, seine berufliche Karriere sei durch dieses Video völlig zerstört worden. „Aber am Schluss werden Sie feststellen, dass es einen Unschuldigen trifft“, habe er der Juristin der Personalabteilung erwidert.

Zudem habe er in den vergangenen Monaten sieben Kilo abgenommen. Sein Anwalt Norman Buse nennt seinen Mandanten einen Mann, der „zum falschen Zeitpunkt am falschen Ort war und an den Medienpranger gestellt wurde“.

Das Pony in Kampen auf Sylt. Am 24. Mai 2024 geriet das Lokal deutschlandweit in die Schlagzeilen, nachdem dort rassistische Parolen von einer größeren Gruppe junger Menschen gesungen wurden. <span class="copyright">imago images/Eventpress</span>
Das Pony in Kampen auf Sylt. Am 24. Mai 2024 geriet das Lokal deutschlandweit in die Schlagzeilen, nachdem dort rassistische Parolen von einer größeren Gruppe junger Menschen gesungen wurden. imago images/Eventpress

Das Video entstand am Pfingstwochenende. Es zeigte eine Menschengruppe im Sylter Promi-Lokal „Pony“. Einige sangen zur Melodie von Gigi D’Agostinos „L’amour toujours“ die Zeile „Deutschland den Deutschen, Ausländer raus“. Ein Mann zeigte eine Geste, die einen Hitlergruß mindestens imitierte. Sogar Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) äußerte sich zu dem Vorfall und nannte die Parolen „eklig“.

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  • Das „Pony“ ist ein Nachtclub in Kampen auf Sylt

  • Der Club ist ein beliebter Treffpunkt für Promis

  • Nach dem Vorfall haben die Betreiber des „Pony“ Strafanzeige gestellt

Mann sang nicht in Sylt-Video mit: „War vollkommen überfordert und habe es ignoriert“

Der Mann, der sich nun im „Stern“ äußert, stimmte in die rassistischen Gesänge nicht ein, wie inzwischen das Landgericht Hamburg festgestellt hat. Er stand in unmittelbarer Nähe der Beteiligten – und kannte sie. Dem „Stern“ sagte er: „Ich war geschockt. In so was bin ich noch nie reingeraten. Mir sind brüllende Horden immer unangenehm. Ich bin ein verträglicher Mensch. In der Situation war ich vollkommen überfordert und habe es ignoriert.“

Das "Pony" erstattete nach der deutschlandweiten Berichterstattung über das "Sylt-Video" Anzeige. Die Betreiber versicherten, Nichts von den rassistischen Parolen, die in ihrem Club gesungen wurden, mitbekommen zu haben. <span class="copyright">Imago Images</span>
Das "Pony" erstattete nach der deutschlandweiten Berichterstattung über das "Sylt-Video" Anzeige. Die Betreiber versicherten, Nichts von den rassistischen Parolen, die in ihrem Club gesungen wurden, mitbekommen zu haben. Imago Images

Das Skandal-Video hatte für viele der Beteiligten schwere Konsequenzen. Unter anderem verlor auch der Macher des Clips seinen Job.