Warme Worte helfen Aleppo nicht

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Eine Metropole der Menschheitsgeschichte stirbt – und wir schauen zu. Es gibt nur Appelle. Aber die reichen nicht mehr aus. Deutschland muss jetzt seine wirtschaftliche Macht zeigen.

Ein Kommentar von Jan Rübel

Die Bilder aus Aleppo kann man nicht mehr ansehen. 300.000 Menschen sind in der Osthälfte eingeschlossen. Sie werden beschossen und ausgebombt, von Truppen des syrischen Regimes, der libanesischen Hisbollah und russischen Fliegern.

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Diese drei sind nicht die einzigen bösen Player in diesem schmutzigen Krieg, an den wir uns gewöhnt haben, weil das Mittelmeer groß genug ist, um aus diesem Krieg Taumelnde für immer aufzunehmen. Es gibt auch Saudi-Arabien, Katar und andere Staaten, die Milizen päppeln und steuern.

Doch jetzt steht dieser Krieg an einem Wendepunkt, und es schaut nicht danach aus, dass es dann besser wird.

In Aleppo harren unter den „Rebellen“ verschiedene Gruppierungen aus, darunter auch viele islamistische, die bei uns zu Recht als Terroristen durchgehen. Bekämpft das System Assads also nun lediglich terroristische Elemente? Nein. Assad führt Krieg gegen sein Volk, und Moskau erlaubt es ihm. Die Einwohner, die jetzt in die Schusslinien geraten, lebten in Aleppo auch schon vor Ausbruch des Krieges. Sie zu schützen muss jetzt einzige Option sein. Das Regime betreibt gemeinsam mit dem Kreml eine Politik der Vertreibung, eines Friedhoffriedens.

Von der Bundesregierung kommen, wenigstens, dringliche Appelle an Moskau. Denn die Schutzkorridore, welche der Kreml anbietet, sind falsche Versprechen. Erst bombt man, zweitens bietet man den Ausgebombten an alles zu verlassen und sich in die Arme der Bomber zu begeben – und drittens gelten jene, die sich nicht auf diesen Weg begeben dann als legitime militärische Ziele? Zynischer geht es kaum. Aleppo soll sich in eine Geisterstadt verwandeln, es handelte sich zumindest um eine Flucht ohne Wiederkehr.

Was getan werden kann

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Russlands Präsident Wladimir Putin hat sich zum mächtigsten Politiker Syriens entwickelt. Ohne seinen Willen wird es keinen Frieden geben. Derzeit zeigt Putin keinen Willen zum Frieden, allen warmen Worten zum Trotz.

Der Westen hat zugeschaut, wie russische Soldaten in ihre Flieger stiegen und losbombten, bis heute. Dieser Fehler kann nicht mehr rückgängig gemacht werden, aber Deutschland kann jetzt einiges tun. Es kann große wirtschaftliche Risiken eingehen und allen Beteiligten drohen.

Es ist ganz einfach. Wer schießt, dem gehört das Gewehr weggenommen. Die Zivilbevölkerung von Aleppo braucht jetzt dringend den Schutz der UN. Eine internationale Hilfsaktion muss schleunigst angekündigt werden – und dann soll man sich in Bewegung setzen, per Hubschrauber oder Kolonne.

Damit diesem keine Gefahr droht, braucht es wirtschaftlicher Daumenschrauben. Russland, Saudi-Arabien und Katar bei den Olympischen Spielen? Ausrichter von WM-Turnieren? Das ist doch wohl ein Witz! Jetzt müssen echte Wirtschaftssanktionen und internationale Ächtungen auf den Tisch. Welche, die wehtun. Nur das wird die Player dieses Krieges an einen Tisch bringen. Wer dann in Syrien regiert, ist egal. Es ist wie im Märchen der Bremer Stadtmusikanten: Etwas Besseres als den Tod findest du überall.

Bilder: dpa

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