Warum Donald Trump Präsident werden könnte

Donald Trump liegt gerade im Wahlkampf-Endspurt (Bild: dpa)
Donald Trump liegt gerade im Wahlkampf-Endspurt (Bild: dpa)


In den Umfragen vor den US-Wahlen liefern sich Hillary Clinton und Donald Trump ein Kopf-an-Kopf-Rennen. Wer hätte das gedacht? Und es könnte noch schlimmer kommen.

Ein Kommentar von Jan Rübel

Das Unmögliche kann also doch passieren. Trump? Jener Mensch, der in den vergangenen Monaten sich größte Mühe gab, uns nur seine schlechtesten Seiten zu zeigen? Einer, der als Kind den Kleineren im Sandkasten bestimmt die Schaufel wegnahm? Ein Protofaschist und Hetzer? Ja, genau das scheint anzukommen, bei nicht wenigen Wählern.

Ganz überraschen muss das nicht. In Deutschland setzt die AfD mit ihrer „Anti“-Politik auch zu Erfolgen an. Über die Zeiten mag man jammern. Aber so sind sie halt.

Trump erscheint als noch unwählbarer als seinerzeit Silvio Berlusconi in Italien. Seine Sprache kennt nur Lüge und Schmutz, und der Gedanke, solch ein Typ solle Verantwortung für andere übernehmen, lässt schaudern. Nur trifft Trump einen Nerv, der seine Anhänger besser und lauter mobilisieren lässt als Clinton ihre. Als Trump als Kandidat der Republikaner nominiert wurde, schrieb ich im Mai über seine Wahlchancen: „Das Unmögliche gelang ihm schon einmal.“

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Clintons Problem wird sein, dass sie in einem Telefon-Voting von der Couch aus sicherlich die meisten Stimmen hinter sich vereinen würde. Sie muss aber ihre Anhänger zu den Urnen kriegen. Trump dagegen hat seine Tiraden in eine Party verwandelt. Das zieht.

Er bietet den Unzufriedenen Amerikas zwar keine überzeugende Lösung für ihre Probleme an, präsentiert sich ihnen aber als Katalysator und Megaphon zugleich. Wer Trump wählt, votiert gegen das „System“, was immer das auch sein mag. Vielleicht will so mancher auch mal so laut und unverschämt sein wie Trump, und sei es nur in der Wahlkabine, nach dem Motto: Acht Jahre lang einen Schwarzen im Weißen Haus, das war schon hart – jetzt auch noch eine Frau?

Globalisierung unter falscher Flagge

Auf Clinton regnet alles an Klischees über Frauen wie vermeintliche Schwächen und Falschheiten, während Teflon-Trump jeden Vorwurf abprallen lässt: Jemand, der so dreist lügt und beschuldigt, fällt im Regen gar nicht mehr auf. Sein Wahlsieg wäre der Triumph der Dummheit und Bosheit, der Abneigung gegenüber Fakten und des Hangs zu Märchen.

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Clinton dagegen steht für eine Politikerin, die jene Handelsabkommen verteidigt, die in den Staaten bei den großen Seen für industriepolitische Verheerungen gesorgt haben. Dummerweise kommt es in diesen Staaten darauf an, wer das Rennen macht; ursprünglich demokratisch durchwirkt, wenden sich die weißen Arbeiter von ihrer Partei ab. Gehen die Wahlmännerstimmen dieser Staaten an Trump, wird es eng für Clinton.

Es ist müßig darauf hinzuweisen, dass die so genannten Verlierer der Globalisierung von einem Präsidenten Trump nichts Besseres zu erwarten hätten als von einer Präsidentin Clinton – im Gegenteil. Trumps Politik war stets die im Sinne seiner Geldbörse, wie bei Berlusconi. Beide stilisieren sich zurecht als Antipolitiker. In Wirklichkeit sind beides Diebe, die den Staat erleichtern wollen. In Italien hat man schließlich Berlusconi davongeschickt, wie ein böses Märchen kommen einem seine Amtszeiten vor, als könnte das alles nicht wahr gewesen sein. Die Amerikaner haben die Chance, diesem Trauma zu entgehen.

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