Warum ist es noch immer seltsam, wenn Typen wie Rafael Nadal Pink tragen?

Tennisprofi Rafael Nadal sorgte in seinem leuchtend pinken Outfit für Aufsehen. (Bild: Getty Images)
Tennisprofi Rafael Nadal sorgte in seinem leuchtend pinken Outfit für Aufsehen. (Bild: Getty Images)

Als Nummer eins der Tennisspieler der Welt ist Rafael Nadal ein Star – sowohl auf als auch neben dem Platz. Aber auch er kann sich den sogenannten Moderegeln nicht entziehen und sorgte für viel Gerede, als er bei den Australian Open am Montag in einem leuchtend pinken Outfit den Platz betrat.

Für das Spiel der ersten Runde gegen Victor Estrella Burgos aus der Dominikanischen Republik trug der 31-jährige Spanier grell-pinke Shorts sowie ein neon-pinkes Stirnband und dazu passende Armbänder und graue Schuhe mit rosa Sohle.

Die Social Media User konnten diesen Look natürlich nicht unkommentiert lassen.

Hat sich Rafael Nadal im Dunkeln angezogen? Die pinken Shorts sind ja okay, aber kombiniert mit einer grauen Weste und diesen Sportschuhen, oh Gott #AusOpen

Beginne dieses grell-pinke Ensemble zu schätzen. Große Augen für das Comeback des ärmellosen Oberteils, offensichtlich.

Alles was ich sagen kann, ist, dass Rafael Nadal mit seiner Sexualität sehr im Reinen sein muss. Er trug heute eine ziemlich bezaubernde Kombination aus Pink und hellem Grau.

Nadal ist zurück in einem pinken ärmellosen Outfit… und die Leute fragen, warum ich Tennis liebe?! #AusOpen

Ich liebe Nadal, bin mir aber bei dem blassrosa & grauen Outfit nicht sicher! Er hätte in den 80ern super in mein Schlafzimmer gepasst #AusOpen

Trotz seines sanften, unschuldigen Auftretens ist Pink einer der am stärksten politisch aufgeladenen Farbtöne und wird eingesetzt, um Marketing-Ideen, soziale Standpunkte und medizinische Fortschritte zu bewerben.

„Pink wurde bis Anfang des 20. Jahrhunderts sowohl von Männern als auch von Frauen getragen“, erzählt Valerie Steele, Direktorin und Chefkuratorin des „Museum at the Fashion Institute of Technology“ im Gespräch mit Yahoo Lifestyle. „Zu diesem Zeitpunkt hatten Verkäufer die Idee, dass sie mehr Babykleidung verkaufen können, wenn Jungs und Mädchen jeweils eine eigene Farbe haben. Vorher war Babykleidung nur weiß, da sie so einfacher zu waschen war.“

Das Problem war, niemand konnte sich einigen, wie man diese Idee vermarkten sollte. Laut einer Geschichte, die im „Smithsonian“ veröffentlicht wurde, stand in einer Handelszeitschrift namens „Earnshaw’s Infant’s Department“ 1918: „Die allgemein akzeptierte Regel ist Pink für die Jungs und Blau für die Mädchen. Der Grund ist, dass Pink eine entschlossenere und stärkere Farbe ist und so besser für einen Jungen passt, während Blau, das zarter und delikater ist, schöner für ein Mädchen ist.“

Und Kaufhäuser, selbst in derselben Stadt, konnten sich nicht auf einen Trend einigen. „Best & Co. in Manhattan und Marshall Field’s in Chicago machten Pink zur Farbe für Jungen“, heißt es in einer Geschichte, die von CNN veröffentlicht wurde. „Andere wie Macy’s in Manhattan und Wanamaker’s in Philadelphia wählten Pink als Farbe für Mädchen.“

Steele sagt, die Modewelt einigte sich letztendlich darauf, dass Pink die Farbe für Mädchen und Blau die für Jungen ist, nachdem ein Millionär beim Kauf von zwei Gemälden aus dem 18. Jahrhundert bekanntgab, dass diese „The Blue Boy“ und „Pinky“ hießen und jeweils einen Jungen in blauer Kleidung und ein Mädchen in pinker Kleidung darstellten. „Pink für Mädchen war eine zufällige Entscheidung, aber die Gemälde erhielten so viel Aufmerksamkeit“, sagt Seele.

Nadal gewann im vergangenen Jahr das Herren-Einzel der US Open. (Bild: Getty Images)
Nadal gewann im vergangenen Jahr das Herren-Einzel der US Open. (Bild: Getty Images)

Die Vorstellung, dass Mädchen Pink zu tragen haben, wurde in den 1950ern weiter vorangetrieben, als Geschlechter-Klischees zu Hause und in der Welt festgeschrieben wurden, und in den 1980ern noch einmal von Spielzeugherstellern, fügt Steele hinzu, die auch die Kuratorin der bevorstehenden Ausstellung „Pink: The History of a Punk, Pretty, Powerful Color“ ist.

Und trotzdem sind Neonfarben im Sportbereich durchaus angesagt, teilweise auch deswegen, weil sie Aufsehen erregen – eine Theorie, die von Wissenschaftlern bei DayGlo untersucht wurde, einem Unternehmen, das Technologie für die Farbverstärkung entwickelt.

Aber nicht jeder mag es, wenn Männer Neonpink tragen. „Die Regeln, was für Männer akzeptabel ist, sind extrem eingeschränkt“, erklärt Christia Brown, Professorin für Entwicklungspsychologie und Autorin des Buches „Parenting Beyong Pink and Blue“ gegenüberYahoo Lifestyle. „Alles was auch nur im Geringsten feminin ist, wird abgelehnt. Dies reflektiert auf vielfältige Art und Weise die lange vorherrschende Homophobie und die konsistente Herabwürdigung aller Dinge, die mit Frauen in Verbindung gebracht werden. Diese zwei Vorurteile sind miteinander verbunden.“

Aber Pink ist eindeutig Nadals Glücksfarbe: Während der US Open im September 2017 trug er den grellen Farbton auf seinem Weg zum Sieg.

Nadal feiert seinen Sieg bei den US Open, September 2017. (Bild: Getty Images)
Nadal feiert seinen Sieg bei den US Open, September 2017. (Bild: Getty Images)

Elise Solé