"Warum magst du mich nicht?": Schwarzer Demonstrant umarmt Neonazi

Spannungsgeladene Begegnung: In Gainesville kam es in der Menge der Demonstranten zu einer außergewöhnlichen Szene. (Bild: dpa)
Spannungsgeladene Begegnung: In Gainesville kam es in der Menge der Demonstranten zu einer außergewöhnlichen Szene. (Bild: dpa)

Es waren tumultartige Zustände, die sich auf dem Universitätsgelände von Gainesville in Florida abspielten. Hunderte Demonstranten waren anwesend, um eine Rede des US-amerikanischen White-Supremacist-Aktivisten Richard Spencer zu verhindern. Dabei kam es zu einem blutigen Handgemenge – und zu einer unglaublichen Geste.

Richard Spencers Rede wurde wegen heftiger Kritik bereits einmal verschoben. (Bild: dpa)
Richard Spencers Rede wurde wegen heftiger Kritik bereits einmal verschoben. (Bild: dpa)

Richard Spencer prägte die Alt-Right-Bewegung und gilt als Verbreiter der dahinterstehenden Ideologie, deren zentrale Themen ein Einwanderungsstopp und die rassistische und antisemitische Identitätsstiftung für die angeblich verdrängte und unterdrückte weiße Mehrheitsbevölkerung sind. Im Zuge dessen wollte Spencer in Begleitung von etwa 30 Anhängern auf dem Campus der Universität in Florida eine Rede halten.

Der Schlag traf Randy Furniss direkt ins Gesicht. (Bild: dpa)
Der Schlag traf Randy Furniss direkt ins Gesicht. (Bild: dpa)

Über dem Campus kreisten bereits Drohnen und Hubschrauber, um die Gegendemonstranten und Spencers Anhänger im Auge zu behalten. Jegliche Auseinandersetzungen sollten frühzeitig erkannt und unterbunden werden. Dennoch kam es zu einer brenzligen Situation. Der laut der Zeitung „Gainesville Sun“ selbst ernannte Neonazi Randy Furniss wurde in der Menge der Gegendemonstranten mehrfach angegriffen und ins Gesicht geschlagen.

Doch dann passierte etwas Unvorhergesehenes: Demonstrant Aaron Courtney umarmte Furniss und fragte lautstark „Warum magst du mich nicht, Junge?“ Obwohl die Situation angespannt war und die Umstehenden zunächst nicht wussten, ob der 31-jährige Courtney Furniss bedrohen oder umarmen wollte, verlief die Szene am Ende ohne weitere Vorkommnisse. Unter einigen Jubelrufen und verhaltenem Beifall, ließ der Demonstrant wieder von Furniss ab. Dem Online-Magazin „NY Daily News“ sagte er später: „Ich hätte ihn schlagen können, ich hätte ihn verletzen können … aber etwas tief in mir drin sagte mir: ‚Weißt du was? Er braucht einfach Liebe.’“

Courtney gab in dem Interview an, bis zu der Veranstaltung noch nie von Richard Spencer gehört zu haben. Er hätte lediglich eine Benachrichtigung auf sein Smartphone bekommen, dass es auf dem Uni-Campus zu Ausschreitungen komme. Daraufhin hätte er sich zu den Demonstranten begeben. „ Es ist ein Schritt in die richtige Richtung. Eine Umarmung kann wirklich die Welt verändern. Es ist echt einfach“, so Courtney.

Bereits am 12. September wollte Richard Spencer auf dem Uni-Campus sprechen. Doch die Verantwortlichen der Universität sahen sich großer Kritik ausgesetzt und hatten den Termin auf den vergangenen Donnerstag verschoben. Die Erklärung, die Uni sei als staatliche Einrichtung dazu verpflichtet, derartige Reden zuzulassen, beendete die Terminfrage und Diskussion dann schlussendlich.

Im Vorhinein hatten Kritiker berechtigte Zweifel an dem friedlichen Verlauf der Kundgebung, war es doch bereits zwei Monate zuvor in Charlottesville im US-Bundesstaat Virginia zu gewalttätigen Ausschreitungen gekommen.