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Warum sitzen in Libyen Kleinkinder im Gefängnis?

Tamim Jaboudi ist drei Jahre alt. Seine Eltern waren Mitglieder der Miliz Islamischer Staat und kamen im Februar 2016 bei einem Luftangriff der US-Armee ums Leben. Das erzählt Faouzi Trabelsi, Tamims Großvater. Andere Quellen bezweifeln, dass die Eltern bei der Bombardierung getötet wurden. Trabelsi will seinen Enkel zu sich nach Tunesien holen, doch der kennt seinen Opa kaum. Als er seinen Enkel besuchte, habe dieser gefremdelt und sich lieber an den Gefängniswärter gehalten, weil er den gut kenne. “Sie sagten mir, dass sie Tamim gern haben und sich besonders um ihn kümmern, weil er Waise ist”, so der Großvater. Der kleine Tamim lebt mit anderen Waisen in einem Gefängnis in Libyen. Was habe das Kind denn verbrochen, dass es mit Kriminellen unter einem Dach hausen müsse, fragt sein Großvater. Mohammed Iqbel, der Vorsitzende einer Organisation, die sich für die Rückführung der tunesischen Kinder einsetzt, befürchtet, dass die Minderjährigen eines Tages in die Fänge der IS-Miliz geraten könnten. “Die IS-Miliz arbeitet auf drei Ebenen: Kurz-, mittel- und langfristig. Das kurzfristige Ziel ist, junge Leute zu gewinnen, um sie zu bewegen, nach Libyen und vor allem nach Syrien und in den Irak zu gehen. Danach geht es um ganze Familien, die sie gewinnen wollen”, sagt Iqbel. Den tunesischen Behörden wirft er Untätigkeit vor. Einem Diplomaten zufolge hat das Außenministerium das Rote Kreuz mit dem Fall betraut. Im März berichtete die tunesische Nachrichtenagentur TAP, im Gefängnis von Tripoli seien 14 tunesische Kinder untergebracht. Im Zweifel werde man Gentests durchführen, um Aufschluss über ihre Verwandtschaft zu erhalten, so der Diplomat.