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Warum Ted Cruz gefährlicher ist als Donald Trump

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Alle fürchten sich vor „The Donald“ – doch Trump ist politisch gesehen ein Waisenknabe im Vergleich zu Ted Cruz. Als Präsident würde dieser Amerika umkrempeln wie kaum ein anderer zuvor.

Ein Kommentar von Jan Rübel

Mit diesen Siegen, sagte Ted Cruz, habe sich der Schwung geändert: in seine Richtung, meinte der Anwärter für die Präsidentschaftskandidatur der Republikanischen Partei. Am Dienstag gewann der Texaner bei den parteiinternen Vorwahlen in den Bundesstaaten Maines und Kansas. Mittlerweile ist er der eigentliche Gegenspieler von Donald Trump.

Die Kader wollen Trump nicht. Der ist ihnen zu abseits der Parteilinien, zu sehr sich selbst. Zu unvorhersehbar und verrückt. Auch verantwortungslos und egomanisch. Nun läuft es auf einen Zweikampf zwischen ihm und Cruz zu – denn der 45-jährige Senator hat als einziger noch Chancen Trump die Präsidentschaftskandidatur zu nehmen.

Bei allem Kopfschütteln sollte nicht vergessen werden: Cruz ist zwar ein ganz anderer Politiker als Trump, der in Wirklichkeit vielleicht gar keiner ist. Cruz aber steht für Überzeugungen, die Amerika in einen Gottesstaat verwandeln wollen. Das wäre ein noch größerer Schlag für das Land.

Aus der Mitte der fundamentalistischen Bewegung

Cruz wird gemeinhin als erzkonservativ bezeichnet. Er ist Liebling der Tea-Party-Gruppierung und Spross der evangelikalen Bewegung. Schlau, gebildet und bestens ausgebildet ist der Sohn eines Kubaners und einer US-Bürgerin. Was so freundlich und kompetent daherkommt, hat einen harten Kern.

Trump hat keine feste Ideologie, er wechselt Ansichten und Wahrheiten wie sein Jackett. Cruz dagegen ist ein einsamer Wolf, der wirklich dem Staat mit tiefster Skepsis gegenübersteht. In Washington führte er Krieg gegen die Regierung von Präsident Barack Obama, gegen die eingeführte Krankenversicherung und mit einer Vehemenz, die mit der Blockadehaltung der Republikaner den Staat wegen ausbleibender Haushaltsbeschlüsse zu Zahlungsunfähigkeiten brachte und lähmte. Trump redet, was ihm spontan einfällt. Cruz dagegen hat einen Plan.

Ehen von Schwulen und Lesben? Teufelszeug. Abtreibung? Das Böse schlechthin. Klimawandel? Doch nicht von Menschenhand. Diplomatie mit Iran? Lächerlich. Waffenbesitz? Ein absolutes Recht.

Während Trump sich im Lauf der Jahre ein Netzwerk von Mächtigen aufgebaut hat, im Staat nach Unterstützern seiner persönlichen Karriere gesucht hat, will Cruz im Grunde Staatliches zerstören. Er will ein anderes Amerika. Eines, in dem der Staat harte Strafen gegen „Fehlverhalten“ ausspricht und sich ansonsten zurückhält. Der Aufstieg des Ted Cruz erzählt viel über die Geschichte von Amerika.

Das umkämpfte Amerika

Von Beginn an gab es in der Gründungsgeschichte der USA verschiedene Strömungen und Denkschulen. Sie kämpften schon immer um die Ausrichtung dieser „Vereinigten Staaten“. Und es gab immer eine Bewegung, die aus Amerika einen theokratischen Staat machen wollte; ungefähr das, was man in Iran „velayet-e fakih“ nennt – die Herrschaft der Rechtsgelehrten, ersonnen von Revolutionsführer Ayatollah Ruhollah Khomeini. Durchgesetzt hat sich dieser Flügel in den USA nie. Aber machtlos ist er nicht.

Ein Präsident Trump würde die Politik durcheinander wirbeln. Er würde Unordnung bringen. Cruz dagegen würde für eine Ordnung sorgen, die einfach nur gruselt.

Bild: dpa

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