Warum wir in letzter Zeit auf Reisen so oft krank werden
Die Fälle von Infektionskrankheiten häufen sich laut Gesundheitsexperten, immer mehr Menschen erkranken – auch und besonders auf Reisen – an Grippe, Bronchitis oder Magen-Darm. Womit hängt das zusammen?
Schnupfen, Bronchitis, Grippe, Magen-Darm-Infekt – Gesundheitseinrichtungen verzeichnen einen deutlichen Anstieg von Infektionskrankheiten. Woran liegt das? Vor allem daran, dass unser Leben – und das meint auch unsere Reiseaktivität – nach den Einschränkungen aufgrund der Corona-Pandemie wieder an Fahrt gewonnen hat. Das ist für unseren Körper aber ein Problem. Er ist den Anforderungen schlicht nicht mehr gewachsen, das bewegungs- und kontaktarme Leben in der mehrjährigen Corona-Zeit hat ihn geschwächt, weshalb er schneller und öfter mit Krankheit reagiert.
So paradox das klingt, die Begegnung mit anderen Menschen, die Tuchfühlung unseres Körpers mit Keimen und Viren sind wichtig für unsere Gesundheit. "Der Kontakt mit neuen Organismen aus unterschiedlichen Umgebungen erhöht das Register des Immunsystems und erweitert sein Wirkungsspektrum", sagt Christine Kingsley von der Gesundheitseinrichtung Lung Institute laut dem Magazin Outside. Wird der Kontakt eingeschränkt, wie das in der Pandemie der Fall war, könne der Körper, so die Expertin, "eine überempfindliche Immunreaktion auf unbekannte Keime und Viren entwickeln".
Schwacher Körper, was nun?
Genau das ist derzeit weltweit zu beobachten. Mit der Lockerung der Corona-Maßnahmen hat unser Bewegungsradius wieder zugenommen, wir treffen uns mit anderen Menschen, gehen häufiger auf Reisen. Damit wird unser geschwächter Körper aber wieder stärker mit Keimen und Viren konfrontiert, die ihn, um es mit den Worten Kingsleys zu formulieren, "leicht überfordern". Die Folge bringt Vincent Hsu, Facharzt für Innere Medizin, Infektionskrankheiten und Präventivmedizin, auf den Punkt: Nicht nur gebe es heute "mehr Fälle von Atemwegserkrankungen und mehr Grippefälle als in den letzten drei Jahren", sondern auch "Anzeichen" für eine "ziemlich schwere Atemwegssaison".
Nachfrage nach Fernflügen bleibt verhalten
Was lässt sich daraus schlussfolgern? Sollen wir den Kontrakt mit Menschen reduzieren? Dürfen wir nicht mehr neue Umgebungen erfahren, nicht mehr die Welt erkunden? Ganz im Gegenteil, wir dürfen nicht nur wieder, wir sollten sogar: Menschen treffen, leben, in die Weite schweifen. Zwar riskieren wir dadurch, dass unser geschwächter Körper von Mikroorganismen angegriffen wird, andererseits stärkten wir damit gleichzeitig seine Abwehr. Das meint auch Expertin Kingsley – deren Aussage als Plädoyer fürs Reisen verstanden werden kann: "Den Körper bei der Reise einer neuen Umgebung aussetzen stärkt die Immunität", sagt sie, und sorge dafür, dass der Körper "härter arbeitet" und "sich besser gegen krankmachende Keime und Viren wehrt."
So gesehen: Wage dich hinaus in die weite, gefährliche, vor Keimen und Viren wimmelnde Welt, riskiere getrost, krank zu werden, das käme deiner Gesundheit zugute, laufe Gefahr, deinen Körper zu schwächen, du würdest ihn umso stärker machen. So paradox das klingen mag.
VIDEO: Wie soziale Medien das Reisen verändern