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Was ist der Unterschied zwischen Alzheimer und Demenz?

Alzheimer tritt bei zunehmendem Alter häufiger auf. (Bild: Getty Images)
Alzheimer tritt bei zunehmendem Alter häufiger auf. (Bild: Getty Images)

Lesen Sie hier, wie die Krankheit entsteht, wie Sie vorbeugen können und was zu tun ist, wenn Sie davon betroffen sind.

Es fängt fast unbemerkt an und auf jeden Fall so, dass man es sich noch schön reden kann. Den Namen des neuen Kollegen vergessen, über das richtige Waschprogramm für die Seidenbluse grübeln oder das Brot fürs Abendessen beim Bäcker liegenlassen, solche Dinge passieren eben. Treten Gedächtnis- und Konzentrationsschwierigkeiten aber öfter auf, kann das der Beginn einer Demenz sein. In Deutschland befinden sich aktuell etwa 1,6 Millionen Menschen in diesem Zustand, die häufigste Ursache ist Alzheimer.

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Demenz und Alzheimer sind nicht dasselbe. Während die Demenz einen Zustand beschreibt, der durch eine Verschlechterung der kognitiven Fähigkeiten gekennzeichnet ist, ist Alzheimer eine Krankheit, in deren Verlauf immer mehr Nervenzellen zerstört werden. Ab einem bestimmten Stadium werden Alzheimerpatienten dement, wobei Alzheimer zu den Krankheiten gehört, die mit zunehmendem Alter häufiger auftreten. Während von den 60-Jährigen nur jeder Hundertste betroffen ist, ist es bei den Achtzigjährigen schon jeder Sechste. Bei den über Neunzigjährigen trifft es jeden Zweiten. Überhaupt ist Zeit ein wichtiger Faktor, wenn es um diese Krankheit geht.

Die Krankheit entwickelt sich jahrelang unbemerkt

„Die Krankheit ist älter als das Symptom“, weiß der Psychiater und Psychotherapeut Prof. Alexander Kurz, Leiter des Zentrums für kognitive Störungen am Münchner Klinikum Rechts der Isar und Vorstandsmitglied der Deutschen Alzheimer-Gesellschaft. In der Regel vergehen zehn Jahre, in denen sich Alzheimer immer mehr ausbreitet, das Gehirn sich kontinuierlich verändert, es aber trotzdem schafft, diese langsam ablaufenden Prozesse zu kompensieren.

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„Schädigungen bestimmter Hirnregionen machen sich erst bemerkbar, wenn 40, 50 oder schon 60 Prozent davon betroffen sind“, sagt der Mediziner. Der Beginn der Krankheit ist also völlig symptomlos, erst in der zweiten Phase machen sich leichte kognitive Beeinträchtigungen bemerkbar. Vergesslichkeit, Konzentrationsprobleme, Zerstreutheit zählen zu den Problemen der Betroffenen, die sich von diesem Zeitpunkt an zwar mehr anstrengen müssen, das alltägliche Leben auf die Reihe zu kriegen, das aber durchaus schaffen können. „In diesem Stadium leidet die Alltagsfähigkeit noch nicht. Die zusätzliche Anstrengung merkt man vor allem dann, wenn es um komplexere Zusammenhänge oder komplizierte Aufgaben geht.“ Auch dieses Stadium dauert etwa zehn Jahre an.

Vergesslichkeit zählt zu den Problemen der Betroffenen. (Bild: Getty Images)
Vergesslichkeit zählt zu den Problemen der Betroffenen. (Bild: Getty Images)

Erst im dritten Stadium, wenn die Erkrankten ihre alltäglichen Aufgaben nicht mehr gut alleine geregelt bekommen, spricht man von einer Demenz. „Bei der Arbeit passieren Fehler, man verliert den Überblick über die Finanzen, kommt beim Planen und Organisieren durcheinander, solche Dinge.“

Demenz: Leicht, mittelschwer, schwer

Auch die Demenz selbst unterteilen Ärzte in drei Abschnitte, von denen jeder im Durchschnitt drei Jahre dauert. In der ersten Phase der leichten Demenz können die Betroffenen noch selbständig leben, sofern sie bei Bedarf Hilfe bekommen können. Bei der mittelschweren Demenz geht die Fähigkeit zur eigenständigen Lebensführung verloren, die Demenz-Erkrankten sind dann auf eine Rundum-Versorgung oder einen Platz im Heim angewiesen. Die schwere Demenz hat dann verstärkt auch körperliche Folgen. Betroffene können zum Beispiel an Schluckstörungen leiden und sind komplett auf fremde Hilfe angewiesen.

Wann realisieren die Kranken, was mit ihnen passiert?

„Die Wahrnehmung, dass da etwas nicht stimmt, beginnt im Stadium der leichten kognitiven Beeinträchtigung“, sagt der Mediziner. „Die Betroffenen nehmen das sehr deutlich wahr, viele reagieren beschämt, bedrückt oder sogar mit Suizidgedanken.“ Zu schwer wiegt der Gedanke, sich nach und nach selbst zu verlieren, die geliebten Menschen zu vergessen und am Ende nicht mehr Herr seiner Sinne zu sein. Vor allem Menschen, die den Verlauf bereits bei Freunden oder Verwandten miterlebt haben, können in ein tiefes Loch fallen.

Bei Alzheimer werden Nervenzellen zerstört, die nicht repariert werden können. (Bild: Getty Images)
Bei Alzheimer werden Nervenzellen zerstört, die nicht repariert werden können. (Bild: Getty Images)

„Erst ab der zweiten, mittelschweren Phase lässt die Fähigkeit zur Wahrnehmung des eigenen Zustands allmählich nach.“ Ein Segen für die Betroffenen, und dennoch nicht ganz unproblematisch. Denn Selbstwahrnehmung und tatsächliche Fähigkeiten können dann weit auseinanderliegen, die Erkrankten merken schlicht nicht mehr, dass sie Hilfe brauchen. „Und dann ist es vor allem für die Angehörigen schwer, das zu vermitteln.“

Was sind die Auslöser?

Bei etwa einem Prozent der Betroffenen führen Veränderungen im Erbgut zu der Krankheit, die dann wesentlich früher als sonst, meist zwischen dem 30. und 40. Lebensjahr, auftritt. In diesem Fall sind dann mehrere Mitglieder einer Familie in mehreren Generationen betroffen, und auch sonst hat ein höheres Risiko, wer Alzheimerkranke in der Familie hat. Daneben gibt es aber weitere Faktoren, die das Entstehen begünstigen und auch für andere Krankheiten wie Herzinfarkt oder Schlaganfall verantwortlich gemacht werden: Übergewicht, Rauchen, ein hoher Blutdruck, Diabetes und mangelnde körperliche Bewegung.

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Und auch die Bildung könnte eine Rolle spielen: „Genau weiß man das nicht, aber man kann wohl sagen, dass die Widerstandsfähigkeit des Gehirns umso größer ist, je besser es trainiert ist“, erklärt Professor Kurz. Die kleine Hoffnung, die dahinter steckt: Dass man durch gezieltes Trainieren des Gehirns vorbeugen könne. „Eine Garantie gibt es aber leider nicht, denn auch Leute wie Ronald Reagan oder Immanuel Kant hatten Alzheimer.“ Trotzdem gilt natürlich: „Es ist immer richtig und gut, körperlich und geistig aktiv zu sein und sich vernünftig zu ernähren.“

Therapie

Grundlegendes Merkmal der Krankheit Alzheimer ist immer das Absterben von Nervenzellen. Und die lassen sich nicht ersetzen oder reparieren, weshalb die Therapie nur darin bestehen kann, den Prozess zu verlangsamen oder bestenfalls zum Stillstand zu bringen. Bei Alzheimerpatienten werden bestimmte Proteine beim Eiweißabbau innerhalb der Nervenzellen und in den Nervenzellwänden fehlerhaft verarbeitet, es bilden sich Ablagerungen (Plaques) im Gehirn und die Stoffwechselvorgänge innerhalb der Zellen werden blockiert. Sterben die Nervenzellen, schrumpft auch das Hirngewebe in der betroffenen Region. Die gängigen Medikamente können lediglich die Signalübertragung zwischen den Nervenzellen verbessern, sie aber nicht reparieren. Andere Medikamente, die die Ablagerungen entfernen und den Fehler beim Eiweißabbau verhindern könnten, befinden sich noch in der Testphase.

Neben den Medikamenten gibt es aber auch andere Möglichkeiten, Alzheimerpatienten den Alltag zu erleichtern. „Man kann ihre Umgebung so strukturieren, dass sie mit ihren verbliebenen Fähigkeiten darin klarkommen“, sagt Prof. Kurz. „Das schafft man, wenn der Fernsehapparat aussieht wie ein Fernseher und nicht nur wie eine flache Fläche, und ein Lichtschalter wie ein Lichtschalter.“ Auch Haushaltsgeräte, die sich selbst abschalten, sind hilfreich. Was einem aber am meisten hilft, sei der Blick auf das Positive, meint der Psychiater.

Tun Sie die Dinge, die Ihnen Freude machen

Bei aller Dramatik, die die Krankheit entwickeln kann, sollten Betroffenen trotzdem eines wissen: „Man kann viele Jahre recht gut damit leben. Und die Krankheit nimmt einem nicht alles.“ Was immer man gerne macht – Menschen treffen, Sport, Reisen – sollte man keineswegs aufgeben. „Machen sie einfach weiter und lassen Sie sich Ihre Defizite so gut es geht mithilfe anderer Menschen ausgleichen.“ Wichtig sind Bewegung durch Sportarten wie Joggen, Fahrradfahren oder Schwimmen, das Trainieren der kognitiven Fähigkeiten durch Spiele oder Bücherlesen und auch eine Ergotherapie kann sich positiv auswirken.

Der Rat des Experten: „Bleiben Sie aktiv.“ Und dann hat er noch einen persönlichen Tipp: „Wir alle leben im Jetzt und sollten Dinge, die uns am Herzen liegen, nicht aufschieben. Wenn Sie etwas unbedingt machen wollen, machen Sie es gleich.“

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