#wasfuermichdeutschist: ZDF will von Usern wissen, was Deutschland ausmacht
Wenn im Juni die Fußball-WM startet, werden wieder die Fahnen geschwenkt, die Außenspiegel der Autos tragen Schwarz-Rot-Gold und die Nationalhymne ist wieder hip. Für eine Dokumentation hat das ZDF den Hashtag #wasfuermichdeutschist ins Leben gerufen, der leider auch viele Rechte anzieht.
Bis zum 1. April 2018 haben User Zeit, unter dem Hashtag #wasfuermichdeutschist zu tweeten oder über Facebook zu beschreiben, was ihrer Meinung nach die Seele Deutschlands ausmacht. Initiiert wurde der Hashtag vom ZDF, das am 13. Juni die Dokumentation „Am Puls Deutschlands“ ausstrahlen wird. Die Protagonisten, die darin zu Wort kommen sollen, wählt Moderator Jochen Breyer mit der Redaktion aus den Menschen aus, die sich an der Umfrage in den sozialen Netzwerken beteiligen.
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In der ZDF-Sendung „Volle Kanne“ sagte Breyer, es gehe ihm dabei weniger um Klischees wie Pünktlichkeit, Fleiß oder Sauerkraut. „Uns geht es in der Dokumentation um die großen Sachen. Was ist Heimat? Was ist Identität? Man fragt ja oft Politiker und Experten, aber wir würden es gerne von den Menschen wissen.“
Ein Tweet, über den er sich freut, ist zum Beispiel dieser:
#wasfuermichdeutschist
Ich arbeite in einem Düsseldorfer Hotel an der Rezeption & treffe so Menschen aus aller Welt. Da kommt man ins Gespräch. Die Gäste mögen uns für: Menschlichkeit, Weltoffenheit & der sachlichen Betrachtung. All das, was ich auch als Deutsch-Pole toll finde.— Der_Samu (@energiesammy) March 24, 2018
„Wenn wir so wahr genommen werden, dann haben wir einiges richtig gemacht“, findet der Moderator. Viele User posten unter dem Hashtag Dinge, die sie an Deutschland mögen oder nehmen angeblich „typisch deutsche Eigenheiten“ auf die Schippe:
Ein im Großen und Ganzen gut funktionierendes, sehr lebenswertes Land.
— Jerry aus PB (@Jerry67de) March 26, 2018
Eckkneipen, Sonntagsausflüge, die besten Süßigkeiten, schöne Wörter wie "Zeitgeist", Leidenschaft für Fußball, Loyalität, Freiheit, Offenheit, starke Frauen in der Öffentlichkeit, Hilfsbereitschaft #wasfuermichdeutschist
— Nada Assaad (@HarveyKatzjam) March 23, 2018
#wasfuermichdeutschist in der Tradition von Lessing und Goethe, von Heine und Hesse stehen, von deutschen Weltbürgern die für andere Kulturen immer offen waren
— Lothar Birkner (@LotharBirkner) March 27, 2018
Am Pfandautomaten anstehen #wasfuermichdeutschist
— G. (@gldsmrs) March 26, 2018
Rindfleischetikettierungsüberwachungsaufgabenübertragungsgesetz (RkReÜAÜG).#wasfuermichdeutschist
— severin tatarczyk (@stagerbn) March 27, 2018
Aufreger des Abends, bevor es ins Bett geht.#wasfuermichdeutschist pic.twitter.com/NfLiUVxdFk
— ProvTom (@Provokateur_Tom) March 26, 2018
Dass nicht alle Reaktionen auf den Aufruf in diese Richtung gehen, hat Jochen Breyer nicht anders erwartet. Es nutzen auch auffallend viele Rechte den Hashtag. Sie stänkern zum Beispiel gegen den Geschichtsunterricht, in dem ausschließlich die NS-Zeit behandelt würde, „nur damit die Erbschuld weiterhin schön Bestand hat.“ Sie lästern über Menschen, die den Satz „kein Mensch ist illegal“ skandieren, aber für das Recht auf Abtreibung eintreten. Menschen, die Angst vor Elektrosmog, Kernenergie oder Stickstoff hätten, dafür aber „massenhafte Unterschichtsmigration total toll finden“.
Unter anderem im Hinblick auf die wiederbelebte Diskussion, ob der Islam zu Deutschland gehöre oder nicht, sagte Breyer in „Volle Kanne“: „Es ist ja eine politische Diskussion. Da geht es unter diesem Hashtag auch mal bisschen heftiger zu.“ Er findet das aber okay und sagt: „Das muss ja ausdiskutiert werden. Deswegen finden wir es auch spannend, unbequeme Wahrheiten mal kennenzulernen. Zu den Leuten zu fahren und zu fragen, warum finden Sie, dass der Islam überhaupt nicht zu Deutschland gehört?“ Er wolle auch diese Meinung hören und vor allem auch verstehen.
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