Wegen Dunkelflaute - Wer diese Strom-Warnung des RWE-Chefs kennt, wird sich eine warme Decke kaufen
Strom ist im Herbst an den Börsen plötzlich deutlich teurer geworden. Der Aufschwung zeige, wie wacklig die deutsche Stromversorgung sei, warnt RWE-Chef Markus Krebber. Bei schlechtem Wetter drohen Ausfälle. Für Haushalte bedeutet das: Vorsorge kann nicht schaden.
An vier Tagen zu Beginn des Novembers stieß Deutschlands Stromnetz an seine Grenzen. Weil die Dunkelflaute Erneuerbare Energien fast zum Erliegen brachte , speisten deutsche Kraftwerke wenig Strom ins Netz. Das ließ die Strompreise an den Börsen stark schwanken.
Bis zum 4. November schwankten die Strompreise laut Daten der Bundesnetzagentur je nach Tageszeit zwischen rund 30 und 150 Euro je Megawattstunde.
Am 5. November schnellte der Preis zwischen 17 und 18 Uhr auf knapp 300 Euro. Das Doppelte des normalen Höchstpreises.
Am 6. November stieg der Preis zwischen 17 und 18 Uhr auf über 500 Euro.
Am 7. November schoss der Preis zwischen 17 und 18 Uhr auf über 800 Euro. Mehr als das Fünffache des normalen Preises.
Am 8. November überschritt der Preis zwischen 17 und 18 Uhr noch einmal die 400-Euro-Marke.
Keine Angst vor massiven Stromausfälle
Die kühlen Preisdaten verdeutlichen eine Gefahr, sagt RWE-Chef Markus Krebber: Deutschland produziere zu wenig Strom. An Tagen mit hohem Strombedarf, etwa im Januar, hätte Deutschland den Strombedarf bei einer Dunkelflaute wie Anfang November „nicht bewältigen“ können. Schon dieses Mal musste die Bundesrepublik rund ein Fünftel des benötigten Stroms aus dem Ausland kaufen.
Krebber wirbt dafür, schnell sichere Stromerzeuger aufzubauen. Deutschland tue seit Jahren, als sei der Zubau gesicherter Leistung etwas, was sich aufschieben lässt. „Wir haben keine Zeit mehr, ganz im Gegenteil“, schreibt er bei LinkedIn. „Die Zeit rennt und der Zubau drängt – nicht erst seit diesem Monat.“ Das Kraftwerkssicherheitsgesetz der Bundesregierung, dass diesen Zubau regeln soll, steht seit dem Aus der Ampel-Koalition aber auf der Kippe.
„Deutschlands Stromversorgung gehört zu den sichersten in Europa“, beteuert die Bundesregierung derweil. Die Daten bestätigen dies. Stromausfälle bleiben selten. Sollten sie dennoch vorkommen, erklären die Regeln von Staat und Notfallschutz, was auf die Menschen in Deutschland zukommt.
Brownouts möglich
Für fast ausgeschlossen halten Regierung und Experten einen echten Blackout. Bei diesem bricht das gesamte Stromnetz flächendeckend und unkontrolliert zusammen. Das geschieht, wenn dem Netz mehr Strom entnommen als eingespeist wird und zeitgleich schwere Probleme an wichtigen Stellen des Stromnetzes auftreten. Eine Unterversorgung allein reicht also nicht.
Noch gab es keinen Blackout in Deutschland. Wird Strom knapp, lassen die Netzbetreiber das Netz nicht erst kollabieren. Sie stellen einigen Gegenden vorübergehend den Strom ab, um die anderen zu schützen. Weil keine Gegend lange ohne Strom bleibt und die Betreiber die Ausfallzeiten über viele Orte verteilen, sprechen Experten von rollenden Blackouts oder Brownouts .
Der Bundesverband der Energie- und Wasserwirtschaft (BDEW) beschreibt einen Brownout als kontrollierte, regional und zeitlich begrenzte Unterbrechung der Stromversorgung, die das Netz stabilisieren soll.
Kein Haushalt bleibt lange ohne Strom
Brownouts treffen keinen Haushalt besonders lange. Frankreich hatte rollende Blackouts etwa für den Winter 2022/23 gedanklich durchgespielt, als viele Atommeiler des Landes wegen Wartungsarbeiten auszufallen drohten. Abschaltungen hätten von acht bis 13 Uhr und 17.30 bis 20.30 Uhr geschehen können. Kein Haushalt sollte länger als zwei Stunden ohne Strom bleiben.
Auch in Deutschland dürfte bei einem Brownout kein Haushalt längerfristig ohne Strom bleiben. Die Daten der Bundesnetzagentur zeigen, dass die Stromengpässe fast ausschließlich die Zeit zwischen 17 und 18 Uhr betrafen. Abschaltungen dürften in die gleiche Spanne fallen. Vor und nach dieser Zeit reichte der Strom offenbar ohne Weiteres für alle.
Wenn in Deutschland Strom ausfällt, dann fast immer durch lokale Ereignisse wie auf Stromleitungen gestürzte Bäume. In den vergangenen Jahren lagen die durchschnittlichen Ausfallzeiten pro Haushalt zwischen zehn und 15 Minuten. Ein Stresstest der Regierung aus den Jahren 2022 und 2023 ergab, dass Stromausfälle höchstens einige Stunden dauern.
Was, wenn der Strom ausfällt?
In Deutschland gibt es keine zentrale Notfallplanung für Stromausfälle. Bund, Länder und Kommunen sowie Betreiber kritischer Infrastrukturen setzen je eigene Maßnahmen um. Unter anderem schufen viele Bundesländer zentrale Anlaufstellen für Notfälle.
In Bayern verfügen beispielsweise viele Feuerwehren über Notstromaggregate. Sie dienen im Ernstfall als Leuchttürme für die Bevölkerung.
Wer sich auf einen Stromausfall vorbereiten will, dem rät das Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe (BBK) folgende Vorbereitungen:
Einen Gaskocher kaufen, um warme Mahlzeiten im Freien kochen zu können. Im Inneren herrscht Erstickungsgefahr.
Eine zweite Wärmequelle wie einen Kamin einbauen und Brennmaterial bereitlegen. Auch warme Kleidung und Decken helfen.
Eine Lichtquelle bereithalten: Taschenlampe, Kerzen und Streichhölzer oder Feuerzeuge, Camping- oder Outdoor-Lampen.
Akkus an Laptops, Mobiltelefonen und Telefonen laden sowie geladene Ersatzakkus bereithalten.
Solarbetriebene Batterieladegeräte oder Powerbanks helfen bei der Stromversorgung.
Weil bei Stromausfall Geldautomaten nicht mehr funktionieren: Bargeld bereithalten.
Mit einem batteriebetriebenen Radio oder einem Kurbelradio empfangen sie bei einem langanhaltenden Stromausfall Mitteilungen der Behörden .
Den großen Blackout brauchen die Deutschen also nicht fürchten. Eine warme Decke für den Januar kann aber nicht schaden. Denn endgültig ausschließen kann ein paar Stunden im Dunkeln niemand. Und wenn der Strom ausfällt, dann am ehesten am frühen Abend, wenn es kalt wird.
Was genau passiert, wenn im Januar zwischen 17 und 18 Uhr ihr Strom abgestellt wird, lesen Sie hier.