Ab 2027 - Studie sagt Kosten-Lawine beim Heizen voraus - das erwartet Mieter und Eigentümer
Ab 2027 wird das Wohnen für viele Deutsche deutlich teurer. Eine neue Studie des Münchner Forschungsinstituts für Wärmeschutz zeigt: Die Einführung des europäischen Emissionshandels im Gebäudesektor wird die Heizkosten massiv ansteigen lassen, vor allem für jene, die in schlecht sanierten Häusern leben.
Im Video: EU stimmt über schärfere Sanierungsregeln ab - was auf Hausbesitzer zukommt
Besonders Mieter und Eigentümer von Häusern, die noch mit alten Öl- oder Gasheizungen heizen, werden nach einer europäischen Energiereform wohl zur Kasse gebeten. In Deutschland sind aktuell rund 30 Prozent der Wohngebäude in den schlechtesten Energieeffizienzklassen (F bis H) eingestuft, was die Heizkosten durch das neue europäischen EU Emission Trading System II (EU ETS 2) erheblich in die Höhe treibt.
Hintergrund dieser Veränderung sind die Pläne der Europäischen Union, den Emissionshandel (EU-ETS) noch stärker auf die ehrgeizigen Klimaziele auszurichten. Die Mitgliedstaaten der EU haben sich verpflichtet, die Emissionen bis 2030 um mindestens 55 Prozent im Vergleich zu 1990 zu senken. Dabei spielt der Gebäudesektor eine zentrale Rolle, da er bislang einen erheblichen Anteil an den klimaschädlichen Emissionen in Europa verursacht.
Ziel der Reform des Emissionshandels ist es, fossile Energieträger gezielt zu verteuern, um dadurch den Umstieg auf klimafreundlichere Heiz- und Energietechnologien zu beschleunigen. Dies soll einerseits über steigende CO2-Preise geschehen, die fossile Brennstoffe wie Öl und Gas unattraktiver machen. Andererseits werden die sogenannten CO2-Zertifikate, die Unternehmen und Haushalte zum Ausstoß von Treibhausgasen berechtigen, kontinuierlich verknappt.
Das Prinzip dahinter: Weniger CO2-Zertifikate, höhere Kosten. Wie stark sich die Preise verändern, hängt ganz davon ab, wie stark der CO2-Preis pro Tonne ausgestoßenem Kohlenstoffdioxid ausfällt. Aktuell liegt der CO2-Preis in Deutschland bei 45 Euro pro Tonne. Doch mit der Einführung des EU-ETS 2 wird dieser Preis nicht mehr politisch festgelegt, sondern sich am Markt orientieren. Und das macht die Berechnungen schwierig. Dennoch hat das Münchner Forschungsinstituts für Wärmeschutz (FIW) anhand aktueller Daten einen Versuch gestartet, die Kosten für Eigentümer und Mieter zu beziffern. Und die Summen lassen auf eine Kostenlawine schließen.
So stark steigen Kosten für Mieter und Eigentümer
Für ein 100 Quadratmeter großes Einfamilienhaus in der wesentlich schlechteren Effizienzklasse G, das mit Gas beheizt wird, könnten die jährlichen Zusatzkosten auf 1815 Euro steigen, mit einer Ölheizung sogar auf 2407 Euro. Das geht aus der FIW-Studie hervor über die das „Handelsblatt“ zuerst berichtet. Für eine Wohnung im Mehrfamilienhaus mit 70 Quadratmeter Wohnfläche und einer schlechten Energieeffizienzklasse (G) steigen die zusätzlichen jährlichen Heizkosten ebenfalls an. Je nach Energieträger betragen die Kosten: 753 Euro bei einer Gasheizung, 999 Euro bei einer Ölheizung.
Besser sieht die Situation bei energetisch effizienteren Gebäuden aus. In diesen Fällen sind die jährlichen CO2-Kosten etwas niedriger: Bei einem Einfamilienhaus belaufen sich die jährlichen CO2-Kosten ab 2027 nach Einschätzung des FIW auf schätzungsweise 545 Euro bei einer Gasheizung und auf 722 Euro bei einer Ölheizung. Für eine Wohnung im Mehrfamilienhaus liegen die zusätzlichen jährlichen Kosten bei 266 Euro bei einer Gasheizung und bei 300 Euro bei einer Ölheizung. Die Studienautoren gingen dabei von einem Energieverbrauch von bis zu 75 Kilowattstunden pro Quadratmeter aus. Diese Summen müssten Mieter und Eigentümer als Mehrausgaben in ihrer Nebenkosten- oder in den entsprechenden Energiekosten kalkulieren.
Studienautor Andreas Holm spricht von einem „unkalkulierbaren Kostenrisiko“ für Eigentümer und Mieter, das den Preisschock der Energiekrise von 2022 wiederholen könnte.
Wie sich Hausbesitzer vor dem Kostenschock schützen können
Die Lösung liegt in der energetischen Sanierung. Doch das ist teuer. Der Bundesverband energieeffiziente Gebäudehülle (BuVEG) fordert daher von der Politik Sanierungsoffensiven, um die Mehrkosten abzufedern. Bisher seien die Sanierungsraten in Deutschland zu niedrig, was zu den aktuellen Problemen führe.
Experten und Verbände fordern jetzt verstärkte staatliche Unterstützung für Hausbesitzer, um die teuren Maßnahmen überhaupt umsetzen zu können. Der Geschäftsführer des BuVEG, Jan Peter Hinrichs, warnt im „Handelsblatt“: „Auf viele Eigentümer und Mieter werden hohe Mehrkosten zukommen, weil Fassade, Dach und Fenster veraltet sind. Es braucht dringend eine neue Sanierungsoffensive.“
Die steigenden Heizkosten könnten in Zukunft zu einer sozialen Frage werden, die das Wohnen in Deutschland deutlich teurer macht. Wer sich nicht vorbereitet, den erwartet ab 2027 eine kalte Überraschung.