Brandbrief an Faeser - Brisante Details: CIA wollte deutsche Behörden nicht bei Gefangenen-Austausch dabeihaben

Innenministerin Faeser betont, man nehme die Bedrohung durch Russland sehr ernst.<span class="copyright">Michael Kappeler/dpa</span>
Innenministerin Faeser betont, man nehme die Bedrohung durch Russland sehr ernst.Michael Kappeler/dpa

In einem Brandbrief an Bundesinnenministerin Nancy Faeser (SPD) haben sich das Bundeskriminalamt (BKA) und das Bundesamt für Verfassungsschutz (BfV) darüber beschwert, dass sie in den historischen Gefangenen-Austausch mit Russland vor zwei Wochen nicht eingebunden waren.

Trotz der guten Zusammenarbeit mit internationalen Sicherheitsdiensten blieben BKA und BfV bei der Freilassung von insgesamt 26 Gefangenen – darunter ein US-Journalist, russische Oppositionelle, Spione, Touristen und ein Auftragskiller – außen vor.

Das Protestschreiben an Faeser war nach FOCUS-Informationen als „vertrauliche Verschlusssache“ klassifiziert. Somit hatte nur ein kleiner Kreis im Innenministerium das Recht, die ungewöhnliche Post zu lesen.

„Vorwurf gegen das BfV und das BKA ist haltlos“

In der Endphase der mehr als zweijährigen zähen Verhandlungen war es nach FOCUS-Recherchen insbesondere der US-Geheimdienst CIA, der die beiden deutschen Inlandsbehörden BKA und BfV nicht an dem komplizierten Austausch beteiligen wollte.

Ein hochrangiger Berliner Regierungsbeamter: „Die Amerikaner sind seit geraumer Zeit überzeugt, dass aus beiden Ämtern immer wieder sensible Informationen abfließen, dass es dort undichte Stellen gibt!“

Ein Sprecher des Bundesinnenministerium wies diese Einschätzung mit Nachdruck zurück. „Der Vorwurf gegen das BfV und das BKA ist haltlos und unzutreffend“, betonte er auf Anfrage. Ein Protestschreiben der beiden Zentralbehörden wollte er weder bestätigen noch dementieren: „Zu internen Vorgängen äußern wir uns nicht.“

BND und Bundespolizei spielten bei Verhandlungen wichtige Rolle

Im Gegensatz zu BKA und BfV spielten der Bundesnachrichtendienst (BND) und die Bundespolizei (BPol) bei den Verhandlungen eine gewichtige Rolle.

Eine Delegation des Geheimdienstes unter Leitung von BND-Vizepräsident Philipp Wolff setzte bei konspirativen Treffen mit den Russen in Saudi-Arabien und in der Türkei schließlich durch, dass Moskau weitaus mehr Gefangene als zunächst gedacht freiließ.

Ursprünglich wollte Kreml-Chef Wladimir Putin Moskaus Auftragskiller Wadim Krasikow, der nach dem Mord an einem früheren tschetschenischen Kommandanten in Berlin zu lebenslanger Haft verurteilt worden war, lediglich gegen nur einen prominenten Häftling eintauschen.

Wadim Krasikow bekam eine Art Sonderbehandlung

Maßgeblich zuständig für die Logistik des größten Gefangenen-Austausches in Europa seit Ende des Kalten Kriegs war die Bundespolizei.

Sie identifizierte die teils kranken und abgemagerten 16 Geiseln aus russischer Haft, um sicherzustellen, dass die Russen die richtigen Personen ins Flugzeug gesetzt hatten.

Wadim Krasikow, laut Urteil ein Killer im Auftrag des Kreml, bekam zum Schluss noch eine Art Sonderbehandlung: Bewaffnete Beamte der Polizei-Eliteeinheit GSG 9 begleiteten Krasnikow auf seinem Heimflug nach Moskau, wo ihn Putin ihn bereits am ausgerollten roten Teppich erwartete.