Wegen Kartenzahlung - Den letzten Gästen im Restaurant wird oft eine überraschende Frage gestellt

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Den letzten Gästen im Restaurant wird oft eine überraschende Frage gestelltIMAGO/photothek.de

Bankautomaten spucken kein Bargeld aus und Supermärkte fragen höflich nach Kartenzahlungen: Der Streik der Geldboten sorgt in Deutschland für einen Bargeldengpass. Doch in einer Branche ist er schon längst angekommen. Im Restaurant stellen viele Kellner ihren Gästen deshalb eine brisante Frage.

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Kartenzahlung? Bei Gastronomen eher unbeliebt! Der Grund? Nervige Buchhaltung, verzögerte Geldeingänge – vor allem bei Kreditkarten – und Schwarzgeld? Schwierig! Trotzdem kommen immer mehr Restaurants und Bars nicht drum herum, Kartenzahlung anzubieten. Sehr zum Ärger auch der Mitarbeitenden.

„Studien zeigen, dass bei Kartenzahlung im Großen und Ganzen weniger Trinkgeld gegeben wird“, sagt Sascha Hoffmann von der Hochschule Fresenius in Hamburg. „Das wirkt sich unmittelbar negativ auf die Verdienstmöglichkeiten von Mitarbeitenden in der Gastronomie und anderen Dienstleistungsberufen aus. Die Stundensätze sind dort ohnehin nicht besonders hoch und die Angestellten sind besonders auf Trinkgelder als zusätzliche Einkommensquelle angewiesen.“

Schon immer war es für viele Kunden Stress, vor den Augen einer Servicekraft und gegebenenfalls weiterer Gäste eine gut gerundete Trinkgeldhöhe auszurechnen, ergänzt Hoffmann. Neben Kopfrechenproblemen kämen soziale Normen ins Spiel, da sich die meisten „richtig verhalten“ und nicht als knauserig wahrgenommen werden wollen.

Kellner stellen den letzten Gäste oft eine Frage

Es gibt noch ein weiteres Problem. Da immer mehr Leute mit Karte bezahlen, kann sich das Personal am Ende einer Schicht das Trinkgeld nicht mehr in bar auszahlen. Auch deshalb werden die letzten Gäste, die vielleicht sogar eine höhere Schlussrechnung haben, höflich gefragt, ob sie ihre Rechnung bar bezahlen können. „Sonst müssen wir ein paar Tage auf unser Trinkgeld warten, und das ist schon ein bisschen ärgerlich“, sagt eine Kellnerin in einer beliebten Münchner Bar. „Ich nehme auch gern Bargeld“, sei ein Spruch, den sie ihren Kunden immer wieder zuruft, wenn sie bezahlen wollen.

„Besonders gegen Ende des Monats sei das Geld bei vielen Aushilfen knapp.“ Auch deshalb seien viele Kellner eben auf die direkte Auszahlung angewiesen. Das Bezahlen mit der Karte, dem Handy oder Smartwatch verändere die Trinkgeldkultur , glaubt sie. „Es kommt immer wieder vor, dass Leute auch bei sehr gutem Service kein Trinkgeld mehr geben. Sie denken sich dann: 'Ich bezahle schon zu viel für das Essen.' Dabei seien viele Verträge von Aushilfen in der Gastronomie so gestaltet, dass das Trinkgeld einkalkuliert wird.“ 

Das Dilemma mit der 0-, 5-, 10- & 20-Prozent-Taste

Die Branche geht dagegen vor. So finden sich in immer mehr Gastronomiebetrieben neuere Kartenlesegeräte, die Kunden dazu ermutigen, Trinkgeld zu geben. Doch diese Geräte üben auch Druck aus: Immer häufiger werden Kunden beim Bezahlen praktisch zu Trinkgeldvorschlägen genötigt. Standardmäßig 10, 15 oder sogar 20 Prozent – einfach per Knopfdruck.

Gäste können zwar Trinkgeld verweigern, aber die Taste dafür ist schwer zu finden und kann auch unangenehm sein, wenn die Servicekraft genau darauf achtet, was gedrückt wird.

Bargeldbeschaffung wird immer schwieriger

Studien zeigen, dass Menschen zunehmend zur Kartenzahlung greifen, nicht nur aus Bequemlichkeit. Der Zugang zu Bargeld wird schwieriger, was dazu führt, dass es für wichtigere Ausgaben zurückgehalten wird. Wer Geld abhebt, nutzt es eher für dringende Angelegenheiten als für alltägliche Dinge wie den Restaurantbesuch.

Grund für die Bargeld-Ebbe? Viele Banken schließen Filialen und reduzieren Geldautomaten, um Kosten zu sparen. Der Betrieb, die IT und die Wartung der Automaten sind personalintensiv. Gleichzeitig sinkt die Nachfrage nach Bargeld, was diesen Rückzug zusätzlich antreibt, glaubt Benjamin Born von der Frankfurt School of Finance.

Nach einer Analyse der Unternehmensberatung McKinsey & Company kostet die Bargeldversorgung Banken und Sparkassen jährlich rund zwei Milliarden Euro. Darin enthalten sind auch die Kosten für die rund 55.000 Geldautomaten in Deutschland, deren Zahl seit Jahren kontinuierlich sinkt.