Weil er sich um seine sterbende Frau kümmerte, verlor er seinen Job

Tom Sapienza und seine Anwälte kämpfen vor Gericht nicht nur um Gerechtigkeit. Der Fall um die Entlassung des Mannes aus Massachusetts zieht in den USA weite Kreise. Im November vergangenen Jahres verlor Sapienza seinen Job bei der Stadt Lawrence, weil er sich weigerte, eine unbezahlte Auszeit zu unterbrechen. Vier Monate hatte sich Sapienza um seine an Krebs erkrankte Frau Heather gekümmert.

Am 3. November verlor Heather Sapienza den Kampf gegen den Krebs, der ihr Gehirn befallen hatte. Zuvor war sie liebevoll von ihrem Mann Tom gepflegt worden, der sich dafür zweimal von der Arbeit befreien ließ. 2002 hatte der heute 41-Jährige seine Stelle beim „Department of Public Work“ in seiner Heimatstadt Lawrence angetreten. Am 26. November 2012 hatte die Stadtverwaltung Tom fristlos gekündigt. Das berichtet die US-Tageszeitung „The Eagle Tribune“. Der Grund für die Entlassung: Weil sich Sapienza um seine Frau kümmerte, soll er die ihm zustehende Urlaubszeit überschritten haben.

Laut Gesetz steht US-Bürgern im Falle der Erkrankung eines Familienangehörigen eine Arbeitsunterbrechung zu. In dieser Zeit muss der Arbeitgeber die Stelle für den Arbeitnehmer freihalten. Der Haken im Fall Sapienza: Da er zweimal bereits pausiert hat - in den Jahren 2008 und 2010 - ist die gesetzliche Regelung in seinem Fall nicht anwendbar. Aufgrund seiner Pausen steckt er in den Schwierigkeiten, die jetzt vor Gericht verhandelt werden müssen.

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Die Kündigung traf den Mann völlig unerwartet: „Ich wollte meinen Job auf keinen Fall verlieren“, berichtet Tom Sapienza Reportern des US-Fernsehsender WCVB. „Ich habe darum gebeten, pausieren zu dürfen, damit ich mich um meine Frau kümmern kann. So wie es jeder gute Mann tun sollte.“ Zuvor sei ihm zugesichert worden, er würde seinen Arbeitsplatz auf jeden Fall zurückbekommen, erklärte Sapienza weiter.

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Davon will Bürgermeister William Lantigua nichts wissen. „Meinen Sie nicht, ich wünschte mir auch, dass seine Frau noch lebt, und er seinen Job noch hat? Natürlich wünsche ich mir das. Dass er heute arbeitslos ist, hat er sich aber selbst eingebrockt“, zitiert die „Huffington Post“ Lantigua. So richtig will man dem Mann die frommen Wünsche nicht abnehmen. Denn wie die „Huffington Post“ weiter berichtet, setzte er am Tag von Sapienzas Entlassung seinen politischen Freund Jose Santiago auf die freigeräumte Stelle. Alles andere als eine gute Wahl, wie Recherchen ergaben: Derzeit soll sich Santiago sogar in Polizeigewahrsam befinden, weil er eine Gewaltschutzanordnung seiner Ex-Freundin missachtet hatte.

Um seinen Job zurückzubekommen, klagt Sapienza nun. Gemeinsam mit seinem Rechtsbeistand geht er einen ungewöhnlichen Weg: Nicht mit der Pflege seiner Frau argumentiert er, sondern mit dem US-Amerikanischen Anti-Diskriminierungsgesetz. "Wir sind fest davon überzeugt, dass Tom Sapienza immer noch für die Stadt Lawrence arbeiten würde, wäre er Latino und nicht Weiß", sagte Sapienzas Anwältin Ellen Shimer-Brenes dem Fernsehsender WHDH.