Weil ihr Bruder die Falsche liebt: Schwestern in Indien zu Vergewaltigung verurteilt

Meenakshi Kumari versteckt sich derzeit bei ihrem Anwalt in Delhi.

In Indien schreibt das bestehende Kastensystem vor, wen man lieben darf und wen nicht. Innerhalb der eigenen Kaste gibt es dabei keine Probleme. Aber wehe, jemand verliebt sich in eine Person aus einer anderen Kaste. Was dann passiert, bewegt derzeit nicht nur Amnesty International (AI), sondern die ganze Welt.

Die Familie Kumari aus einem Dorf in der Nähe von Delhi gehört der untersten Kaste "Dalit" an. Der Sohn der Familie hat sich jedoch in eine Frau aus einer höheren Kaste verliebt – eine Tatsache, die dem Ältestenrat des Dorfes ganz und gar nicht passt, wie unter anderem der britische "Telegraph" berichtet. Um zunächst einer Strafe zu entkommen, flüchtete der junge Mann mit seiner Geliebten. Als er jedoch erfuhr, dass unterdessen seine Familie gefoltert worden war, kehrte er umgehend in sein Dorf zurück.

Als Strafe sollen nun die 23 und 15 Jahre alten Schwestern des Mannes zuerst nackt durch die Straßen des Dorfes gejagt und anschließend vergewaltigt werden – ganz nach dem Motto: "Auge um Auge, Zahn um Zahn". Die Angebetete des Bruders wurde bereits vom Ältestenrat mit einem Mann ihrer eigenen Kaste zwangsverheiratet. Nun sollen auch die Schwestern ihre Strafe erhalten – für eine Tat, mit der sie gar nichts zu tun haben. Die beiden sind jedoch inzwischen mit ihren Eltern in Delhi untergetaucht und haben einen Anwalt konsultiert. Mit ihm wollen sie bis vor das Oberste Gericht ziehen.

Auch Amnesty International hat sich eingeschaltet und eine Petition ins Leben gerufen. "Nichts kann diese abscheuliche Strafe rechtfertigen. Es ist nicht fair. Es ist nicht richtig. Es ist gegen das Gesetz", heißt es in dem Aufruf. Die 300.000 benötigten Unterschriften hat AI schnell zusammenbekommen – und sogar noch mehr. Ob dies Familie Kumari hilft, ist jedoch noch unklar. In Indien sind barbarische Strafen wie diese keine Seltenheit.