Welche Drohnen-Startups stehen im Schatten von Superstar Wingcopter?

Die deutsche Startup-Szene hat neben bekannten Drohnenbauern wie Lilium und Volocopter auch andere Stars hervorgebracht.  - Copyright: Flynex, Volodrone, Skyseed, Quantum-Systems
Die deutsche Startup-Szene hat neben bekannten Drohnenbauern wie Lilium und Volocopter auch andere Stars hervorgebracht. - Copyright: Flynex, Volodrone, Skyseed, Quantum-Systems

Lange wurden Drohnen vor allem für Film- und Fotoaufnahmen aus der Luft genutzt. Dann kam die Ära der Flugtaxen, allen voran die Firmen Volocopter und Lilium. Sie gelten als Tesla der Lüfte, weil sie riesige Drohnen bauen, die für den Personentransport gedacht sind. Ein anderes, sehr bekanntes Startup in dem Bereich ist Wingcopter. Die Firma ist dafür bekannt, Medikamente von A nach B zu fliegen. Alle drei gelten als Superstars in der deutschen Startup-Szene.

Wie Wingcopter zeigt, können die Senkrechtstarter neben dem Personentransport auch für andere, ebenso wichtige Zwecke eingesetzt werden, etwa um Essen auszuliefern, Inspektionen an schwer zugänglichen Orten durchzuführen oder Medikamente zu versenden. Einen ähnlichen Ansatz verfolgen auch die Startups Quantum Systems, Skyseed und Emqopter. Oder Amazon: Der Versandriese hat angekündigt, noch in diesem Jahr sein Drohnen-Programm namens Prime Air zu starten und Pakete per Drohne auszuliefern – allerdings erst einmal nur in Kalifornien.

Welche Firmen künftig dafür sorgen könnten, dass in Deutschland Cargo- oder Passagierdrohnen umherschwirren, zeigt diese Zusammenfassung.

Quantum-Systems

Ex-Soldat Florian Seibel verkauft seine Überwachungsdrohnen in die ganze Welt. - Copyright: Quantum-Systems
Ex-Soldat Florian Seibel verkauft seine Überwachungsdrohnen in die ganze Welt. - Copyright: Quantum-Systems

Vom Bundeswehrsoldaten zum Startup-Gründer: So lässt sich die Geschichte von Florian Seibert in Kürze zusammenfassen. 2015 baute er mit seinen Mitgründern Frank Thieser, Tobias Kloss und Armin Busse das Startup Quantum-Systems auf. Die Firma mit Sitz im oberbayrischen Gilching baut Hightech-Drohnen, die zuletzt mit dem Einsatz im Ukraine-Krieg Schlagzeilen machten. So kauften neben dem deutschen Verteidigungsministerium auch das US-Verteidigungsministerium sowie einige ukrainische Multimillionäre bei dem Startup ein. Sie sollen die elektrisch angetriebenen Geräte vor allem als Überwachungsdrohnen eingesetzt haben, um die Ukraine im Krieg gegen Russland zu unterstützen. Die Fluggeräte werden aber auch in anderen Bereichen eingesetzt, etwa in der Landwirtschaft, im Bergbau oder in der Bauindustrie.

Im Juni gab Quantum-Systems bekannt, umgerechnet rund 30 Millionen Euro (32 Millionen US-Dollar) eingesammelt zu haben. Neben Business Angels und Altinvestoren stammt das Geld von der Europäischen Investitionsbank sowie von einem Wachstumsfonds der Bayern Kapital. Quantum-Systems war zuvor ebenfalls auf dem Radar prominenter Szeneköpfe. So investierte der Fonds 10x Group von Felix Haas und anderen prominenten Gründern 2021 einen mittleren einstelligen Millionenbetrag in das bayrische Drohnen-Startup.

Wingcopter

Das Darmstädter Unternehmen Wingcopter legt einen besonderen Fokus auf die Auslieferung medizinischer Produkte.  - Copyright: Wingcopter
Das Darmstädter Unternehmen Wingcopter legt einen besonderen Fokus auf die Auslieferung medizinischer Produkte. - Copyright: Wingcopter

Die Firma aus dem hessischen Darmstadt entwickelt und verkauft Drohnen, die bereits überall auf der Welt im Einsatz sind. Unter anderem in Malawi oder im südpazifischen Vanualu, um Medizin in schwer erreichbare Gegenden zu liefern. Dafür arbeitet Wingcopter mit Partnern wie der Deutschen Gesellschaft für internationale Zusammenarbeit (GIZ) und Unicef zusammen. Im Juni dieses Jahres sammelte das Startup im Rahmen einer erweiterten Series-A-Finanzierungsrunde umgerechnet rund 38 Millionen Euro (42 Millionen US-Dollar) von Investoren ein, darunter von der Supermarktkette Rewe und dem Biontech-Investor Salvia. Seit der Gründung 2017 sind insgesamt rund 60 Millionen Euro in die Firma geflossen.

Wingcopter plane, in den kommenden fünf Jahren 12.000 Fluggeräte nach Afrika zu liefern, um dort die Medikamentenversorgung zu verbessern. Die hessische Tech-Firma ist zudem in den USA aktiv und versorgt auch dort entlegene Gegenden mit medizinischen Produkten. Die Idee dafür hatte Rom Plümmer während eines freiwilligen sozialen Jahrs in Ghana. Für die finale Gründung 2017 holte er noch Ansgar Kadura und Jonathan Hesselbarth mit an Bord.

Skyseed

Das Saatgut, das von der Drohne getragen wird, kann in dosierten Portionen über Waldgelände verteilt werden. - Copyright: Skyseed
Das Saatgut, das von der Drohne getragen wird, kann in dosierten Portionen über Waldgelände verteilt werden. - Copyright: Skyseed

Vertrocknete Bäume, brachliegende Waldflächen: Das sind die Folgen des Klimawandels, die bereits jetzt in vielen Teilen Deutschlands zu beobachten sind. Das Berliner Startup Skyseed will mit der eigenen Saatgutdrohne dabei helfen, diese Flächen wieder aufzuforsten. Dafür transportiert das Fluggerät in einer durchsichtigen Box Saatgut, das es in dosierten Portionen über Waldgelände fliegt. So soll die Wiederbewaldung einfacher, schneller und sicherer vonstattengehen, da gefährliche Waldflächen wie Steilhänge für Menschen nur schwer zugänglich sind. Ein Drohnenpilot steuert das Gerät über einen Mini-Computer. Skyseed verkauft die Dienstleistung, nicht die Drohnen selbst.

Ole Seidenberg, Dominik Wind und sein Bruder Simon Wind gründeten die Firma mit Sitz in Berlin 2021. Erste Aufträge haben die Drei bereits durchgeführt, unter anderem für ein Forstamt nahe Freiburg sowie einen privaten Waldbesitzer im Sauerland. Erstes VC-Geld gab es im Mai dieses Jahres: Im Rahmen einer Seed-Finanzierung erhielt Skyseed rund zwei Millionen Euro. Angeführt wurde die Runde von der nachhaltigkeitsorientierten VC-Firma Wi Venture, Rivus Capital sowie Better Ventures, hinter dem sich prominente Szeneköpfe wie Christoph Behn und der Signavio-Gründer Nicolas Peters versammeln. Auch CK Venture von Conny Hörl und Katja Ruhnke beteiligten sich an Skyseed.

Fairfleet

Dario Manns, Marco Kreuzer und Alexander Engelfried sind für Drohnen-Aufträge früher um die ganze Welt gereist. - Copyright: Unternehmen
Dario Manns, Marco Kreuzer und Alexander Engelfried sind für Drohnen-Aufträge früher um die ganze Welt gereist. - Copyright: Unternehmen

Begeisterung für die Drohnen-Technik zeigten die drei Gründer Alexander Engelfried, Marco Kreuzer und Dario Manns bereits während ihres Studiums an der privaten Fachhochschule IU Internationale Hochschule. Damals seien sie um die Welt gereist, um für Firmen mit ihren eigenen Fluggeräten Aufnahmen zu machen. Nach dem Studium gründeten sie 2016 das Drohnen-Startup Fairfleet. Ihre Idee war es, über eine Plattform Drohnenpiloten mit Firmen zusammenzubringen, die Luftaufnahmen benötigen. So wie etwa für Gebäude- und Dachinspektionen oder Vermessungen. Das Startup zählt eigenen Angaben zufolge über 3.000 registrierte Drohnenpiloten auf der ganzen Welt. Obendrein gab das 15-köpfige Team von Fairfleet im August dieses Jahres bekannt, einen Vertrag mit dem Katastrophenschutz- und Krisenmanagement-Zentrum (Copernicus Emergency Management Service) der EU-Kommission abgeschlossen zu haben. Künftig sollen Fairfleet-Piloten also auch in Notfällen und humanitären Katastrophen anrücken, um Luftbildaufnahmen zu erstellen.

Bee Appliance

Der Prototyp der Firma Bee Appliance soll Frachtgüter von bis zu 120 Kilogramm transportieren können. - Copyright: Bee Appliance
Der Prototyp der Firma Bee Appliance soll Frachtgüter von bis zu 120 Kilogramm transportieren können. - Copyright: Bee Appliance

Flächen wie Baustellen oder landwirtschaftlich genutzte Felder können riesig sein. Sich einen Überblick darüber zu verschaffen, Hilfsmittel von einem zum anderen Standort zu transportieren oder Gegenstände wie Rohe zu reparieren kann aufwendig sein und lange dauern. In dem Fall kommen die Lastendrohnen des Startups Bee Appliance aus dem oberbayrischen Beilngries ins Spiel. Aktuell soll der Prototyp der Firma Frachtgüter von bis zu 120 Kilogramm transportieren können, schreibt das Handelsblatt. Bis zur angepeilten Serienreife im Jahr 2023 soll die Ladekapazität dem Wirtschaftsmagazin zufolge auf 200 Kilogramm steigen.

Mit den Drohnen sollen vielfältige Tätigkeiten wie Montagearbeiten, für die normalerweise ein Kran benötigt werden, erledigt werden können. Die Fluggeräte von Bee Appliance sollen vor allem in den Bereichen der Rettung, der Überwachung, der Logistik, auf Baustellen und in der Landwirtschaft zum Einsatz kommen. Gegründet wurde Bee Appliance 2015 von Felix Arnold, der heute auch noch Chef der Firma ist. 2018 gab das Startup eine Partnerschaft mit dem 1948 gegründete Familienunternehmen Biersack bekannt. Das Unternehmen beliefert die Automobil- und die Flugzeugindustrie mit Bauteilen und gehört auch zu den Investoren des Startups.

Volocopter

Volocopter testet seine Volodrone mit dem weltweiten Logistikdienstleister  DB Schenker.  - Copyright: Volocopter
Volocopter testet seine Volodrone mit dem weltweiten Logistikdienstleister DB Schenker. - Copyright: Volocopter

Das Karlsruher Startup Volocopter ist für seine Flugtaxen bekannt, die für den Transport von Flugpassagieren gedacht sind. Doch das Startup entwickelt auch Schwerlastdrohnen, die Frachtgüter wie Kisten oder Maschinen mit einem Gewicht von bis zu 200 Kilogramm transportieren sollen. Mit einem Durchmesser von 9,15 Metern, einer Höhe von 2,15 Metern und einem Startgewicht von 600 Kilogramm ist die Drohne entsprechend groß. Das unbemannte, elektrisch betriebene Fluggerät soll Unternehmensangaben zufolge Strecken von bis zu 40 Kilometer zurücklegen können.

Der erste Flug mit der sogenannten Volodrohne hat 2019 stattgefunden. Seither finden regelmäßige Tests statt, unter anderem mit dem Partner und Investor des Startups DB Schenker. Volocopter wurde 2011 von Stephen Wolf und Alex Zosel gegründet, hieß damals E-velo und sammelte die ersten Millionen Euro via Crowdfunding ein. Heute wird die Firma aus Baden-Wüttemberg von Airbus-Manager Dirk Hoke geleitet, der erst vor kurzem seinen langjährigen Vorgänger Florian Reuter ablöste. Obendrein erreichte das baden-württembergische Startup nach einer Millionenfinanzierung im März 2022 den Einhorn-Status. Das heißt, dass Volocopter eine Bewertung von einer Milliarde Euro erreicht hat. Bis 2024 plant die Firma den Verkauf erster kommerzieller Flüge, unter anderem in Singapur sowie während der Olympischen Spielen in Paris. Wann genau die Drohnensparte offiziell an den Start gehen soll, ist nicht bekannt.

Emqopter

Emqopter wurde 2016 aus der Julius-Maximilians-Universität in Würzburg ausgegründet.  - Copyright: Emqopter
Emqopter wurde 2016 aus der Julius-Maximilians-Universität in Würzburg ausgegründet. - Copyright: Emqopter

Noch ein Drohnen-Startup aus Bayern: Das Würzburger Startup Emqopter entwickelt und baut voll-autonom fliegende Lieferdrohnen, die eigenen Angaben zufolge bis zu 70 Stundenkilometer schnell fliegen können sowie eine Reichweite von bis zu drei Kilometer haben sollen. Die Drohne des Startup eigne sich besonders für schnelle Lieferungen, um etwa Lebensmitteln, Werkzeuge oder Post zu versenden, heißt es vom Unternehmen. Emqopter arbeitet bereits mit dem Autozulieferer und Familienunternehmen Jopp zusammen.

Wingcopter
Wingcopter

Neben der Lieferdrohne produziert die Firma auch einen sogenannten Quanipulator. Das ist eine Drohne mit mechanischem Greifarm, die leichte Gegenstände in Innenträumen aufnehmen, transportieren und ablegen kann. Neben dem Bau und Vertrieb der eigenen Drohnen plant Emqopter einem Bericht der Main-Post zufolge den Bau eines eigenen Drohnenflughafens. Dieser solle unter anderem für die logistische Abwicklung von Paketwaren dienen. Direkt nebenan soll zudem eine eigene Firmenzentrale errichtet werden. Hinter Emqopter stecken die beiden Geschäftsführer Marvin Bihl und Nils Gageik, die das Startup 2016 als Spin-Off des Lehrstuhls für Luft- und Raumfahrtinformatik an der Julius-Maximilians-Universität Würzburg gründeten.

Airial Robotics

Seit 2021 werden die Drohnen von Airial Robotics vom medizinischen Luftfrachtdienst Medifly eingesetzt, um Güter wie Spritzen oder Tupfer zu transportieren.  - Copyright: Airial Robotics
Seit 2021 werden die Drohnen von Airial Robotics vom medizinischen Luftfrachtdienst Medifly eingesetzt, um Güter wie Spritzen oder Tupfer zu transportieren. - Copyright: Airial Robotics

Airial Robotics ist ein Startup aus Hamburg, das Drohnen für kommerzielle Zwecke baut. Die Drohnen des Startups lassen sich also in Bereichen der Auslieferung, auf Baustellen oder bei der Inspektion von Stromnetzen einsetzten. Bis zu acht Kilogramm sollen die Fluggeräte transportieren können. Das Hamburger Startup ist Ende vorigen Jahres eine Partnerschaft mit dem Logistikunternehmen hinter dem Hamburger Hafen eingegangen. Dort werden Fluggeräte unter anderem für Inspektionen oder die Sicherheitsüberwachung eingesetzt. Aber auch für die Lieferungen von Schiff zu Schiff oder Vermessungen.

Seit 2021 werden die Drohnen von Airial Robotics außerdem vom medizinischen Luftfrachtdienst Medifly eingesetzt, um beispielsweise Spritzen oder Tupfer in der Hansestadt zu transportieren. Airial Robotics wurde 2020 von Jörg Schamuhn gegründet. Seine Ausbildung machte zum Ingenieur für Raum- und Luftfahrttechnik machte der spätere Marketingexperte 1982 an der Universität der Bundeswehr.

Flynex

Die Macher hinter dem Startup Flynex aus Hamburg: Christian Caballero, Holger Dirksen, Michael Petrosjan und Andreas Dunsch (v.l.). - Copyright: Flynex
Die Macher hinter dem Startup Flynex aus Hamburg: Christian Caballero, Holger Dirksen, Michael Petrosjan und Andreas Dunsch (v.l.). - Copyright: Flynex

Drohnen ins Unternehmen bringen – aber wie? Wo gelten welche Gesetzte und wo darf man landen? Beim Beantworten dieser Fragen soll das Hamburger Startup Flynex helfen. So hilft der 2015 gegründete Softwaredienstleister Unternehmen dabei, Drohneneinsätze zu planen, durchzuführen und auszuwerten. Dafür stattet Flynex Firmen zunächst mit Drohnen aus, die zum jeweiligen Anwendungsfall passen. Das kann beispielsweise die präzise Dokumentation und Messung von Gebäuden sein oder die Inspektion einer Stromleitung.

Obendrein verkauft Flynex die eigens entwickelte Software, die Firmen von der Planung bis zur Durchführung eines Drohneneinsatzes begleiten soll. Dazu gehört eine digitale Karte des Startups, die regelmäßig über regulatorische Neuerungen informiert – denn die sind komplex. So kann beispielsweise jedes Bundesland eigene Regeln festlegen, in welchen Höhen Drohnen fliegen dürfen. Zudem können Kunden Drohnendaten über die Software der Firma sammeln, verwalten und analysieren. Die Idee für Flynex hatten die drei Ex-Bundeswehroffiziere Andreas Dunsch, Michael Petrosjan und Christian Caballero sowie Holger Dirksen, Geowissenschaftler und Software-Experte.

Dieser Artikel erschien zuerst im Juli 2022.