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Welche Parteien deutsche Promis unterstützen

In den USA gehören prominente Wahlhelferinnen und Wahlhelfer zur politischen Kultur. Und auch in Deutschland gibt es Stars, die sich positionieren - durchaus auch überraschend.

Merkel-Fan, Merz-Unterstützerin - und zuletzt auch Gast im Talk-Format von Unions-Kanzlerkandidat Laschet: Schauspielerin und Moderatorin Sophia Thomalla.
Merkel-Fan, Merz-Unterstützerin - und zuletzt auch Gast im Talk-Format von Unions-Kanzlerkandidat Laschet: Schauspielerin und Moderatorin Sophia Thomalla.

Berlin (dpa) - Von Hollywood-Ikone Cary Grant sind die Sätze überliefert: «Ich mag es nicht, wenn Schauspieler öffentlich und spontan über Liebe, Religion oder Politik sprechen. Wir sind keine Experten auf diesen Themengebieten.»

Das sehen andere Künstler anders als der Hitchcock-Filmstar («Der unsichtbare Dritte», «Über den Dächern von Nizza»). Iris Berben zum Beispiel ist eine Art deutsche Barbra Streisand - wer es wissen will, weiß, wo die 70-Jährige politisch steht. So wie die 79-jährige Streisand seit Jahrzehnten die US-Demokraten unterstützt, so ist Berben den Sozialdemokraten treu.

Andere Promis sind dagegen feste Unions-Stützen, einige klar FDP, wieder andere gelten als grünennah, Rapper Bushido kokettierte einst mit der AfD. 2021 ist wieder Bundestagswahl - und die politische Landschaft sieht laut Umfragen anders aus als früher.

Wer vor vier Jahren für die SPD warb

Als Roland Kaiser vor zwei Jahren von «T-Online» gefragt wurde, ob er noch SPD wähle, sagte er: «Selbstverständlich - und das werde ich auch immer tun.» Er sei immer wieder aktiv für die Sozialdemokraten gewesen. «Wenn man mich fragt, werde ich helfen - ganz klar.»

Vor vier Jahren warben neben Roland Kaiser und Iris Berben für den damaligen SPD-Kandidaten Martin Schulz auch Film- und TV-Stars wie Hannelore Hoger, Natalia Wörner, Leonard Lansink und Moderator Klaas Heufer-Umlauf. Für Angela Merkel (CDU) sprachen sich unter anderem Heino, die Sängerin Lena, aber auch Uschi Glas und Heiner Lauterbach sowie die damals noch lebenden Magier Siegfried und Roy aus.

2021 ist vieles unklarer. Merkel tritt nicht mehr an und die alte Lagerlogik scheint verschwunden.

Dass auch Prominente in Sachen Pandemie gespalten sind, zeigte unter anderem die aufsehenerregende Schauspieleraktion #allesdichtmachen, die die Kritik an den Anti-Corona-Maßnahmen aus der «als extremistisch gebrandmarkten Ecke» holen wollte, wie es der Schauspieler Volker Bruch («Babylon Berlin») in einem «Welt am Sonntag»-Interview formulierte. Er sagte: «Ich fühle mich von den regierenden Parteien momentan nicht repräsentiert.» Die neue Partei Die Basis finde er aber interessant.

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Oft wird vergessen, dass mehr als die bislang im Bundestag vertretenen Parteien auf dem Zettel stehen. Wie viele an der Wahl zum 20. Deutschen Bundestag am 26. September teilnehmen, entscheidet der Bundeswahlausschuss bald. Vor vier Jahren waren es 42.

Die Kanzlerkandidaten und die Kandidatin der etablierten Parteien kämpfen derweil schon auf ihre Weise.

Laschet trifft Thomalla

Statt sich im Internet auf eine Diskussion mit YouTuber Rezo - garantiert kein CDU-Fan - einzulassen, plaudert der Unionsparteien-Kanzlerkandidat zum Beispiel in einem eigenen Online-Kanal seiner Partei mit Promis. Motto: «Armin Laschet trifft ...». Zu Gast war schon Parteikollegin Sophia Thomalla, die als Merkel-Fan bekannt ist, dann Friedrich Merz unterstützte und nun auch Laschet gut findet.

Der viermalige Formel-1-Weltmeister Sebastian Vettel wurde vor kurzem angefeindet, nachdem er sich in einem «Spiegel»-Interview zu den Grünen bekannt hatte. Ihm wurde Scheinheiligkeit vorgeworfen, weil er als Formel-1-Fahrer alles andere als umweltfreundlich unterwegs sei und seit Jahren in der Schweiz lebe.

Gesagt hatte er: «Im Moment schreibt fast jede Partei Klimaschutz auf ihre Fahne. Die Frage ist, bei wem passiert wirklich etwas. Wir sollten für eine Regierung stimmen, von der wir überzeugt sind, dass sie am authentischsten für diese Prinzipien und Werte einsteht. Ja, ich werde grün wählen.»

"Brigitte Live": Laschet spricht in Interview über Privates

Entertainer und Bestsellerautor Hape Kerkeling blieb im Juni in einem «Stern»-Interview diskreter: «Im Ruhrpott lernt man, SPD zu wählen», meinte der 56-Jährige. «Nun habe ich das Milieu freiwillig verlassen. Die dort geblieben sind, wählen die SPD nicht mehr so sehr. Und was ich wähle, steht in den Sternen und nicht im "Stern". Es wird auf jeden Fall eine Partei sein, die unser Grundgesetz hochhält.»

Keine Promi-Testimonials für die AfD

Bei der derzeit größten Oppositionspartei Alternative für Deutschland sagt ein Sprecher, AfD-Mitglieder, -Anhänger, -Funktions- und -Amtsträger würden «stigmatisiert, sozial ausgegrenzt, tätlich angegriffen oder wirtschaftlich geschädigt». «Prominente, die die AfD öffentlich unterstützen, müssten mit denselben Nachteilen rechnen. Aus diesem Grund ist leicht nachvollziehbar, warum sie der AfD im Wahlkampf nicht als Testimonials zur Verfügung stehen.»

Der Künstler Gottfried Helnwein bezieht von Außen Position: Der Österreicher hat einen Traum, der wohl kaum in Erfüllung geht. Der 72-Jährige wünscht sich Sahra Wagenknecht als deutsche Bundeskanzlerin. «Sie ist zweifellos eine der intelligentesten Politikerinnen Europas», sagte der Maler der dpa.

Vor 23 Jahren, als nach 16 Jahren die Ära Kohl endete, titelte die «Bild am Sonntag» eine Woche vor der Bundestagswahl: «100 Prominente sagen, was sie wählen». Marcel Reich-Ranicki, Uwe Friedrichsen und Inge Meysel waren 1998 für die SPD, Karl Lagerfeld, Klausjürgen Wussow und Dieter Thomas Heck für die CDU, Gunter Gabriel für die Grünen. Von heute noch lebenden Promis nannten zum Beispiel Heidi Klum und Hape Kerkeling die SPD, Kai Pflaume und Oliver Bierhoff die CDU, Volker Brandt und Sönke Wortmann die Grünen und Dieter Bohlen und Matthias Reim die FDP.

VIDEO: "Es hat Peng gemacht": Sophia Thomalla und Laura Karasek starten Podcast